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Dietmar Kreutzer

Württembergs Münzen: Der „dicke Frieder“

Die Dynastie der Württemberger hat ihren Namen von der Stammburg Wirtemberg nahe Untertürkheim. Ein verbliebener Stein der Burgkapelle nennt den 7. Februar 1083 als Tag der Weihe. Im 12. Jahrhundert zu Grafen befördert, gelang es den Württembergern, ihr Territorium durch Kriege, gute Heiratspolitik und Zukäufe zu erweitern. Als einer der umstrittensten Herrscher von Württemberg gilt Herzog Friedrich II., der spätere König Friedrich I.

König Friedrich von Württemberg (reg. 1797-1816). [Bildquelle: Wikimedia, Landesmuseum]

Wegen seiner Leibesfülle schon in jungen Jahren als „Dicker Frieder“ bespöttelt, heiratete er während seiner Ausbildung am preußischen Hof eine Prinzessin aus Braunschweig-Lüneburg: „Diese Ehe Friedrichs sollte sich als eine der größten Tragödien im württembergischen Haus erweisen. (…) Bereits ein Jahr nach der Hochzeit wollte sie sich von ihrem zur Gewalt neigenden Gemahl scheiden lassen.“ (Das Haus Württemberg, Augsburg 2001, S. 36f.) Ein Umzug beider an den Hof der Zarin Katharina der Großen sorgte kurzzeitig für Entspannung. Doch bald musste die deutsche Prinzessin unter den Schutz eines russischen Hofjägermeisters gestellt werden. Wenig später starb sie unter mysteriösen Umständen. Friedrich II. hatte Russland zu verlassen. Offenbar konnte er schon in seiner Jugend mit Frauen nicht allzu viel anfangen: „Man weiß freilich, dass er in preußischen Militärdiensten vertraulichen Umgang mit jungen Prinzen pflegte und enge Freundschaften anknüpfte. In den Gartenanlagen von Ludwigsburg umgab sich Friedrich als König gern mit hübschen, jungen Männern, man vergnügte sich auf eigens angefertigten Schaukeln und dem großen Karussell. Welcher Art die Beziehungen zu seinen ‚Lieblingen‘ war, lässt sich allerdings nur vermuten.“ (Ebenda, S. 91) In seiner Rolle als Herzog war ihm mehr Erfolg beschieden. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom Februar 1803 wurden seinem Herrschaftsgebiet mehrere Reichsstädte und geistliche Territorien zugeschlagen. Zugleich stieg Friedrich II. zum Kurfürsten auf. Mit der Gründung des Rheinbundes an der Seite Napoleons durfte er sich König nennen: „Offiziell verkündet wurde die Erhebung zum Königreich am Neujahrstag 1806. Man beging sie feierlich mit Kanonenschüssen, Gottesdiensten und Festakten am Hof und in der Stadt. Bald danach ließ König Friedrich Krone und Szepter als Symbole seiner neuen Würde anfertigen. Die verwendeten Smaragde und Diamanten entstammten zum größten Teil der reichen Edelsteinsammlung Carl Alexanders (einer seiner herzoglichen Vorgänger, Anm. des Autors) sowie dem herzoglichen Hausschmuck.“ (Legendäre Meisterwerke: Kulturgeschichte(n) aus Württemberg, Stuttgart 2012, S. 206) Innerhalb weniger Jahre hatte sich das Territorium Württembergs etwa verdoppelt. Aus einem unbedeutenden Herzogtum war ein Machtfaktor geworden! Die Rolle füllte es erstmals beim Sturz von Napoleon aus.

Konventionstaler (Friedrich II., 1798/1803, Probe, 833er Silber, 28,1 Gramm, 41 mm). [Bildquelle: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Münzkabinett]

