Im Münzensammeln spielt die Haptik einen wesentlichen Bestandteil: das Geldstück muss in die Hand genommen werden, um vom Auge genauestens betrachtet zu werden. Die Oberfläche der Münze kann nur untersucht werden, wenn sie im unterschiedlichen Lichteinfall gedreht wird und so kleinste Krätzerchen zum Vorschein bringt. Und im Zweifel führt eine Klangprobe dazu, dass man den Ton der Münze hört und zugunsten eines Originals oder einer Fälschung entscheidet. All diese Punkte haben jedoch gemeinsam, dass man das Geldstück physisch in der Hand hält, ohne eine Münzkapsel oder – schlimmer noch – einen verkratzten Slab. Für viele Sammlerinnen und Sammler macht genau diese Haptik den Reiz ihres Hobbys aus!
Wirklich? Ist diese Ansicht tatsächlich der gemeinsame Nenner aller Münzensammlerinnen und Münzensammler und derer, die es gerne wollen werden? Mit exakt dieser Fragestellung hat sich unsere Umfrage befasst, die im Sommer dieses Jahres durchgeführt wurde.
Um die Zukunft der Numismatik zu gestalten kann man zwei verschiede Wege gehen. Entweder den von Nokia, oder denjenigen von Apple: beide Unternehmen haben vor ca. 15 Jahren die Telekommunikationsbranche voranbringen wollen und suchten nach neuen Möglichkeiten, Kunden für sich zu gewinnen. Das eine Unternehmen entwickelte ein neues Handy und setzte es den Kunden als neuesten Hit vor. Das andere Unternehmen befragte die Kunden, was sie gerne in der Hand halten wollen würden. Das Resultat ist heute bekannt. Während sich Apple zum weltgrössten Unternehmen herangearbeitet hat, spielt Nokia in der Handybranche keine Rolle mehr. Nokias Los zu vermeiden, gilt heute mehr denn je für die Numismatik.
Die Befragung konzentrierte sich ursprünglich auf Jugendliche, und doch haben genügend Erwachsene und jahrzehnteerfahrene, zumeist männliche, Sammler an ihr teilgenommen, um so, zu einem vollständigeren Bild für die Numismatik zu gelangen. Mit dem Ziel in Erfahrung zu bringen, was sich Jugendliche wünschen würden, um mit dem Münzensammeln anzufangen, kamen insgesamt über 700 Antworten aus über 10 Ländern zusammen. Die wichtigsten Rückmeldungen sollen in dem folgenden Artikel dargestellt werden.
Als ein wesentliches Merkmal zur Unterscheidung der Gruppen, war zunächst das Alter ausschlaggebend. So waren 77% der Umfrageteilnehmer Jugendliche (bis zu 20 Jahren alt), und 23% Erwachsene. Auf die Frage, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwas in der Vergangenheit gesammelt haben, oder zurzeit etwas Sammeln, haben ganze 88% positiv beantwortet. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Sammeln an sich nicht generell als uncool gilt und insbesondere die Jugend sehr wohl entweder Panini-Bildchen sammelt oder andere, aussergewöhnliche Sammelstücke:
Obwohl den Jugendlichen der Begriff Numismatik nur zu 56% bekannt ist, haben gleichwohl 93% bereits davon gehört, dass Münzen gesammelt werden – einfach nur nicht unter diesem Fachbegriff. Viel entscheidender scheint die Aussage, dass ein Viertel aller befragten Jugendlichen die Numismatik kennenlernen wollen würden, wenn sie nur die Möglichkeit dazu hätten und sie an dieses Thema herangeführt werden würden.
Im Folgeschritt wurden die Jugendlichen gefragt, warum sie sich bisher nicht für das Münzensammeln interessiert haben und was sie bis anhin davon abgehalten hat, sich mit diesem Hobby auseinanderzusetzen. Auch hier fielen die Antworten teilweise unerwartet aus. Eine der vielen Eintrittsbarrieren war das subjektive Gefühl, sich in ein komplett altersungerechtes Gebiet zu begeben und damit nichts zu tun haben zu wollen. Weitere Feedbacks sind das benötige Fachwissen gewesen, dass zuvor aufgebaut werden muss, und das schlicht nicht offen zugänglich und verfügbar ist. Davon kann abgeleitet werden, dass eine zeitgerechte Möglichkeit gefunden werden muss, um relevante und einfach formulierte Informationen über die Numismatik zur Verfügung zu stellen. Das Credo, je einfacher und kürzer, desto besser, war ein gemeinsamer Nenner über sämtliche Feedbacks hinweg. Auf die Frage, was hält dich davon ab, dich für das Münzensammeln zu interessieren, wurden die folgenden Antworten gegeben:
Zuletzt wurde in Erfahrung gebracht, welche numismatischen Informationen der Jugend zur Verfügung gestellt werden müssten, damit diese auch konsumiert würden? Hier geht der Trend ganz klar zu Online-Angeboten, die – verglichen mit der heutigen Münzen-Welt – sehr viel interaktiver und digitaler ausfallen sollten. So wünscht man sich kurze Filmchen, die jederzeit im Internet abgerufen werden können, oder soziale Medien, in welchem man Gleichgesinnte sucht und auch findet:
Als Schlussbemerkung lässt sich somit festhalten: zur grossen Überraschung hat sich herausgestellt, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Jugendlichen sehr gerne mit dem Münzensammeln anfangen würde, wenn sie denn an dieses Hobby herangeführt werden würden. Sei es mit einer (kurzen) Veranstaltung, in welcher sie mehr über das Thema erfahren könnten. Oder mit einem (ebenfalls kurzen) Video-Tutorial, dass online verfügbar wäre und jederzeit abgespielt werden könnte. Oder einer Internet-Website, welche als Forum zwischen den neugierigen Interessierten und den erfahrenen Sammlerinnen und Sammlern als Bindeglied fungieren würde. Über diese Website wäre es dann möglich, einen Online-Katalog für ein bestimmtes Münzgebiet anzuklicken, oder die Münzen mit Gleichgesinnten zu tauschen.
Sämtliche drei Wünsche sollten dazu beitragen, in einer unkomplizierten Art und Weise die Jugend von heute für das faszinierende Hobby zu begeistern.
Und die Haptik? Wo spielt die altbewährte Anziehungskraft der Münzen auf die neugewonnenen Sammlerinnen und Sammler eine Rolle? Ich bin sicher, dass sich jemand, der oder die sich länger mit diesem Thema beschäftigt, früher oder später auf die physischen Münzen nicht wird verzichten wollen!
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