Wer sich mit österreichischen Münzen beschäftigt, kennt Professor Mag. Heinz Tursky, der im April 2023 verstarb. Künker versteigert am 26. März 2024 seine umfangreiche Sammlung von Münzen des Kaisers Franz Joseph.
Jeder Kenner der österreichischen Numismatik weiß um die Verdienste, die sich Professor Mag. Heinz Tursky um die Münzkunde erworben hat. Er war mit seinem Enthusiasmus führend daran beteiligt, den österreichischen Finanzminister Dr. Hannes Androsch dafür zu begeistern, in Hall wieder Münzen zu prägen. Das war im Jahre 1975. 1977 wurde unter seiner tätigen Mithilfe das technische Münzmuseum Hall in der Burg Hasegg eröffnet. Die numismatische Welt staunte, als dort 2003 der erste Nachbau des in Hall entwickelten Walzprägewerks zur Aufstellung kam. Heinz Tursky hatte sich intensiv an der Recherche von Werner Nuding beteiligt, der in unzähligen Stunden freiwilliger Arbeit den Nachbau in seiner Schreinerei anfertigte. Wer kennt nicht die Moser-Tursky-Bände, jene hervorragend recherchierten Nachschlagewerke zur Numismatik in Hall? Sie sind viel mehr als ein einfacher Katalog; kongenial mit dem Archivar Heinz Moser rekonstruierte Heinz Tursky Organisation und Arbeitsweise der Münzstätte Hall. Wer sich seitdem in einer Monographie zu einer Münzstätte versucht, muss sich am Moser-Tursky messen lassen.
Nr. 5505: 1/2 Kreuzer in Kupfer 1851, Nagybanya. Selten. Polierte Platte, minimal berührt. Taxe: 300 Euro.
Dass Heinz Tursky – übrigens auch Gründungsmitglied der Tiroler Numismatischen Gesellschaft – nicht „nur“ Münzhändler, sondern auch ein begeisterter Münzsammler war, wissen alle, die ihn kannten. Nun kommt seine Sammlung von „Münzen des Kaisers Franz Joseph“ auf den Markt. Sie enthält viele große Raritäten, aber auch kommune Stücke – und das immer in der besten Erhaltung, die Heinz Tursky finden konnte. Spezialisten dürfen sich auf ein großartiges numismatisches Dokument des Habsburger Vielvölkerreichs freuen!
Nr. 5608: Gulden 1864, Venedig. Sehr selten. Fast Stempelglanz. Taxe: 1.000 Euro.
Das Habsburger Vielvölkerreich unter Kaiser Franz Joseph I.
Kaiser Franz Joseph kam 1848 mit der Märzrevolution im Alter von gerade einmal 18 Jahren auf den Thron. Wenige Jahre später heiratete er seine Cousine, die schöne Sisi, deren Bild noch heute Touristen aus aller Welt verzaubert. Herbe Niederlagen bei Magenta und Solferino im Jahr 1859, die Niederlage im Krieg gegen die Preußen von 1866, die separatistischen Tendenzen der von Slawen bewohnten Landesteile: Franz Joseph musste seinen Vielvölkerstaat in einer Zeit zusammenhalten, in der die Intellektuellen vom Nationalstaat schwärmten. Daran scheiterte er. Er schlitterte nach dem Mord von Sarajewo sehenden Auges in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Pflichtbewusst bis zum letzten Tag versah der 86-jährige Franz Joseph seinen Dienst. Erst am Nachmittag des 21. Novembers 1916 legte er sich zum Sterben hin. Sein Leibarzt konstatierte kurz nach 21:00 Uhr den Tod. So blieb es Franz Joseph erspart, die Zerschlagung seines Vielvölkerreichs im Vertrag von Saint-Germain mitzuerleben.
Welch heterogenes Gebiet Franz Joseph vereinte, zeigt uns seine abwechslungsreiche Münzprägung mit Münzstätten wie Karlsburg (heute Rumänien), Kremnitz (heute Slowakei), Mailand (heute Italien), Nagybanya (heute Rumänien), Prag (heute Tschechien), Venedig (heute Italien) und natürlich Wien.
Nr. 5913: Gulden 1875. Gedenkmünze auf die Seigerteufe in Pribram. Sehr selten in dieser Erhaltung. Polierte Platte. Taxe: 600 Euro.
Ein immer noch günstiges Sammelgebiet
Übrigens zeigt die Sammlung Tursky, dass es auch heute noch Gebiete gibt, die man sammeln kann, ohne ein Vermögen zu besitzen. Auch wenn wir in dieser Vorschau natürlich die besonders teuren und herausragenden Stücke hervorheben, enthält die Auktion wesentlich mehr Lose mit einer Schätzung im zwei- oder niedrigen dreistelligen Bereich. Aber ganz gleich, ob Sie auf eine Münze mit einer Schätzung von 50 oder 5.000 Euro bieten: Jedes einzelne Stück erzählt von einer Epoche, die wir im kollektiven Gedächtnis als „gute alte Zeit“ bewahrt haben – auch wenn ihre Zeitgenossen sie ganz anders empfanden.
Nr. 6099: 20 Kronen 1916, Kremnitz. Mit bosnischem Wappen. Selten. Vorzüglich. Taxe: 2.500 Euro.
Für Katalogbestellungen kontaktieren Sie Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail: service@kuenker.de. Außerdem können Sie die Auktionskataloge online auf www.kuenker.de studieren. Wenn Sie live am heimischen Computer mitbieten wollen, denken Sie bitte daran, sich rechtzeitig für diesen Service anzumelden.
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