Münzen der VOC erzählen von der Kolonialgeschichte der Niederländer: Die Generalstaaten verliehen ihr alle Rechte eines unabhängigen Staates: Sie durfte Kriege erklären, Verträge schließen und eine eigene Währung herausgeben. Begleiten Sie uns nach Indonesien, wo die Gewürze wuchsen, die das Goldene Zeitalter der Niederlande finanzierten.
Dämmrige Kontore, der berauschende Duft von Gewürznelken und Muskatnüssen, seriöse Kaufleute im schwarzen Rock mit steifer Halskrause: Ist es dieses Bild, das Sie vor Augen haben, wenn Sie an die VOC denken, die Vereenigde Oostindische Compagnie? Oder denken Sie an die Muskatplantagen der tropischen Banda Inseln, wo schwitzende Weiße ihre malaiischen Sklaven prügeln, weil die Ernte nicht schnell genug voranschreitet? Die VOC war beides: ein Unternehmen, dessen Organisationsform noch heute unsere Wirtschaft prägt, und ein ausbeuterisches System, bei dem ein paar Männer sehr reich und unzählige Menschen sehr unglücklich wurden.
Aber von Anfang an: Am 18. März 2025 versteigert Künker den 3. Teil der Sammlung Lodewijk S. Beuth von Münzen der Niederlande. Diesmal kommen u. a. die Münzen der VOC auf den Markt. Sie erzählen vom Beginn der modernen Wirtschaftswelt und der Abkoppelung des Kapitals von der Verantwortung.
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Gewürzmarkt heute: Aus den einst so kostbaren Schätzen sind Gebrauchsartikel geworden. Foto: KW.
Hoffnung auf Reichtum durch den Gewürzhandel
Die Geschichte beginnt mit einem Unternehmen, bei dem lediglich das Ziel ungewöhnlich war: Ein paar niederländische Händler gründeten 1594 die Companie van Verre (= Handelsverbund für die Ferne). Solche Zusammenschlüsse waren die Regel. Kein erfahrener Händler investierte in nur eine Kauffahrt. Er streute das Risiko, denn kehrte die eine Expedition nicht zurück, brachte die andere eine hohe Rendite, die anteilig unter den Investoren aufgeteilt wurde.
Das Ziel der Companie van Verre war dagegen ungewöhnlich, denn eigentlich kontrollierten die Portugiesen den Handel mit den Molukken. Dort wuchsen Pfeffer, Nelken und Muskatnüsse, wie sie in Europa heiß begehrt waren, vor allem an den Höfen. Der Adel war stolz auf sein Privileg, Hochwild zu jagen und Wildbret zu speisen. Uns hätte wahrscheinlich der Getreidebrei der einfachen Bauern besser geschmeckt. Denn ohne Kühlschrank nahm dieses Fleisch schnell eine faulige Note an. Gewürze waren das bevorzugte Mittel, um den Geschmack zu übertünchen. Das Resultat: Gewürze erzielten Höchstpreise.
Um am Handel damit zu verdienen, rüsteten die Kaufleute mit 290.000 Gulden vier Schiffe aus. Die kehrten 1597 zurück, ohne die Molukken überhaupt erreicht zu haben. Der Expeditionsleiter war wirklich unfähig gewesen. Er brachte weniger als die Hälfte seiner Mannschaft wieder heim und hatte nichts als ein paar Fässchen Pfeffer erworben. Doch die reichten aus, um trotzdem einen netten Gewinn zu erwirtschaften.
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Ausfahrt der Ostindiensegler. Gemälde des Hendrick Cornelisz Vroom, zwischen 1600 und 1630. Bildquelle: Rijksmuseum / Amsterdam.
Die Vorläufer der VOC
Natürlich sprach ganz Amsterdam über diese Expedition. Man war sich einig: Unter einer besseren Leitung hätte man noch ganz andere Gewinne erzielt. Ein paar belesene Händler zitierten Jan Huyghen van Linschoten, der im Vorjahr eine detaillierte Studie über den Handel mit den Gewürzinseln veröffentlicht hatte. Huygen war im portugiesischen Dienst dorthin gereist und behauptete, dass die Portugiesen dort abgewirtschaftet hätten. Ihr Handelsmonopol schütze nur noch der Vertrag von Tordesillas von 1494, den nur der Papst garantiere. Der Papst? Der interessierte keinen niederländischen Kalvinisten. Die hatten den spanischen König verjagt. Was, so mögen die Händler untereinander argumentiert haben, waren dagegen die Portugiesen? Sofort wurde eine zweite Expedition ausgerüstet, die eine Rendite von satten 400% erzielte. Das Resultat: 1598 schickten bereits fünf verschiedene Handelsorganisationen ihre Schiffe auf die Reise; 1601 segelten 65(!) Schiffe ab.
