Das auslösende Ereignis zur Bildung des ersten Weltreiches der Neuzeit war eine Hochzeit.
Gegen den Willen ihres königlichen Bruders Heinrich IV. hatte die Thronerbin Isabella von Kastilien (1451-1504) im Oktober 1469 Ferdinand geheiratet, den Erben der Krone von Aragón.
Um eine Intervention von außen zu vermeiden, war der Erzbischof von Toledo, ein Parteigänger von Elisabeth, mit aller Diskretion tätig geworden: „Eine Gesandtschaft des Erzbischofs suchte Ferdinand in Aragón auf, und forderte ihn auf, zum Vollzug der Eheschließung nach Valladolid zu kommen. Dieser erklärte sich spontan bereit, heimlich und in Verkleidung mit den Gesandten nach Kastilien zu gehen, um die Eheschließung umgehend zu vollziehen. Der Bischof von Segovia fälschte daraufhin eine päpstliche Heiratserlaubnis, und am 19. Oktober wurde die Eheschließung vollzogen.“ (Walther L. Bernecker, Horst Pietschmann, Geschichte Spaniens, Stuttgart 1993, S. 29).
Mit der gemeinsamen Übernahme der Herrschaft in Kastilien (1474) und Aragón (1479) konnten sie den größten Teil des territorial zersplitterten Spaniens vereinigen. Nach der Vertreibung der Mauren aus Granada (1482-1492) war das Werk so gut wie vollendet. Der Preis für diesen zehnjährigen Krieg war jedoch hoch. Es „mussten in großem Umfang staatliche Zwangsanleihen erhoben werden, zu denen die Stadtbürger entsprechend ihren Besitzverhältnissen herangezogen wurden. Ferner wurden die jüdischen Gemeinden und die gesellschaftlichen Korporationen zur Zeichnung von Kriegsanleihen oder zur Ausrüstung von Einheiten der Truppe herangezogen. Die Gesamtkosten des Krieges werden auf ca. 27 Mill. Dukaten geschätzt, wobei die Eigenleistungen des Adels nicht mitgerechnet sind.“ (Ebenda, S. 70).
Angesichts dieser Lasten verwundert es nicht, dass die Krone dringend auf frisches Geld angewiesen war. Der Seefahrer Christoph Kolumbus, der 1492 Amerika entdeckte, kam da wie gerufen. Sein Auftrag bestand vor allem darin, Gold nach Spanien zu bringen.
Nach dem Tod von Ferdinand und Isabella, die später als Katholische Könige in die Geschichte eingingen, begann die Eroberung Mittelamerikas. Ein Grund für die Raubzüge waren die enormen Schulden, die Karl V. (1500-1558) angehäuft hatte, der neue König und spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Zunächst brach Hernán Cortés (1485-1547) ins mexikanische Reich der Azteken auf. Mithilfe einer Streitmacht der im Osten lebenden Tlaxcalteken gelang es den Spaniern im Herbst 1519, bis in die Hauptstadt Tenochtitlan vorzudringen. Die Konquistadoren beschlagnahmten den Schatz des Azteken-Königs Moctezuma. Widerstandslos unterwarf sich jener den „weißen Göttern“.
Das Volk der Azteken rüstete allerdings zum Gegenschlag. Am 30. Juni 1520 war es soweit. Das Heer der Indianer ging zum Angriff über. Einer der spanischen Konquistadoren erinnerte sich später: „Bei einbrechender Nacht ließ Cortés alles Gold und Silber und alle Kostbarkeiten unter Aufsicht seines Kämmerers in einen Saal schaffen. Es waren zumeist große und breite Goldbarren. Davon ließ er das kaiserliche Fünftel auf sechs Pferde laden und 80 Tlaxcalteken so viel aufpacken, wie sie nur tragen konnte. Dann gab er den Rest des Schatzes zur Verfügung frei. Hierauf rafften viele unserer Soldaten so viel auf wie irgend möglich.“ (Otto Emersleben, Länder des Goldes, Leipzig 1982, S. 62).
Unter schweren Verlusten zogen die Spanier ab. Erst ein Jahr später gelang es ihnen, die Azteken endgültig zu unterwerfen. Im Jahr 1531 begab sich Francisco Pizarro (1476-1541) auf eine Expedition ins heutige Peru. Mit nur 170 Soldaten gelang es ihm, das mächtige Reich der Inkas zu unterwerfen. Um sein Leben zu retten, versprach der Inkaherrscher Atahualpa, einen Raum bis zur Höhe des ausgestreckten Armes mit Gold zu füllen. Obwohl die versprochene Menge von drei Tonnen Gold zusammenkam, töteten die Spanier den Inkaherrscher. Ihr Goldhunger war geweckt: Die finanziell chronisch klammen Spanier hatten eine nie versiegende Geldquelle aufgetan!
Mit dem allmählich einsetzenden Zustrom von Edelmetallen wurde auf dem spanischen Festland eine wirksame Reform des Metallgeldes möglich. Der Excelente (3,5 Gramm, 990er Gold) im Wert eines venezianischen Dukaten wurde zur offiziellen Goldmünze bestimmt. Halbe, ganze und doppelte Stücke wurden ausgeprägt. Ein Excelente hatte einen Gegenwert von etwa 11 silbernen Reales oder 375 Maravedí. Der doppelte Excelente ist bis heute unter der Bezeichnung Dublone bekannt. Die von Ferdinand II. von Aragón und Isabella I. von Kastilien gemeinsam ausgebrachten Goldstücke tragen sämtlich zwei sich gegenüberstehende Brustbilder: „Der Excelente de oro weist als Münzbild die einander zugewandten gekrönten Büsten des Königspaares auf. Sie werden am Rand von der Inschrift FERNANDVS ET ELISABET D(EI) G(RATIA) REX ET REGINA CAS(TILLA) umrahmt.“ (Rainer Wohlfeil, Die Katholischen Könige und die Franco-Diktatur, auf: reflejarte.es).
Auf der Rückseite ist das von einem Adler gehaltene Schild mit den Wappen von Kastilien, Aragón und Granada zu sehen. Die aus einem biblischen Psalm stammende Umschrift SVB VMBRA ALARVM TVARUM PROTEGE NOS bedeutet: unter dem Schatten deiner Flügel. Auf Nominalen geringeren Wertes finden sich nur die Wappen von Kastilien und León mit der der Umschrift QVOS DEVS CONIVNXIT HOMO NON SEPARET. Dieses Motto bedeutet: Wen Gott verbunden hat, den soll der Mensch nicht trennen.
Mit ihrer Pragmática de Medina del Campo de 1497 regelten die Katholischen Könige aber nicht nur das Wertsystem der neuen Goldmünzen. Der Real (3,24 Gramm, 931er Silber) wurde zur silbernen Standardmünze bestimmt. Die in späteren Jahren auf dieser Grundlage geprägten Stücke zu 8 Reales wogen etwa so viel wie ein Taler. Aus ihnen entwickelte sich schon nach kurzer Zeit eine Handelsmünze, die weltweit gefragt war. Ein Real entsprach 34 kupfernen Maravedí. Die neuen Münzen wiesen die Prägestätte und den Wardein aus. Eine Jahreszahl fehlte noch.
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