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„Was uns prägt“ - Rückblick auf die World Money Fair 2025 in Berlin

Helmut Caspar

Sammler und solche, die es werden wollen, konnten sich auf der nunmehr 52. Internationalen Münzenmesse World Money Fair (WMF) vom 30. Januar bis 1. Februar 2025 im Estrel Convention Center in Berlin-Neukölln über alles informieren, was mit Münzen, Medaillen, Geldscheinen, Orden und  Auszeichnungen und verwandten Gebieten zu tun hat. 1972 von Albert M. Beck in der Schweiz ins Leben gerufen, entwickelte sich die WMF zur weltweit größten Messe dieser Art. Welche Hürden dabei genommen wurden und wie sich die Messe zu einem Großunternehmen entwickelte, hat Beck in einem eindrucksvollen, reich illustrierten Buch geschildert, das 2019 im Battenberg Gietl Verlag erschien.


Die Veranstalter der World Money Fair 2025 konnten sich über reichlichen Zuspruch bei den Besuchern aus aller Welt freuen. Für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel war etwas dabei. Und auch die Händler zogen eine gute Bilanz. Der eine oder andere Besucher dürfte sich auf der Messe entschlossen haben, Münz- und Medaillensammler zu werden.


Rund 300 Aussteller aus über 50 Nationen - vom Münzhändler mit einem Ladengeschäft bis zu Prägeanstalten und Nationalbanken - waren gekommen, um ihre alle Zeiten und Länder umfassenden Sortimente und aktuellen Tätigkeiten auf der der etwa 9.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche zu präsentieren. Insgesamt begrüßten die Veranstalter an den drei Messetagen rund 13.500 Besucher. Dass zwei Tage – Donnerstag und Freitag – auch Arbeitstage sind, hat den Zuspruch nicht beeinträchtigt. Unverkennbar war das unsicheren Zeiten geschuldete Interesse an Anlagemünzen aus Gold, Silber, Platin und anderen Edelmetallen. Dicht umlagert waren Neuheiten aus aller Welt, aber auch hochkarätige Ausgaben aus vergangenen Zeiten und Kunstepochen. Überdies konnte man sehen, welche Maschinen bei der Anfertigung der Prägewerkzeugen sowie von Münzen und Medaillen im Einsatz sind. Mit von der Partie waren nicht zuletzt Firmen, die sich auf Sammlerzubehör wie Schatullen und Alben spezialisiert haben.


Es dauert mehrere Stunden, bis auf der Reduziermaschine ein großes Modell aus Hartplastik auf einen Stahlstempel übertragen wird.


Ehrengast der World Money Fair war in diesem Jahr die Schweiz, die auf eine jahrhundertelange Münz- und Medaillengeschichte zurückblickt und auch bei uns ein beliebtes Sammelgebiet darstellt. Die Eidgenössische Münzstätte Swissmint in Bern, über die im Messemagazin ausführlich berichtet wird, präsentierte die Jubiläumsmünze von 2025 in Gestalt des Hundert-Franken-Goldvreneli. Abgeleitet ist der Name von Verena oder Veronika, die in einem Gedicht von Johann Peter Hebel als Mädchen mit einem „Gsichtli wie Milch und Bluet und Auge wie ne Stern“ geschildert wird. Die Goldmünze wurde vor einhundert Jahren in einer Auflage von nur 5.000 Exemplaren geprägt und zeigt unter der Inschrift HELVETIA vor einer bergigen Kulisse Vreneli, die die Eidgenossenschaft verkörpert. Die Goldmünze von 1925 war kein Zahlungsmittel, sondern diente als Ehrengabe für in- und ausländische Prominenz sowie als diplomatisches Geschenk. Diese Verwendung  ist nicht neu, denn auch in der Vergangenheit hat man mit mehr oder weniger Erfolg geprägtes Edelmetall zur „politischen Landschafts- und Imagepflege“ verwendet.


Die kanadische Silbermünze mit dem Ahornblatt war ein zehn Kilogramm schwerer „Hingucker“.


