Shawn M. Caza: A Handbook of Late Roman Bronze Coin Types, 324–395
London 2021, 345 Seiten, farbig bebildert, Format: ca. 19 x 25 cm, Festeinband, ISBN: 978-1-912667611, Preis: ca. 74 Euro.
Spätantike Bronzemünzen sind für viele Münzliebhaber bis heute der Einstieg in das Sammeln römischer oder sogar griechischer antiker Münzen. Der Grund liegt auf der Hand: Diese Münzen wurden in riesigen Mengen geprägt, entsprechend haben sich enorm viele erhalten bzw. werden laufend neue gefunden. Das Angebot z. B. auf Börsen, oft sogar in „Krabbelkisten“, ist entsprechend hoch und die Preise sind zumeist moderat. Derartige Münzen sind also auch zum „Schnuppern“ oder für jüngere Interessierte geeignet. Und nicht zuletzt gilt natürlich: Es handelt sich um interessante und aussagestarke Zahlungsmittel, die alle Eigenschaften für ein spannendes und vielgestaltiges Sammeln in sich vereinen.
Derlei Münzen haben aber auch ihre speziellen Schwierigkeiten: Materialbedingt sind sie nicht immer unmittelbar gut zu lesen. Durch typengleiche Stücke verschiedener Kaiser kann die Bestimmung oft diffizil werden, was auf der anderen Seite wieder reizvoll ist. Aber es gibt gute Hilfsmittel. Seit Jahrzehnten ist das Bestimmungsbuch „Die spätrömische Kupferprägung“ von Guido Bruck zu empfehlen. Jetzt kommt eine Neuempfehlung dazu: „A Handbook of Late Roman Bronze Coin Types, 324-395“ von Shawn M. Caza. Während Brucks Werk ein reines Bestimmungsbuch ist und die Zeit von 317 bis etwa 450 abdeckt, ist Cazas Publikation tatsächlich ein umfassendes Handbuch nach dem natürlich auch bestimmt werden kann.
Cazas Werk startet mit einem Einführungskapitel, in dem Herstellung, Umlauf und Verlust der Münzen beschrieben werden. Weiter gibt es Angaben zu Gewicht, Feingehalt sowie Zeitwert. Die Materialfülle in diesem ersten Kapitel ist enorm. In den folgenden, chronologisch angeordneten Kapiteln gibt es nach einem historischen Abriss der jeweils behandelten Epoche detaillierte Informationen über die spätrömischen Bronzemünzensysteme. Jeder dortige Eintrag enthält Details zu Datierung, Prägung, Persönlichkeiten, Gewichtsnorm sowie Variationen und erläutert
die Geschichte sowie Bedeutung der Legende und des Designs. Mehr als 260 Abbildungen und Katalogeinträge zu jedem Bronze-Rückseitentyp machen die Benutzung zum Vergnügen – englische Sprachkenntnisse sollte man aber haben.
Die Berücksichtigung der neuesten numismatischen Forschung sowie umfangreiche Fußnoten und eine Bibliografie machen dieses Buch neben Numismatikern auch für Historiker interessant. Sehr hilfreich gerade auch bei der Bestimmung von Münzen ist ein alphabetischer Index der Rückseitenlegenden, über den man (so man diese Legende auf
der Münze einigermaßen lesen kann) schnell bei der entsprechenden Münze im Buch ist. Wer nun noch weiter gehen möchte und eine umfassende Auflistung nach Münzstätten sucht, muss an der Stelle die Publikationen RIC (Roman Imperial Coinage) oder LRBC (Late Roman Bronze Coinage) heranziehen, aber das dürfte kaum der Fall sein.
Unterm Strich bleibt folgendes festzuhalten: Sammler (vom Anfänger bis zum Spezialisten) und Forscher haben mit diesem Handbuch ein ausgezeichnetes neues Arbeitsmittel bekommen.
Manfred Freund
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