Gerd Dethlefs; Stefan Rhein (Hrsg.):
Zeichen der Identität. 500 Jahre Reformationsmedaillen.
Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2024 (= Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Bd. 26)
448 Seiten 200 teils farbige Abbildungen
17 x 24 cm
Hardcover, Fadenheftung
ISBN 978-3-374-07324-5
134,- Euro
Reformations- und Luthermedaillen sind ein beliebtes Sammelgebiet, sowohl in öffentlichen als auch in privaten Sammlungen. Das wurde spätestens im Umfeld der 500-Jahrfeier des Thesenanschlags von
1517 überdeutlich. Da fand man den Katalog von Hugo Schnell aus dem Jahr 1983, der wahrlich gute Dienste geleister hatte, nicht mehr zeitgemäß und neue Werke wurden vorgestellt. Es sei hier nur an die zwei in jedem Sinne gewichtigsten erinnert, die durch denselben Herausgeber/Bearbeiter, Klaus-Peter Brozatus, und denselben Verlag, das Auktionshaus Künker, ohnehin eng verbunden sind. 2015 erschien zweibändig der Katalog der Medaillensammlung der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt mit 1701 Nummern. Auf dem Cover kann man lesen, dass es sich dabei weltweit um eine der größten reformationshistorischen numismatischen Sammlungen handle. Da war schon der nächste Katalog in Arbeit, der 2019 sechsbändig mit den 4716 Nummern der Sammlung Rainer Opitz vorgelegt wurde. Mit diesen beiden gigantischen Editionen ist die Arbeit der Erfassung und Publikation der Reformations-und Luthermedaillen sicher für einige Zeit getan. Wer wollte sich (und warum) in absehbarer Zeit an eine neue Erfassung wagen? Und wozu nun das Werk „Zeichen der Identität. 500 Jahre Reformationsme-daillen"?
Dieses Buch füllt eine große Lücke in der Reformationsnumismatik. Hier wird das in den genannten Katalogen aufbereitete numismatische Material ausgewertet, analysiert und interpretiert, hier geschieht die notwendige Forschungsarbeit, die aus den Katalogen Quellensammlungen macht und sie vor dem Schicksal behütet, Abhaklisten zu werden. Bereits die frühen Medaillen bilden reformatorische Ideen ab, wenn sie das »Licht« der Reformation gegen die »päpstliche Dunkelheit« ins Bild setzen. In den Säkularfeiern ab 1617 werden die geprägten Schaumünzen zu sichtbaren Zeichen der sich entwickelnden und verändernden konfessionellen Identitäten der evangelischen Kirchen. Der Aufsatzband schlägt den Bogen vom 16. Jahrhundert über die Münzen und Medaillen als Mittel der konfessionellen Polemik und Propaganda bis hin zu den vielfältigen Ausprägungen des territorialen Reformationsgedenkens und schließt mit ikonographischen Beobachtungen bis zum Ersten Weltkrieg und zu zeitgenössischen Kunstmedaillen des 21. Jahrhunderts. Die Beiträge gehen weit über die deskriptive Methode hinaus und behandeln die politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Kontexte. Das geschieht in wissenschaftlich fundierten Beiträgen von Jörg Ansorge, Paul Arnold, Martin Christ, Gerd Dethlefs, Johannes Eberhardt, Julia Fesca, Wolfgang Flügel, Torsten Fried, Thomas Fuchs, Christoph Galle, Daniel Harmelink, Hans-Peter Hasse, Hartmut Kühne, Monika Lücke, Matthias Meinhardt, Kathrin Meukow, Matthias Ohm, Stefan Rhein, Johannes Schilling und Carsten Theumer, also von Fachleuten aus Kirchen-, Landes-, Stadt-, Literatur-, Musik- und Kunstgeschichte.
Und deshalb - das richtet sich jetzt an die öffentlichen und privaten Sammler - sollte sich niemand mit seinen Reformations-und Luthermedaillen zufriedengeben, ohne dieses Buch und die dort versammelten Aufsätze gelesen zu haben. Es lohnt sich unbedingt.
Stephan Ludwig
Diese Rezension erschien in der MünzenRevue, Ausgabe 09/24.
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