Vereenigte Amsterdamsche Compagnie. Daalder zu 8 Reales 1601, Dordrecht. Sehr selten. Sammlung Beuth. Fast vorzüglich. Taxe: 12.500 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), 1489.
Vereenigte Amsterdamsche Compagnie. 1/2 Daalder zu 4 Reales 1601, Dordrecht. Sehr selten. Sammlung Beuth. Gutes sehr schön. Taxe: 7.500 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1490.
Vereenigte Amsterdamsche Compagnie. 1 Real (Schelling zu 48 Duits) 1601, Dordrecht. Sehr selten. Sammlung Beuth. Gutes sehr schön. Taxe: 2.000 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1492.
Das Geld für die Gewürzinseln
Bisher zahlten europäische Kaufleute in Ostasien mit spanischer Währung. Der Peso de a Ocho hatte sich als die beliebteste Münze etabliert. Deshalb forderte die Vereenigte Amsterdamsche Companie, eigene Münzen im gleichen Gewichtsstandard auszuprägen. Das erlaubte ihr ein Edikt des Rates am 1. März 1601. Das gleiche Privileg erhielt die Kompanie von Middelburg im Dezember des gleichen Jahres.
Die Sammlung Lodewijk S. Beuth enthält das komplette Spektrum der Nominale, die von der Amsterdamer Kompanie für den Fernosthandel geprägt wurde. Die Münzen zeigen das Wappen Hollands auf der Vorder-, das von Amsterdam auf der Rückseite. Bemerkenswert sind die Striche und Punkte auf der Seite des holländischen Wappens. Sie ermöglichen auch demjenigen, der lateinische Buchstaben nicht lesen kann, zu sehen, was die Münze wert ist.
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Aktienzertifikat der VOC, ausgestellt am 9. September 1606 in Enkhuizen, gekauft von Pieter Harmensz, dem Sekretär des Bürgermeisters. Westfries Archief, Hoorn, Oudarchief Enkhuizen. Inv.-Nr. 424. Foto: KW
Die Gründung der VOC: eine Frage von Angebot und Nachfrage
65 Schiffe, die zu den Gewürzinseln segeln, vor Ort um die Gewürze konkurrieren und etwa gleichzeitig ihre Ware auf den Markt werfen: Um vorauszusagen, was das für die Gewinnspanne bedeutet, braucht es kein Studium der Wirtschaftslehre. Sie sank dramatisch. Deshalb entstand die Idee, die verschiedenen Kompanien zu einer großen Kompanie zu vereinigen.
Am 20. März 1602 unterzeichneten die Generalstaaten ein Privileg, das der neu zu gründenden Vereinigten Ostindischen Kompanie (VOC) für 21 Jahre das Monopol auf den gesamten Fernosthandel sicherte. Und mehr als das. Die VOC erhielt das Recht, Verträge zu unterzeichnen, Kriege zu erklären, Kolonien zu gründen, ein Heer aufzustellen, Recht zu sprechen und Münzen zu prägen.
Damit lagerte die niederländische Regierung die Eroberung, Behauptung und Ausbeutung der Gewürzinseln an ein privat finanziertes Unternehmen aus, das ein Aufsichtsrat in der Heimat kontrollierte. Der so genannte Rat der Siebzehn setzte sich zusammen aus acht Vertretern aus Amsterdam, vier aus Middelburg sowie je einem aus Enkhuizen, Hoorn, Delft und Rotterdam. Den stimmentscheidenden Vorsitzenden stellten abwechselnd alle beteiligten Städte mit Ausnahme von Amsterdam. Damit war sichergestellt, dass Amsterdam allein nie die Mehrheit erhalten würde.
Die VOC wird heute als die erste moderne Aktiengesellschaft der Welt bezeichnet. Historiker haben darauf hingewiesen, dass es natürlich Vorläufer gab. Man denke nur an die Staatsanleihen italienischer Städte, die wie Aktien gehandelt wurden; oder die so genannten Kuxen, Bergwerksanteile, mit denen die Erschließung einer neuen Mine finanziert wurde. Und doch unterschied sich die VOC von den bisherigen Finanzierungsmodellen in zwei wesentliche Kriterien:
Die Geldgeber hatten keinerlei Einfluss auf das Vorgehen der Kompanie.
