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Pressemitteilung

Wenn „Strichmännchen“ und „Frau auf Stier“ die Sammelfreude trüben: Berufsverband klärt zu Fehlprägungen auf

Ist diese Münze aus dem Wechselgeld etwas wert? Diese Frage hören Münzenhändler in ganz Deutschland täglich - viele Händlerkollegen sogar stündlich. Der Münzhandel wird seit geraumer Zeit mit Anfragen zu vermeintlichen Fehlprägungen und Raritäten regelrecht überschwemmt, ausgelöst durch reißerische Berichte wie „2-Euro-Münze kann bis 150.000 Euro wert sein“ sowie entsprechende Angebote in Online-Portalen. Doch die Antwort der Händler lautet in den allermeisten Fällen: Nein, die Münze hat keinen besonderen Sammlerwert. Und selbst wenn einzelne Münzen im Internet für schwindelerregende Summen angeboten wurden, kommen tatsächliche Verkäufe nie zustande. Der Frust ist auf beiden Seiten groß - und nicht selten entlädt sich die Enttäuschung gegen den Überbringer der schlechten Nachricht, der als Angehöriger des Berufsverbandes doch eigentlich nur sachkundig und fair beraten möchte.


Der Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels e.V. wird deshalb künftig die Öffentlichkeit noch stärker rund um seltene Münzen aus dem Wechselgeld aufklären. Bereits jetzt beantworten Geschäftsstelle und Vorstand regelmäßig Medienanfragen – doch es halten sich weiterhin hartnäckig zahlreiche Mythen und Irrtümer rund um Fehlprägungen und Raritäten. Der Berufsverband stellt deshalb jetzt seinen Mitgliedern eine Handreichung zur Verfügung, die an Interessenten weitergegeben werden kann. Das Blatt enthält kompakte Informationen zu den häufigsten Fehlannahmen rund um Fehlprägungen:



Zu den häufigsten Münzen, die fälschlicherweise für einen Schatz aus dem Wechselgeld gehalten werden, zählt die „Frau auf dem Stier“. Das Motiv mag auf den ersten Blick geheimnisvoll anmuten, doch die Erklärung dahinter ist simpel: Es handelt sich um den Mythos vom Raub der Europa durch Zeus, die auf den Umlaufmünzen aus Griechenland seit 2002 in großen Mengen geprägt wurde. Der erste Jahrgang kommt auf eine Auflage von rund 75 Millionen Stück. Die Schatzsuche wird im Falle der 2 Euro Münze aus Griechenland jedoch durch ein Detail zusätzlich angeheizt, genauer gesagt durch einen Buchstaben im Stern. Hierbei handelt es sich um die Fremdprägungen, die im ersten Euro-Jahr im griechischen Auftrag in Finnland geprägt wurden - mit einer Auflage von 64 Millionen Stück ist auch diese Variante keine Seltenheit.


Als Sechser im Lotto gilt zudem das „Strichmännchen“. Auch hier dürfte die exotische Gestaltung die Phantasie der Glücksritter anregen, auf dem Motiv wird eine antike Münze angedeutet. Mit diesem Motiv feierten die Euro-Länder im Jahr 2009 das zehnjährige Bestehen der Wirtschafts- und Währungsunion und wollten auf die lange Tradition der europäischen Währungsgeschichte hinweisen. Doch für numismatisch unbedarfte Betrachter könnte das Gedenk-Motiv als antiker Fund missverstanden werden. Mit einer Gesamtauflage von rund 82 Millionen Stück ist das „Strichmännchen“ jedoch vergleichsweise häufig im Wechselgeld anzutreffen – und damit nicht selten.


Das Interesse an Münzen aus dem Wechselgeld ist aus Sicht des Berufsverbandes des Deutschen Münzenfachhandels grundsätzlich begrüßenswert: Mit der Einführung des Euro wurde tatsächlich ein grenzüberschreitendes Sammelgebiet mit einer niedrigen Einstiegshürde geschaffen, weil seit dem Jahr 2002 auch Umlaufmünzen und Gedenkprägungen aus anderen Ländern hierzulande im Wechselgeld auftauchen und die Sammelfreude wecken. „Für die Münzhändler in Deutschland sind die ständigen Nachfragen nach Fehlprägungen oder Raritäten jedoch zu einer Last geworden“, betont Michael Becker, 1. Vorsitzender im Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels. Die Händler bemühten sich geduldig um sachliche Aufklärung, seien jedoch zunehmend mit ungehaltenen Reaktionen konfrontiert, wenn sich ein vermeintlicher Schatz im fünf- oder gar sechsstelligen Bereich als ganz gewöhnliche Umlaufmünze ohne Marktwert herausstellt. Die Händler würden nach Einschätzung von Michael Becker lieber ihren Kunden bei der Suche nach fehlenden Stücken für den Ausbau der Sammlung helfen und zu den verschiedenen Sammelgebieten beraten, zu denen neben den beliebten Euro-Münzen auch Klassiker wie das Deutsche Kaiserreich oder Römische Münzen zählen. Auf der Internetseite des Berufsverbandes finden Interessierte auch in ihrer Umgebung einen Fachhändler und dessen Spezialgebiete.


Fehlprägungen sind nach Einschätzung des Berufsverbandes des Deutschen Münzenfachhandels ein kleiner und exotischer Nebenaspekt der Numismatik. Durch „echte“ Fehlprägungen erfahren Münzensammler interessante Details aus dem Prägeprozess der Münze, zudem üben anerkannte Varianten auch in ästhetischer Hinsicht durchaus eine Faszination aus. Einzelne Händler und Sachverständige in Deutschland haben sich auf Fehlprägungen spezialisiert. Doch bei den bekannten Fehlprägungen wie dem „Spiegelei“ (einer Deformierung des Innenteils eines Bimetall-Rohlings beim Prägevorgang) oder einem „Monometaller“ (bei dem der Rohling für eine Bimetall-Münze aus nur einem Metall besteht, weil der Innenteil nicht herausgestürzt wurde) handelt es sich um Einzelfälle, die unter normalen Umständen nicht in den täglichen Zahlungsverkehr gelangen.


Der Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels rät im Umgang mit Fehlprägungen zur Besonnenheit: „Marktpreise im fünf- oder gar sechsstelligen Bereich sind für Fehlprägungen völlig unrealistisch“, warnt Geschäftsführer Stefan Lutter. Es gäbe nur vereinzelt Liebhaber, die Geld für Fehlprägungen ausgeben. Numismatische Neulinge sollten sich lieber ohne den Traum vom schnellen Geld an den vielfältigen Motiven aus dem Wechselgeld erfreuen. Denn der überraschende Fund im Geldbeutel kann der erste Schritt in ein Hobby sein, das bis heute Millionen Menschen in Deutschland und der ganzen Welt verbindet – und neben Euro-Münzen viele andere Themen, Motive und Besonderheiten bereithält.

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