Dicht umlagert waren die Stände, an denen neue deutsche und ausländische Münzen und Medaillen in jeder Form und Preislage angeboten wurden. Bei ihrem Anblick war auch Kritik über manchmal geradezu abenteuerlich anmutende Ausgaben zu hören, die mit traditionellen Formen brechen und es wohl nur auf den Geldbeutel der Sammler abgesehen haben. Eine kleine Umfrage in der Warteschlange bei den Ausgabestellen von aktuellen Kurs- und Gedenkmünzen ergab Unmut über geradezu ausufernde Emissionen „zu Allem und Jedem“. O-Ton: „Bei ihnen sieht kaum jemand noch durch. Wer kommt bei diesen Mengen und Motiven noch hinterher“, fragte ein aus Dresden angereister Messegast. Manche Staaten würden aus kommerziellen Gründen mit Münzen großen Unfug anstellen und den Leuten bedeutenden Wertzuwachs versprechen, der aber niemals eintritt. Ein anderer Besucher fügte hinzu, dass die aktuellen Emissionen in Deutschland zum Glück noch recht überschaubar und zudem in Katalogen gut dokumentiert sind, so dass man mit ihnen in der Hand systematisch sammeln kann.


Mit Katalogen sowie Büchern und Zeitschriften zur Münz- und Geldscheingeschichte waren auf der Messe Fachverlage wie der Battenberg Bayerland Verlag GmbH Regenstauf vertreten.


Dass man sich auch für einen „schmalen Taler“, also wenig Geld, numismatische Freuden bereiten kann, zeigten die Warteschlangen an Ständen, die unter dem Motto „Was uns prägt“ neueste Euro-Münzen im Angebot hatten. Hervorragende Erlöse erzielten das Osnabrücker Auktionshaus Fritz Rudolf Künker mit seinen Versteigerungen von der Antike bis zur Gegenwart sowie weitere im Verband der deutschen Münzenhändler organisierte Firmen. Der von Fritz Rudolf Künker 2021 publizierte Rückblick auf fünfzigjährige Firmengeschichte stieß bei den Messegästen auf großes Interesse.


Mit gewaltigem Druck von 185 Tonnen, aber fast geräuschlos prägte der Automat der Firma Sack & Kiesselbach die Medaillen zur World Money Fair Berlin 2015.


Das talergroße Andenken der Swiss Mint zeigt das Brandenburger Tor, die Siegessäule und den Fernsehturm sowie auf der Rückseite eine stilisierte Helvetia.


Wer schon immer sein eigener Münzmeister sein wollte, konnte im Minting Experience Center zuschauen, wie Medaillen und die dafür notwendigen Stahlstempel entstehen, und selber ein solches Souvenir prägen. Das geschah auf einer Presse der Sack & Kiesselbach Maschinenfabrik GmbH in Meerbusch mit einer Kraft von 185 Tonnen. Die Stempel wurden von der bekannten Kunstprägeanstalt B.H. Mayer hergestellt, früher in.Pforzheim, jetzt in Karlsfeld bei München. Da sich sogenannte Farbmünzen wachsender Beliebtheit erfreuen, konnte man auch zu schauen, wie die Teca-Print AG mit dem Tampondruck-Verfahren besondere Details auf Medaillen hervorhebt. Im Anschluss konnte man seine in die selbst geprägte Medaille auf einem Laser der Firma Acsys Lasertechnik GmbH eine vierstellige Seriennummer gravieren lassen.


Da und dort waren im Estrel-Hotel auch Orden und Ehrenzeichen ausgelegt. Da es in diesem Bereich wie bei den Münzen manche Fälschungen gibt, war und ist man gut beraten, die Angebote auf Herz und Nieren zu prüfen.


Fragen zu eigenen Münzen und zum Aufbau von Münz-, Medaillen- und Geldscheinsammlungen oder auch zu Orden und Auszeichnungen wurden an den Ständen kompetent beantwortet. Sammler waren beim Berufsverband des deutschen Münzenfachhandels, aber auch der Deutschen Numismatischen Gesellschaft, der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin und weiteren Vereinen an der richtigen Adresse. Da das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin auch auf der WMF vertreten war, konnte man sich hier über aktuelle Forschungsprojekte, Publikationen und Ausstellungen kundig machen. Bei der WMF wurde da und dort auch über Fälschungen und Pseudomünzen diskutiert. In diesem Zusammenhang sei auf die bis September 2025 laufende Ausstellung des Münzkabinetts „Lange Finger – Falsche Münzen“ im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel zu diesem brisanten Thema verwiesen. Sie zeigt, was auf diesem Gebiet möglich war und ist und woran man falsche Münzen und Medaillen erkennt. Wie auf der Messe zu erfahren war, sorgt ein von Münzhändlern eingerichtetes Warnsystem für mehr Sicherheit. Es erkennt im Internet angebotene Fälschungen und sogenannte Fehlprägungen, so dass sie ausgesondert werden können.


Text und Fotos: Caspar

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