Das Geld wurde nicht in eine einzige Unternehmung investiert, sondern für eine Frist von 10 Jahren, nach denen die Dividende fällig wurde. Danach legte ein Aktieninhaber das Geld wieder bei der VOC an – oder auch nicht.
Theoretisch konnte sich jeder Niederländer an der VOC beteiligen. Praktisch kam das nur für die sehr wohlhabenden Bürger in Frage, denn jede Aktie hatte einen Wert von 3.000 Gulden. 6,5 Mio. Gulden worden so von 1.800 Investoren aufgebracht.
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Der Marktplatz von Haarlem als Treffpunkt der Kaufleute. Die ersten Börsen waren nichts anderes als ein überdachter Marktplatz, um die Kaufleute vor dem Wetter zu schützen. Gemälde des Gerrit Adriansz Berckheyde um 1690/98. Kunstmuseum Basel. Foto: KW.
Die Anteilscheine der VOC entwickelten sich sofort zu einer Ware, für die es einen fluktuierenden Tageskurs gab. Noch ehe die Aktionäre ihre Aktien bezahlt hatten, war deren Kurs um 17% gestiegen. Gekauft und verkauft wurden die Aktien auf dem Markt. Und wahrscheinlich weil die reichen Pfeffersäcke dabei nicht gerne in der eisigen Kälte standen – die kleine Eiszeit hielt Europa zum Zeitpunkt der Gründung der VOC fest in ihrem Griff –, zogen die Amsterdamer Wertpapierhändler 1612 in die eben von der Stadt errichtete Warenbörse ein. Deshalb spricht man davon, dass die Amsterdamer Börse die älteste Aktienbörse der Welt ist.
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Die Festung Batavia. Kupferstich von Johannes de Ram um 1670.
Die Gründung von Batavia
Am 18. Dezember 1603 hisste die erste Flotte der VOC die Segel. Ihr Auftrag lautete, den Portugiesen Ostindien abzunehmen, reiche Beute zu machen und auch ein bisschen Handel zu treiben. So datiert die erste Eroberung der VOC bereits ins Jahr 1605: Das Zentrum des Gewürznelkenhandels auf der Insel Ambon. Es sollte nicht der einzige Coup bleiben. Trotzdem ging dem Rat der Siebzehn alles zu langsam: Er ernannte Pieter Both 1610 zum Generalgouverneur, um das Vorgehen vor Ort besser zu koordinieren.
Both errichtete eine Kette von Forts, um die militärische Präsenz der VOC zu sichern. Er erkannte die strategische Lage der Stadt Jayakarta auf Java. Doch dort herrschte ein lokaler Sultan, der den Bau eines Forts verbot und nur eine Handelsstation genehmigte. Wo Both sich fügte, übte sein Nachfolger Jan Pieterzoon Coen brutale Gewalt aus. Er besiegte die vereinigten Streitkräfte von Sultan und Engländern, brannte die Stadt Jayakarta nieder und errichtete 1619 sein Fort Batavia, mit dem er das gesamte östliche Java kontrollierte.
Um sich die notwendigen Arbeitskräfte zu verschaffen, ließ er 1.000 Chinesen aus Macau entführen, von denen allerdings nur ein paar Dutzend die Strapazen der Seefahrt überlebten. So befahl er, die Überlebenden des Banda-Massakers in Batavia anzusiedeln. Es waren 600. Das war alles, was von den rund 15.000 Einwohnern der Muskatinsel nach ihrer Eroberung durch die VOC übrig geblieben war.
Im Jahr 1623 konnte sich Coen rühmen, die Einheimischen zu kontrollieren und die Portugiesen mitsamt den Engländern aus dem Gewürzhandel vertrieben zu haben. Die VOC hielt nun das Monopol auf den Handel mit allen Produkten der Gewürzinseln. Was Coen getan hatte, um sein Ziel zu erreichen, danach fragte in der Heimat niemand.
VOC. Prägung der Provinz Holland. Dukaton 1739, Dordrecht. Sehr selten. Aus Sammlung Beuth. Vorzüglich. Taxe: 3.000 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1507.
VOC. Prägungen aus West-Friesland. Dukaton 1728, Hoorn. Sehr selten. Aus Sammlung Beuth. Vorzüglich. Taxe: 5.000 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1530.
