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Florian Haymann

Stein A. Evensen: Ancient Rome by Coins – Das antike Rome anhand von Münzen


Stein A. Evensen, Ancient Rome by Coins, Orfeus, Latvia 2019. 232 Seiten, bebildert, 11,5 x 27,5 cm, Hardcover. ISBN 978-82- 93140-67-2.


Es ist immer wieder etwas Besonderes, wenn ein begeisterter Münzensammler zur Feder greift, um das Faszinosum zu beschreiben, das seine Sammelobjekte umgibt. Die Bücher, die dabei entstehen, können hilfreich sein, so wie akribisch zusammengestellte Katalogwerke es sind; sie können aber auch charmant bis begeisternd sein, so wie das Buch von Stein Evensen.


Sein „Ancient Rome by Coins“ ist nicht, wie es das Titelbild und der Titel selbst es nahelegen, ein numismatischer Stadtführer. Vielmehr unternimmt Evensen, ein emeritierter Medizinprofessor aus Norwegen, den Versuch, die Geschichte Roms anhand von Münzen darzustellen. „Coins are a special, material link to both recent and ancient past“ beschreibt Evensen seine Grundannahme: Münzen sind ein unmittelbares Bindeglied zwischen der Vergangenheit und heute.


Jedem „Kapitel“ der römischen Geschichte (bzw. anfangs eher: Mythologie) ist dabei in der Regel eine Seite gewidmet. Die (englischsprachigen) Texte sind dabei sehr knapp und prägnant, sie wollen offensichtlich nicht mit den Münzabbildungen konkurrieren, sondern diese nur begleiten. Sie verzetteln sich auch nicht in Fußnoten und Exkursen, sondern basieren auf einer Literaturgrundlage von weniger als zehn Werken (diese finden sich auf S. 231).


Wissenschaftlich ambitionierte Numismatiker werden rasch auf Vereinfachungen, ausgeblendete Forschungskontroversen oder schlicht Fehler stoßen, wie beispielsweise die Frühdatierung der Mars-Didrachmen (S. 39), die Interpretation des Vulcan-Hutes auf dem Carisius-Denar als Prägestempel (S. 44), die Frühdatierung der Elefantendenare Caesars (S. 68), die Ansprache eines Gallierkopfes als Vercingetorix (S. 71) etc. Auch würde sich mancher Numismatiker eine genauere Münzbeschreibung (z. B. mit Gewichten und Literaturzitaten) wünschen, zumal Evensen bei der Auswahl der Stücke sehr auf gute Erhaltung und spektakuläre Bilder geachtet hat. Doch solche Kritik zielt an einem Buch vorbei, dessen Intention es schlicht ist, Begeisterung für die Materie zu wecken und anzudeuten, welche Geschichten sich hinter den Münzen verstecken. Und so sind, vom Kleopatra-Denar über den EID- MAR- Denar bis zum severischen Circus-Maximus-Aureus zahlreiche spektakuläre Münztypen in dem Buch vereint.


Das Werk hätte das Potenzial zu einem „Coffeetablebook“, allerdings wirkt so manche Münze aufgrund des etwas schematischen, dabei aber unsystematischen Layouts doch etwas verloren

(S. 65, 73). Die sonstige Aufmachung des Buchs mit dem als Titelbild eingestanzten Kolosseums-Aureus, einem übersichtlichen, chronologischen Inhaltsverzeichnis und einem hilfreichen Index vermittelt dann aber einen wertigen Eindruck.


Die Sammlerwelt braucht dringend Bücher wie diese. Denn sie tragen die Fackel der Sammelleidenschaft weiter. Sie tragen dazu bei, neue Sammler zu gewinnen und sorgen somit auf lange Sicht nicht nur für den Werterhalt heutiger Sammlungen, sondern auch dafür, dass eine wertvolle Kulturtechnik nicht verlorengeht.

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