Die Sieben Vereinigten Provinzen der Niederlande – hierzu zählten Holland, Zeeland, Groningen, Utrecht, Friesland, Geldern und Overijssel – hatten 1659 das silberne Dukaton (den silbernen Dukaten) eingeführt. Dies war eine Silbermünze, die 32,8 g wog, aus 941er Silber bestand und dem Gegenwert eines Golddukaten zu 3,44 g Feingewicht entsprach. Weil sie auf ihrer Vorderseite einen nach rechts hin sprengenden gepanzerten Ritter mit gezücktem Schwert zeigte, wurde die Münze schon bald „Zilverne Rijder“ (Silberner Reiter) genannt.
Von dieser Silbermünze produzierten einige Münzmeister der damals vier aktiven niederländischen Münzstätten gegen Ende des 17. Jahrhunderts Goldabschläge, mit denen sie dann Nebengeschäfte tätigten. Einer dieser Goldabschläge zu 10 Dukaten wurde 1687 in Dordrecht geprägt. Da er mit den Stempeln der silbernen Dukatonmünze geschlagen wurde, zeigt er sowohl vorder- als auch rückseitig dieselben Bildmotive und Umschriften wie diese.
Goldabschlag des silbernen Dukaton zu 10 Dukaten 1687. 34,50 g, Ø 41,33 mm, Münzstätte: Dordrecht. Bildquelle: F. R. Künker, Auktion 362, The Salton Collection, Part II (22. März 2022), Los 1289.
Auf seiner Vorderseite erscheint der nach rechts sprengende gepanzerte Ritter mit gezücktem Schwert und unter diesem der gekrönte Wappenschild der Sieben Vereinigten Provinzen der Niederlande.
Die Münzumschrift lautet "MO(neta) NO(va) ARG(entea) CONFOE(derationis) BELG(icae) PRO(vincia) HOL(landia)" Die Übersetzung der Umschrift: Neue Silbermünze der Belgischen Konföderation, Provinz Holland. Die Rückseite zeigt erneut den Wappenschild der Sieben Vereinigten Provinzen der Niederlande. In erwähntem Schild findet sich ein nach links stehender heraldischer Löwe, der in seiner rechten Vorderpranke ein Schwert und in seiner linken sieben Pfeile hält, die wiederum für die sieben Mitglieder der Vereinigten Provinzen stehen. Der Schild wird von zwei heraldischen Löwen gehalten und gekrönt. Zudem zeigt die Münze das Prägejahr 1687 sowie die Legende "CONCORDIA RES PARVAE CRESCUNT" Die Übersetzung: Durch Eintracht wachsen kleine Dinge. Dies war der Wahlspruch der Sieben Vereinigten Provinzen von 1588–1795. Ein Spruch, der übrigens bereits in der römischen Antike geläufig war und auf den römischen Historiker Salust (um 86–35 v. Chr.) und dessen Werk "Bellum Jugurthinum" zurückgeht. Dort folgt auf diesen Spruch allerdings noch die Ergänzung "Discordia maxime dilabuntur". Die Übersetzung: Durch Zwietracht zerfallen die größten (Dinge).
Neben den Goldabschlägen gab es auch Silberabschläge mit doppeltem Gewicht: so geannte Piedfort Zilveren Rijder. Bildquelle: F. R. Künker, Auktion 414, (27. September 2024), Los 4412.
Der auf der Münze dargestellte Reiter war aber keine neue numismatische Schöpfung, sondern war einem Münzmotiv entlehnt, welches Philipp der Gute von Burgund (1419–1467), der Vater Karls des Kühnen, auf seinen Goldmünzen, den sogenannten „Cavaliers d´or“ erstmals verwendete. Der Reiter auf Philipps Münzen sollte die Bedeutung des Rittertums in der Gesellschaft hervorheben.
Niederlande, Provinz Geldern, 1/2 Cavaliers d'or 1619.
Bildquelle: WAG, Auktion 130 (8. Mai 2022), Los 363.
Nun ist bis heute nicht restlos geklärt, wer für diese Goldabschläge – außer den Goldabschlägen zu 10 Dukaten gibt es auch noch solche zu 5 Dukaten – wirklich verantwortlich war. Alles was wir wissen, ist, dass es Münzmeister der vier damals aktiven niederländischen Münzstätten waren, die diese Goldabschläge anfertigen und damit Nebengeschäfte tätigten. Nebengeschäfte, die von den Generalmünzmeister der Vereinigten Niederlande aber nicht gern gesehen wurden. Heißt es doch in einer Zirkularnote dieser vom 29. Dezember 1687:
„So wird uns täglich berichtet, dass – einmal abgesehen von den Goldmünzen, die Eure Exzellenz und andere Münzmeister auf ausdrücklichen Befehl der Herren der Hohen Regierung herstellen – einige Münzmeister dazu übergegangen sind, noch viele weitere ähnliche Goldmünzen von 5 und 10 Dukaten (als Doppelstück) zu münzen und dieselben einzeln zu einem höchsten Preis und mit Aufschlag zu verkaufen, unter dem Vorwand von denen besonderer Machart und hohen Arbeitskosten.“
Dass die besagte Kritik der Generalmünzmeister der Vereinigten Niederlande nicht wirkungslos blieb, zeigt sich daran, dass diese Goldabschläge heute äußerst selten sind, da ihre Prägung, so wird vermutet, schon recht bald wieder eingestellt wurde.
Weil der Goldabschlag von den Stempeln der Silbermünze gefertigt wurde, heißt es in seiner Vorderseitenumschrift u.a. auch "MO(neta) NO(va) ARG(entea)", also neue Silbermünze, wenngleich es sich hierbei eindeutig um eine Goldmünze handelt. Es ist also keine vergoldete Silbermünze, sondern eine Goldmünze aus vermutlich 986er Feingold (die übliche Legierung für Golddukaten).
Ironie der Geschichte: Die Prägung der erwähnten Goldabschläge durch einige Münzmeister damals war zwar „illegales Machwerk“, bescherte der Nachwelt und der Sammlerschaft heute aber letztlich einige der schönsten, seltensten und teuersten Goldmünzen. Der oben gezeigte Goldabschlag des „silbernen Dukaton“ zu 10 Dukaten, war Bestandteil der berühmten „Salton Collection, Part II“ und wurde am 22. März 2022 bei F. R. Künker in der 362. Auktion versteigert. Schätzpreis waren 30.000,– Euro.
Der Zuschlag erfolgte bei 140.000,– Euro.
Michael Kurt Sonntag
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