Nicht nur in vergangenen Jahrhunderten erfreuten sich sogenannte Weihnachtstaler sowie solche mit Bildern vom Sterben Jesu Christi am Kreuz und zu seiner Auferstehung großer Beliebtheit,
auch heute werden diese Stücke gern gesammelt. Dazu gehören die Madonnentaler und weitere Nominale mit Mariendarstellungen. Der Gebrauch der Präge- oder Gussstücke als Schmuck brachte es mit sich, dass man sie häufig gehenkelt, vergoldet oder gelocht hat. Diese bei Sammlern ungeliebten Veränderungen sollten als historisch gegeben hingenommen werden.
Umgeben von einem Strahlenkranz oder Sternen, hat man Maria mit dem Jesuskind als Himmelskönigin auf Münzen verewigt. Sie kommt auf Talern und Dukaten ebenso vor wie auf Groschen sowie Pfennigen. Dieser Madonnentaler wurde mit dem Porträt von Maria Theresia auf der Vorderseite 1742 in Kremnitz geprägt. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar].
Ausgesprochene Museumsstücke sind Medaillen erzgebirgischer oder böhmischer Herkunft mit Motiven aus dem Alten und dem Neuen Testament. Andere Ausgaben etwa aus Köln zeigen, wie sich die Menschen die Verehrung der Heiligen drei Könige an der Krippe mit dem Christuskind vorstellten. Auch auf Münzen des Bistums Münster kann man die exotisch gekleideten Weisen aus dem Morgenland erkennen. Wer sucht, wird weitere Stücke finden und mit viel Geduld eine kultur- und religionsgeschichtlich interessante Spezialsammlung anlegen können. Dazu kämen zahlreiche Weihnachtstaler und solche zu religiösen Themen, die heutige Prägeanstalten herstellen.
Dass die Madonna auf einer Mondsichel stehend oder thronend dargestellt wird und ihr Sonne, Mond und Gestirne untertan sind, geht auf die Offenbarung des Johannes zurück, bei der es zu Beginn des Kapitel 12 heißt: „Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. Sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt. [...]
Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe.
Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron.“ Im Bibeltext ist von einem roten Drachen mit sieben Köpfen die Rede, der nichts anderes als der Teufel ist und das Kind, sobald es geboren ist, auffressen will.
Das Motiv der Madonna, ob über einer Mondsichel stehend oder sitzend oder ohne sie, war schon im Mittelalter so beliebt, dass man sie auf zahlreichen Wandbildern, Gemälden, Skulpturen und auch geprägtem Metall dargestellt hat. Seit dem späten Mittelalter erscheint sie als Landespatronin von Ungarn, Bayern und anderen Ländern auf Münzen sowie Medaillen. Die Bilder unterstreichen die Verehrung der von einer Aureole umgebenen Himmelskönigin mit dem Christuskind auf dem Arm. Solche Marienmünzen aus Gold oder Silber hat man gern als Amulett bei sich getragen, um sich vor Krankheit, Unfall oder Tod zu schützen.
Albrecht Dürer schuf mit dieser Mondsichelmadonna ein anmutiges Bild einer Mutter mit ihrem Kind. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar].
Manche Münzen mit Madonnendarstellungen weisen Feilstriche auf. Man könnte meinen, die Beschädigungen seien Spuren für die Justierung zu schwerer Münze durch Befeilen. Tatsächlich aber sind diese Kratzer Hinweise auf einen alten Volksglauben, nach dem abgeschabter Silberstaub bei der Behandlung von Wunden hilfreich sein soll. Man gab die Krümel in eine Flüssigkeit und bestrich mit ihr eine Wunde. Die uns absonderlich erscheinende Methode hat durchaus einen rationalen Kern. Silber besitzt nämlich eine keimtötende und heilende Wirkung, weshalb es in chemisch gelöster Form auch in Salben, Nasentropfen, Sprays und anderen Präparaten vorkommt. Auf bayerischen Madonnentalern des 18. Jahrhunderts sind solche Spuren zu erkennen, und zwar nicht auf der Vorderseite mit dem Porträt des Kurfürsten, sondern auf der rückseitig abgebildeten Madonna mit Jesuskind, das den Reichsapfel als Symbol für die Herrschaft über die Welt in der Hand hält.
Feilstriche auf dem bayerischen Madonnentaler von 1795 weisen darauf hin, dass man das Silber
zur Wundbehandlung abgekratzt hat. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar].
Bereits im byzantinischen Kaiserreich wurden Münzen mit der Muttergottes zunächst allein, dann mit dem Kind auf dem Arm geprägt. Maria wird betend oder den Kaiser segnend dargestellt, ihrem Namen hat man Attribute wie „ruhmvoll“ und „hochgelobt“ hinzugefügt. Nach und nach fand sich die Darstellung der Madonna, die an zahllosen Orten verehrt wurde und wird und der man viele Kirchen sowie Kloster widmete, auch auf Münzen wieder, die im nördlicher gelegenen Gebieten Europas entstanden. Wurde sie auf Denaren Kaiser Karls des Großen nur als „Heilige Maria“ erwähnt, aber noch nicht dargestellt, so erscheint sie später auf Münzen stehend auf der Mondsichel oder als thronende Himmelskönigin. In Ländern und Städten, die sich Luthers Reformation anschlossen, hat man nicht durchgängig auf Mariendarstellungen auf Münzen verzichtet, zu beliebt und symbolträchtig war das Motiv. So heißt es auf Marientalern der protestantischen Hansestadt Hamburg im frühen 17. Jahrhundert „Wenn Gott für uns ist, wer
sollte gegen uns sein“.
Während der Gegenreformation wurde Maria mit ihrem Kind auf Münzen katholischer Fürsten
oft dargestellt. Als Führer der Liga hat Bayerns Kurfürst Maximilian I. im frühen 17. Jahrhundert
die thronende Madonna auf seinen Münzen verewigt. Hier ein Fünfdukatenstück von 1640 auf die Befestigung von München durch ihn. Diese und weitere Münzen flehen um Segen für ein Land oder eine Stadt. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar].
Helmut Caspar
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