VOC. Prägungen der Provinz Zeeland. Dukaton 1740, Middelburg. Sehr selten. Aus Sammlung Beuth. Fast vorzüglich. Taxe: 1.500 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1554
VOC. Prägungen der Provinz Utrecht. Dukaton 1740, Utrecht. Sehr selten. Aus Sammlung Beuth. Sehr schön. Taxe: 1.500 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1564
Die Münzprägung für das Reich der VOC
In nur wenigen Jahren expandierte das Handelsimperium der VOC vom Roten Meer bis Japan. Es beruhte auf einem engen Netzwerk von befestigten Handelsstützpunkten, in denen die Waren erzeugt und gesammelt wurden, mit denen man Handel zu treiben beabsichtigte. Dabei trat die VOC nicht ausschließlich als Fernhandelsagentur auf. Sie betrieb jedes Geschäft, das Profit versprach: Das reichte von der Glasherstellung über die Textilproduktion bis hin zum Bierbrauen.
Für ihre Wirtschaftsräume benötigte die VOC eine funktionierende Währung. Zwar nutze sie die vor Ort umlaufenden Münzen wie den spanische Peso oder die indische Rupie, aber das reichte bei weitem nicht aus. Deshalb entschied man, in der Heimat geprägte Münzen nach Übersee zu exportieren. Sie zeigen alle das Monogramm der VOC und häufig das Wappen der Entstehungsprovinz, wie auf diesen Prägungen unter dem Reiter zu sehen.
Batavia. 1/2 Stuiver 1644. Sehr selten. Aus Sammlung Beuth. Sehr schön. Taxe: 100 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1604.
Trotzdem gab es immer wieder Engpässe an Bargeld. Besonders drängend stellte sich dieses Problem in Batavia. Die Verwaltung machte einen ersten Versuch, den Mangel zu beseitigen, indem sie am 19. August 1644 einem chinesischen Handwerker namens Conjok das Privileg erteilte, Kupfermünzen zu einem halben und einem viertel Stüver herzustellen. Conjok produzierte diese Münzen, wie er es aus seiner Heimat kannte: mittels Gussverfahren. Deshalb sehen die Kupfermünzen der ersten Emission von Batavia anders aus als das gleichzeitige Kleingeld Europas. Die Münzen zeigen auf der Vorderseite das leicht abgewandelte Wappen von Batavia: dem aufrecht stehenden Schwert fehlt der Lorbeerkranz. Die Rückseite nennt das Nominal und zeigt das Monogramm der VOC.
Immerhin scheint die mit den Münzen so zufrieden gewesen zu sein, dass sie Conjok zusammen mit einem Niederländer namens Jan Ferman am 26. Februar 1645 erneut beauftragte. Diesmal sollten motivgleiche Silbermünzen im Wert von 48, 24 und 12 Stüver hergestellt werden. Diese Stücke sind heute so selten, dass es nicht einmal einem besessenen Sammler wie Lodewijk Beuth gelang, ein Exemplar zu finden.
Batavia. 1 Rupie 1750, Batavia. Sehr selten. Aus Sammlung Beuth. Gutes sehr schön. Taxe: 300 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1605.
Erst rund ein Jahrhundert später folgte der nächste Erlass zur Münzprägung. Am 17. Februar 1747 befahl man, das zu prägen, was wir heute als Java Rupie oder Batavische Rupie bezeichnen. Ihre Zeitgenossen nannten sie Derham oder javanisches Silbergeld. Diese Münze im Gewicht von 20 1/2 Stüver war als Äquivalent zur indischen Rupie gedacht und trägt als Tribut an ihre Zielgruppe eine arabische Beschriftung. Da der erzielte Münzgewinn der VOC zu gering war, befahl sie bereits am 18. Juni 1754, mit der Prägung aufzuhören.
Batavia. 1 Rupie 1766, Batavia. Aus Sammlung Beuth. Fast vorzüglich. Taxe: 200 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1607.
Die Münzprägung wurde am 6. November 1764 wieder aufgenommen und am 15. Januar 1768 eingestellt, nachdem der Bedarf gedeckt war.
Batavia. Kupfer-Duit 1764, Batavia. Sehr selten. Aus Sammlung Beuth. Vorzüglich. Taxe: 500 Euro. Aus Auktion Künker 420 (18. März 2025), Nr. 1612.
