Lieber Herr Kreutzer,
mit Interesse las ich die Information über die kroatische Münze zu Ehren von Marko Marulić. Ergänzend dazu möchte ich auf ein Denkmal auf dem Julius-Morgenroth-Platz im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf aufmerksam machen. Es ehrt den kroatischen Dichter und Humanisten Marko Marulić (1450-1524). Geschaffen von Slavomir Drinkovic, stellt die drei Meter hohe Bronzestatue den Künstler und Gelehrten mit langem Bart stehend in zeitloser Tracht dar. Der Vater der kroatischen Literatur schreibt mit einem Stift in ein Buch. Bei der Figur wurde auf einen hohen Sockel verzichtet. So kann man dem alten Mann direkt in die Augen schauen, der zunächst in Latein und auch Italienisch schrieb, sich in seinen Epen aber auch der kroatischen Sprache mit solchem Erfolg bediente, dass seine Bücher mehrere Auflagen erlebten und in andere europäische Sprachen übersetzt wurden. Kenner sehen Marulics Bedeutung darin, dass der „christliche Vergil“, wie man ihn auch nannte, anspruchsvolle Dichtung in seiner Muttersprache verfasste und sie damit auch bei den damaligen Eliten bekannt machte.
Marko-Marulić-Skulptur in Berlin-Wilmersdorf
Bildquelle: Wikimedia, OTFW
Wer an der grün patinierten Bronze vorbeigeht, die sich an Porträtstichen des 16. Jahrhunderts anlehnt, wird vielleicht im ersten Moment meinen, es handle sich um ein Bildnis des Erfinders der Buchdruckerkunst Johannes Gutenberg, von dem es kein authentisches Porträt gibt. Die Deutung liegt nahe, weist das Bildwerk doch auf die schriftliche Kommunikation hin, die durch Gutenberg wesentlichen Auftrieb bekam. Aufklärung gibt die Sockelinschrift „Marko Marulić 1450-1524. Kroatischer Dichter und europäischer Humanist“. Mit dem der Münze zu zwei Euro und dem Denkmal wird einer der bedeutendsten Denker und Humanisten der Renaissance geehrt - und aus dem Vergessen geholt. Wie Goethe für uns, ist der drei hundert Jahre ältere Marulić für Kroatien wichtig und beispielgebend. Er publizierte theologische und philosophische Schriften, aber auch Beschreibungen über Land und Leute, die auch heute noch wichtige Geschichtsquellen sind.
Mit besten Grüßen Helmut Caspar
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