Julie von In-Flight Movie Wordpress ist Office Management Specialist im US Foreign Service. In Island beschäftigt, berichtete sie im Oktober 2017 von einem Besuch des Einar-Jónsson-Museums in Reykjavik: „Mein Großonkel hatte vor vielen Jahren hier in Island eine Tour mit der Marine gemacht. Als er starb, erbte ich seine Münzsammlung. Sie enthielt einige wirklich schöne Stücke aus aller Welt, die hauptsächlich in den 1920er und 1930er Jahren geprägt wurden. Eine bestimmte Münze war mein Favorit. Sie erinnerte mich an Herr der Ringe. […] Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ein Freund aus Kalifornien und ich durch das Skulpturenmuseum wanderten und ich ein mir seltsam bekanntes Motiv an der Wand erblickte. Es war die ursprüngliche, übergroße Vorlage für die Münze meines Onkels mit dem Titel König von Thule. Jetzt, da ich wusste, dass es sich um eine von Einar Jónsson entworfene Münze handelte, stellte ich schnell fest, dass es nicht irgendeine Münze war. Es war eine Gedenkmünze, die 1930 zum tausendjährigen Jubiläum des Althings geprägt wurde.“ (Visitor, Coins & Snow! Auf: inflightmovie.wordpress.com, 16. November 2017)
Ein Rückblick auf die Geschichte isländischer Münzen ermöglicht eine bessere Zuordnung der Prägungen. Die territorialen Bezeichnungen von Island, Grönland und Färöer tauchten erstmals auf einem dänischen Piaster aus dem Jahr 1771 auf. Island gehörte damals zu Dänemark. Die dänische Währung war offizielles Zahlungsmittel. Eine eigenständige Währungsgeschichte im weiteren Sinne begann im Jahr 1778. Zu diesem Zeitpunkt gestatteten es die Dänen, regionale Zahlungsmittel der Insel mit isländischen Schriftzeichen zu kennzeichnen. Weil die damit versehenen Banknoten im Außenhandel nicht akzeptiert wurden, konnte sich die Kennzeichnung aber nicht durchsetzen. Mit der Gründung der Skandinavischen Münzunion von 1872 zwischen Schweden, Norwegen und Dänemark wurde die dänische Krone im Jahr 1873 auch hier zum Zahlungsmittel. Mit der Unabhängigkeit der Insel 1918 kam der Wechsel zur isländischen Krone: „Mit dem Souveränitätsgesetz von 1918 erhielt Island das Recht, eigene Münzen zu prägen. Dieses Recht wurde erstmals 1922 im Rahmen eines vorläufigen Gesetzes in Anspruch genommen. Im Jahr 1925 wurde ein vollständiges Gesetz zur isländische Münzprägung verabschiedet.“ (The Currency of Iceland: Issues and features of Icelandic notes and coins, Reykjavik 2002, S. 55)
Im Weltmünzkatalog ist eine dreiteilige Serie von Sondermünzen verzeichnet, die im Jahr 1930 zur Jahrtausendfeier des Althings erschienen, des einst als Stammesversammlung abgehaltenen isländischen Parlamentes mit oberstem Gerichtshof. Die Zuordnung zu den Münzen ist jedoch umstritten: „Sie gelten in Island als halboffiziell. In der Tat ist es nicht die Regierung, die um die Prägung dieser Münzen gebeten hat. Sie sind vielmehr auf die Entscheidung eines parlamentarischen Ausschusses entstanden, was ebenfalls als offiziell gelten kann. Deshalb wurden die drei Münzen nur zögerlich unter Island eingeordnet und nicht unter die Wertmarken. Die Münzen sind auch im Schön-Katalog verzeichnet. Ihrer Entstehungsgeschichte nach handelt es sich bei den drei Wertstufen zu zwei, fünf und zehn Krónur also um Münzen. Lediglich die Stücke zwei Krónur tauchten jedoch manchmal im Zahlungsverkehr auf.“ (numista.com) In einer Publikation der isländischen Staatsbank werden die Stücke als „Medaillen mit eingeprägtem Wert“ bezeichnet. Dort heißt es: „Im Rahmen eines Gesetzes zur Jahrtausendfeier des Althings im Jahr 1930 wurde der Regierung gestattet, eine Reihe von Medaillen mit geprägtem Wert auszugeben. Das Gesetz sah vor, dass die Medaillen durch einen königlichen Erlass als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt werden konnten. Diese Bestimmung wurde nie in die Tat umgesetzt." (The Currency of Iceland, S. 73)
Welche Zuordnung als korrekt gelten darf, dürfte sich nicht abschließend klären lassen. Klar ist jedoch, dass es sich um außergewöhnlich attraktive Exemplare handelt. Die niedrigste Wertstufe, aufgrund ihrer Randschrift als Zwei-Krónur-Münze ausgewiesen, zeigt auf der Vorderseite ein isländisches Kreuz. In den Winkeln sind ein Seeadler, ein Drache, ein Stier und ein Riese als Landwächter gesetzt. Die Umschrift bedeutet: „Das Althing wurde 930 gegründet.“ Auf der Rückseite ist eine thronende Freiheitsgöttin mit Gesetzbuch und Fackel abgebildet. Die mittlere Wertstufe, als Fünf-Krónur-Stück ausgewiesen, zeigt zwei verschlungene Drachen und die Umschrift: „Das Althing wurde eingesetzt durch Ratschluss des Úlfljótur und aller Männer des Landes.“ Auf der Rückseite ist ein Ausrufer von Gesetzen über der Schlucht von Thingvellir zu sehen. Die Umschrift: „Auf Recht soll das Land gegründet sein.“ Die höchste Wertstufe zu zehn Krónur trägt das gekrönte Staatswappen mit den vier Landwächtern als Schildhaltern. Auf der Rückseite segnet der König von Thule zwei isländische Landeskinder. Geprägt wurde die Serie, die damals im Set erworben werden konnte, von der Sächsischen Hauptmünzstätte Muldenhütten, heute zu Freiberg gehörend. Als Medailleur fungierte Friedrich Wilhelm Hörnlein (1873-1945).
Der nächste Schritt für die isländische Währungsgeschichte ergab sich durch den Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit war Island zunächst von den Briten besetzt, später von den Amerikanern. In einem Referendum entschieden sich die Isländer gegen die Monarchie und eine Fortführung der Personalunion mit dem dänischen König als Staatsoberhaupt: „Mit der Gründung der Republik im Jahr 1944 wurde die Münzprägung reformiert und die Symbole des dänischen Königreichs im Einklang mit dem neuen System entfernt. Zum ersten Mal wurde 1946 das neue Wappen auf den Ein- und Zwei-Krónur-Münzen verwendet.“ (The Currency of Iceland, S. 59) Im Jahr 1968 ist ein Währungsgesetz verabschiedet worden, auf dessen Basis die Zentralbank mit der Ausgabe von Geldzeichen beauftragt wurde. Einige Jahre später erschien zum zweiten Mal eine dreiteilige Gedenkserie, diesmal zum 1100. Jahrestag der Landnahme durch die Wikinger. Die Münzen zu 500 Krónur und 1.000 Krónur erschienen in Silber, das 10.000-Krónur-Stück in Gold.
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