Der Duit
Wichtigstes Kleingeld war im Handelsimperium der VOC der Duit. Er wurde auch in Batavia geprägt, um fremde Münzen aus unedlem Metall vom Markt zu verdrängen. Keine Überraschung: Der Schlagschatz für lokales Kleingeld lag weit über dem Gewinn, der sich mit Münzen aus Edelmetall erzielen ließ. Am 9. November 1764 erklärte die VOC den niederländischen Duit zur einzig gültigen Kleinmünze von Batavia. Alle anderen Kleinmünzen wurden ersatzlos konfisziert.
Festgelegt war auch sein Wert: Vier Duits entsprachen einem Stüver; 120 Duits einer silbernen Java Rupie; 264 Duits einem spanischen Peso; 1.920 Duits einer goldenen Java Rupie.
Was man für einen Duit kaufen konnte, das erfahren wir aus einer anderen Kolonie. Ein Brief vom Kap der Guten Hoffnung verrät uns, dass dort der Preis für ein Pfund fettes Hammelfleisch zwischen 20 Duits im Jahr 1705 und 13 im Jahr 1714 fluktuierte. Dass der Duit in Südafrika sprachliche Spuren hinterlassen hat, das verraten uns zwei Redensarten in Africaans: Wer jemanden rügen will, der ungefragt seine Meinung kundtut, sagt ʼn Stuiwer in die armbeurs gooi (= einen Stüver in die Armenbüchse). Und wenn etwas gar nichts wert ist, spricht man von nie ‘n dooie duit (keinen toten Duit).
Übrigens, die ersten Siedler an der Ostküste Amerikas sprachen vom New York Penny, wenn sie einen Duit meinten. Ein sprachliches Zeugnis dafür, dass die Niederländer New York gegründet hatten.
Der Untergang der VOC
Im späten 17. Jahrhundert war die VOC die mächtigste Handelsgesellschaft der Welt. Sie besaß rund 40 Kriegs- und 150 Handelsschiffe, auf denen die Güter des Fernen Ostens in die Niederlande kamen. Rund 50.000 Angestellte arbeiteten weltweit für die VOC, was umso eindrücklicher ist, als damals nur knapp 2 Mio. Menschen in den Niederlanden lebten. Von den mehr als einer Million Europäern, die die VOC nach Asien schickte, kam nach modernen Berechnungen nur jeder dritte zurück. Schon die Überfahrt überlebte nur ein Teil. Die Bedingungen auf den Schiffen der VOC waren für die Angestellten nicht viel besser als für Sklaven. Tropische Krankheiten rafften die Neuangekommen hin wie die Fliegen. Der Reputationsschaden der VOC begann so groß zu werden, dass der Rat der Siebzehn befahl, alle Tagebücher der Rückkehrer zu konfiszieren.
Das Elend im Fernen Osten machte das Mutterland reich. Die VOC schwemmte so viel Geld in die niederländischen Städte, dass damit das finanziert werden konnte, was wir heute als das Goldene Zeitalter der Niederlande bezeichnen.
Allerdings begann sich bereits Ende des 17. Jahrhunderts ein grundlegendes Problem zu stellen, und damit meinen wir nicht die immer wieder beklagte Korruption und Ineffizienz der VOC. Die Kosten, das Handelsmonopol auf den Gewürzinseln mit ihren unzähligen Buchten und Ankerplätzen durchzusetzen, waren enorm. 10.000 Soldaten mussten bezahlt werden, um es zu hüten. Das schmälerte den Gewinn, vor allem als aus verschiedenen Gründen die Preise für Gewürze zu sinken begannen. Zwar ließ es sich die VOC nicht nehmen, weiterhin Dividenden zu zahlen, aber dafür musste sie mehr und mehr Schulden aufnehmen.
Als die VOC 1799 den Bankrott erklärte, hinterließ sie 12 Mio. Gulden Schulden. Sie wurden vom niederländischen Staat übernommen und vom Steuerzahler beglichen. Dafür annektierten die Niederlande das Kolonialreich der VOC. Seine Provinzen erhielten erst 1949 die Freiheit zurück. Heute ist die koloniale Vergangenheit der Niederlande ein schwieriges Erbe, dessen Aufarbeitung immer wieder zu Diskussionen und Auseinandersetzungen führt.
Ursula Kampmann im Auftrag von Künker
Literatur
Stephen R. Bown, Merchant Kings. When Companies Ruled the World. Vancouver (2009)
John Bucknill, The Coins of the Dutch East Indies an Introduction to the Study of the Series. Reprint New Delhi – Madras (2000)
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