Im Jahr nach seinem Regierungsantritt (1797) ließ Friedrich erstmals Konventionstaler mit seinem Porträt prägen. Ein erster Entwurf des Stempelschneiders Johann Ludwig Wagner von der Stuttgarter Münzstätte konnte ihn jedoch nicht zufriedenstellen. Daher bediente er sich zuvor geknüpfter Kontakte zu einem britischen Unternehmen in Birmingham: „Die dann tatsächlich für Württemberg hergestellten Stempel für die Konventionstaler und die Feinsilberabschläge von 1798 wurden in der Soho Mint von Matthew Boulton hergestellt. Der dortige Stempelschneider war der aus Darmstadt stammende Conrad Heinrich Küchler, der von 1795 an mit einer kurzen Unterbrechung bis 1810 für Boulton arbeitete.“ (Albert Raff: Neues zu den in England hergestellten Stempeln für die württembergischen Konventionstaler 1798 und 1803, in: MünzenRevue, Heft 9/2018, S. 50) Insgesamt 2.689 Taler wurden an der Stuttgarter Münze mit den in England hergestellten Stempeln geprägt. Nach der Erhebung zum Kurfürsten mussten neue Taler her. Auch für diese Stempel zeichnete Küchler verantwortlich. Die Umschrift um das Porträt des Herrschers lässt sich wie folgt übersetzen: Friedrich II. von Gottes Gnaden, Herzog von Württemberg, des Heiligen Römischen Reiches Erzbannerträger und Kurfürst. Nach dem Wechsel vom Konventions- zum Kronentaler erschien zwischen 1810 und 1812 eine ganzen Reihe unterschiedlicher Typen an Stempelbildern: „Nachdem man zunächst noch den Stempel des letzten Konventionstalers mit dem gepanzerten Brustbild verwendet hatte, folgten Stücke mit einer Büste mit langen Haaren, bei denen man mehrere Größen regelrecht ausprobiert hat.“ (Ulrich Klein, Albert Raff: Die Württembergischen Münzen von 1798-1873, Stuttgart 1991, S. 28) Außerdem sind Kleinserien an Goldmünzen wie dem Friedrichsd’or und große Stückzahlen verschiedener Kreuzer-Nominale hergestellt worden. Zur Bezahlung der Soldaten während des Russland-Feldzuges von 1812 wurden sogar mehrere Jahrgänge von holländischen Dukaten in der Stuttgarter Münze nachgeprägt. Die Vielfalt der Münzsorten galt zu dieser Zeit als ein großes Ärgernis.

Kronentaler (Friedrich I., 1810, Gegenstempel Napoleons, 868er Silber, 29,5 Gramm, 39 mm). [Bildquelle: Münzenhandlung Möller, Auktion 63, Los 1385]

Im Zuge des politischen Wandels am Ende des 18. Jahrhunderts war es erstmals seit längerer Zeit zu gravierenden Reformen innerhalb des süddeutschen Währungssystems gekommen. Wegen der verwirrenden Differenzen im Silbergehalt von Talermünzen hatten sich Bayern und Österreich 1753 auf eine Münzkonvention geeinigt, nach der aus der feinen Kölner Mark Silber zu ca. 234 Gramm zehn „Konventionstaler“ geprägt werden sollten. Der Wert eines solchen Talers wurde auf 120 Kreuzer fixiert. Im Lauf der Jahre schlossen sich zahlreiche deutsche Staaten diesem Vertrag an, im Jahr 1761 auch Württemberg. Da ein süddeutscher Rechnungsgulden mit 60 Kreuzern bewertet war, ergab sich ein Wertverhältnis zwischen Taler und Gulden von eins zu zwei. Ein Jahr nach Inkrafttreten des Vertrags stellte Bayern fest, dass sein umlaufendes Kleingeld einen zu geringen Silbergehalt für diese Regelung besaß. Ein neues Wertverhältnis wurde festgelegt: Ein Taler sollte nun 144 Kreuzer wert sein, ein Gulden dementsprechend 72 Kreuzer. Doch damit nicht genug. Mit dem Einströmen des überbewerten Kronentalers aus den österreichischen Niederlanden und des „Laubtalers“ aus Frankreich verschwand der Konventionstaler jedoch aus dem Verkehr. So „wurde er in Württemberg nach 1784 nur noch zu besonderen Repräsentations- und Gedenkzwecken aufgelegt und ab 1810 ging man im Zuge der notwendigen Anpassung an die allgemeinen Geldverhältnisse auch hier zur Ausprägung von Kronentalern über.“ (Klein, Raff, S. 9) Die Wertdifferenz dieser Taler und die Anrechnung von Scheidemünzen waren jedoch ein Problem. Es sollte erst mehrere Jahrzehnte später mit dem Münchner Münzvertrag gelöst werden. In diesem Vertrag einigten sich Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und Frankfurt/Main im Jahr 1837 auf ein einheitliches Grundgewicht sowie einen einheitlichen Münzfuß, den sogenannten 24 1/2-Gulden-Fuß.

Kronentaler (Friedrich I., 1811, Silber, 868er Silber, 29,5 Gramm, 39 mm). [Bildquelle: Künker, Sommer-Auktionen 293/294, Los 1400]

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