Mit seinen selbstironischen Urteilen kokettierte der wichtigste der drei Gründungsdirektoren des Bankhauses immer wieder. So witzelte Georg von Siemens in einem Brief an die Familie über seine angebliche Unbedarftheit in finanziellen Angelegenheiten: „Von dem amerikanischen und indischen Bankgeschäft verstehe ich zwar wenig, ich tue indessen sehr gelehrt, zucke ab und zu die Achseln, ziehe das Maul bis an die Ohren – wenn ich nämlich spöttisch lache – und schlage zu Hause heimlich das Konversationslexikon resp. Fremdwörterbuch oder die Kunst, in 24 Stunden Bankier zu werden, auf, um nachzulesen, wenn ich ein mir unverständliches Wort hörte. Den Unterschied zwischen Brief und Geld habe ich denn auch schon annähernd erfasst.“ (Karl Helfferich, Georg von Siemens – Ein Lebensbild aus Deutschlands großer Zeit, Berlin 1921, Band 1, S. 226).
Gegründet wurde die Bank in Berlin mit der Genehmigung des Gründungsstatuts vom 10. März 1870 und einem Grundkapital von fünf Millionen Talern. Sie sollte ein Haus für den überseeischen Handel werden, welches die deutschen Staaten von England und den Londoner Krediten unabhängig werden ließ. Zum Firmenzeichen wurde ein Adler. Später wurde die Bank deshalb oft als staatliche Institution angesehen. Einen der ersten Großaufträge erhielt die Bank aber tatsächlich vom Deutschen Reich: „Nach der Reichsgründung im Jahr 1871 tritt die Mark an die Stelle von Gulden und Taler. Die neue Währung wird auf Gold umgestellt. Wohin aber mit den vielen silbernen Talern? Die Leute tauschen bei Münzstätten gigantische Mengen Silber ein, um diese Vorräte abzubauen – das war der Auftrag der Deutschen Bank vom Reichsschatzamt. Und wohin damit? Nach Indien und China, Länder mit einer Silberwährung.“ (Georg Meck, The Deutsche – Investmentbanker an der Macht, Frankfurt/Main 2012, S. 180).
Im Mai 1872 hatte die Bank eigene Vertretungen in Shanghai und Yokohama eröffnet. Als der Silberpreis sank, liquidierte sie nach Verlusten im Silbergeschäft ihre asiatischen Filialen im Jahre 1875 aber wieder. Nach fünf Jahren der Währungsumstellung waren im Deutschen Reich alle demonetisierten Silbermünzen eingezogen. Nun lief der Verkauf des zu Barren eingeschmolzenen Geldes erst richtig an. Mit dem Geschäft beauftragt war weiterhin die Deutsche Bank. Der Handel lief nun jedoch über London. Im März 1873 war die Deutsche Bank (Berlin) London Agency eröffnet worden: „Da der Leiter der Londoner Zweiggesellschaft die Silbermärkte Indiens und Chinas am besten kannte, erfolgte der Silberverkauf über die Londoner Agency. 1876 wurde für drei Millionen Pfund Regierungssilber verkauft.“ (Antje Hagen, Deutsche Direktinvestitionen in Großbritannien 1871-1918, Stuttgart 1997, S. 284, Rn. 28). Die für das Schatzamt erzielten Erlöse gingen wegen der Silberschwemme allerdings immer weiter zurück. Der Preis für das Metall fiel zwischen 1871 und 1879 von etwa 60 Pence pro Unze auf etwa 50 Pence. Bis zum Ersten Weltkrieg sollte er noch weiter fallen. Ab Frühjahr 1879 erteilte das Reich der Deutschen Bank daher keine weiteren Verkaufsaufträge.
Zum Hauptgeschäft der Bank wurde nun die Industriefinanzierung. Vor allem förderte sie die Expansion von Unternehmen aus Maschinenbau, der Elektro- und Textilindustrie. Aber auch im Auslandgeschäft engagierte sich das Finanzinstitut. Bekannt wurden ihre diesbezüglichen Aktivitäten durch das von Kaiser Wilhelm II. protegierte Vorhaben der Bagdad-Bahn. An dem internationalen Konsortium zur Finanzierung war die Deutsche Bank mit einem Anteil von 40 Prozent beteiligt. Um den osmanischen Anteil zu finanzieren, musste Georg von Siemens den hoch verschuldeten Türken gar 200.000 türkische Pfund leihen! Zum Ausbau der wirtschaftlichen Basis stieg das Bankhaus jetzt Schritt für Schritt in das Geschäft mit Kleinanlegern ein. Wies der Geschäftsbericht für 1870 lediglich Depositen von 22.000 Talern aus, waren es im Jahr 1910 bereits 558 Millionen Mark. Den Grundstein dafür hatte die Übernahme einiger angeschlagener Filialbanken während der Gründerkrise von 1873 gelegt. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich das Institut hinsichtlich seiner Bilanzsumme zur größten Bank Deutschlands. Trotz aller Probleme auf dem internationalen Parkett in den zurückliegenden Jahren hat sich das bis heute nicht geändert.
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