Hinweis: Der nachfolgende Beitrag enthält allgemeine Darstellungen zu Fragen des Einkommenssteuerrechts. Er stellt die persönliche Meinung des Autors dar und ist keine Steuer- oder Rechtsberatung. Der Autor kann keine steuerrechtliche Beratung im Einzelfall erteilen.
Für viele Sammler kommt irgendwann der Zeitpunkt, sich von ihrer über viele Jahre zusammengetragenen Sammlung (oder Teilen davon) zu trennen. Häufig stellt sich dann die Frage: Muss ich den Verkaufserlös versteuern? Oder einen Gewinn, weil die Erlöse aus dem Verkauf der Sammlungsstücke die seinerzeitigen Einkaufspreise übersteigen? Praktisch gesprochen – muss ich evtl. eine Einkommensteuererklärung abgeben, und was muss ich darin angeben?
Gleich vorweg – im Ergebnis nichts, wenn man es richtig macht. Der Gewinn aus dem Verkauf einer über Jahre zusammengetragenen privaten Sammlung ist nicht einkommensteuerpflichtig. So hat es der Bundesfinanzhof (die höchste deutsche Gerichtsinstanz auf dem Gebiet des Steuer- und Zollrechts) in einer Entscheidung aus dem Jahr 2020 (1) deutlich gesagt. Die Verwertung einer Sammlung ist danach „der letzte Schritt einer Vermögensverwaltung“ und keine Händlertätigkeit, bei der Gewinne grundsätzlich einkommenssteuerpflichtig sind. Es fehlt bei einem Sammlungsverkauf die für einen Händler typische Gewinnerzielungsabsicht, da Sammlungsstücke nicht gezielt mit dem Vorsatz,
sie mit Gewinn wieder zu verkaufen (Wiederverkaufsabsicht), erworben werden.
Ein Hinweis: Eine „über Jahre zusammengetragenen Sammlung“ bedeutet, dass das letzte Stück der Sammlung wenigstens ein Jahr in dieser gewesen sein muss. Einkünfte aus dem Verkauf von Sammlungsstücken, die weniger als ein Jahr in der Sammlung gehalten wurden, sind einkommensteuerpflichtig, wenn sie oberhalb (geringer) Freigrenzen (2) liegen.
Sammler werden sich überlegen müssen, wie sie die Sammlung verwerten möchten. Ein Verkauf der Sammlung als Ganzes oder in Teilen an einen anderen Sammler oder an einen Händler kann in Betracht kommen, oder die Einlieferung bei einem Auktionshaus. Oder aber man nimmt die Sache selbst in die Hand und stellt die Sammlungsstücke zum Verkauf auf Online-Auktionsplattformen wie ebay oder Delcampe ein.
Auf die Frage der Steuerpflichtigkeit der Veräußerung einer Sammlung selbst hat der Verwertungsweg keinen Einfluss. Aber: Wer bei der Verwertung seiner Sammlung so vorgehen will, dass die Sammlungsstücke auf Online-Auktionsplattformen - in mehreren Losen und vielleicht über einen längeren Zeitraum hinweg - verkauft werden sollen, muss sich vorab einige Überlegungen machen und Unterlagen zusammenstellen, weil bei dieser Art des Verkaufs eine Rückfrage des Finanzamts in Zukunft wahrscheinlicher werden kann, ob man als Händler tätig wird. Das gilt umso mehr für denjenigen, der auf diesen Verkaufsplattformen bereits regelmäßig als Verkäufer aktiv ist, oder dort sogar gewerblich handelt. Zwar ist ein Verkauf der Sammlung über diesen Weg steuerrechtlich im Ergebnis nicht anders zu bewerten als eine Einlieferung in eine Auktion oder der Verkauf an einen Händler. Er kann aber gerade dann, wenn man ansonsten auch auf diesen Plattformen verkauft, im Ergebnis zu einer Versteuerung der Erlöse führen, wenn gegenüber dem Finanzamt der Nachweis nicht gelingt, dass eine Sammlung verkauft und keine Händlertätigkeit betrieben wird.
In der erwähnten Entscheidung des Bundesfinanzhofes aus dem Jahr 2020 hatte ein Sammler seine über Jahre zusammengetragene Modellbahnsammlung über einen längeren Zeitraum hinweg in einzelnen Artikeln auf ebay veräußert. Was die Sache kompliziert machte: Der Sammler war schon seit längerer Zeit auf ebay aktiv und betrieb dort gewerblich einen ebay-Shop, in dem er ebenfalls Modellbahnartikel verkaufte. Wie konnte nun der private Teil der Sammlungsverwertung von den übrigen gewerblichen Verkaufsaktivitäten auf derselben Plattform abgegrenzt werden?
Im Zusammenhang mit dieser Frage hat der Bundesfinanzhof einen Hinweis gegeben, der auch für die private Sammlungsverwertung wichtig ist: Allein der Verkauf von Sammlungsgegenständen auf einer Plattform wie ebay oder Delcampe über einen längeren Zeitraum hinweg indiziert noch nicht, dass ein solcher Verkauf gewerblich erfolgt und damit eine Händlertätigkeit vorliegt. Das ist für denjenigen, der seine Sammlung verkaufen will, von großer Bedeutung: Ein Verkauf über diese Plattformen führt nicht per se zu einer Steuerpflicht. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn ein Verkauf über diese Plattformen über längere Zeiträume hinweg legt dem äußeren Bild nach eine Händlertätigkeit zumindest nahe. So wird vermutlich auch das Finanzamt argumentieren, dass auf die Verkäufe aufmerksam gemacht worden ist, und den Verkäufer zu weiteren Erklärungen auffordern.
Und das kann in Zukunft häufiger vorkommen: Auktionsplattformen wie ebay und Delcampe melden ab 2024 Verkäufer mit Umsatzzahlen oder verkauften Artikeln oberhalb bestimmter Schwellenwerte (3) an die Finanzbehörden. Wie die Finanzämter mit diesen Meldungen umgehen, wird sich zeigen. Es liegt jedoch nahe, dass sie bei größeren Umsätzen und einer Vielzahl verkaufter Artikel den Verkäufer anschreiben und um Auskunft bitten werden. Es ist anzunehmen, dass die Finanzämter im Zweifelsfall argumentieren werden, dass ein Verkauf über ebay über längere Zeit hinweg oberhalb bestimmter Schwellenwerte nahelegt, bei dem Verkäufer handele es sich um einen gewerblich tätigen Händler. Praktisch heißt das: Gewinne aus der Händlertätigkeit sind einkommensteuerpflichtig und in der Einkommenssteuererklärung anzugeben. Macht der Sammler zur Höhe der Gewinne keine Angaben, wird das Finanzamt diese auf Basis der Umsätze schätzen. Auch steht das Risiko eines Steuerstrafverfahrens im Raum, wenn solche Gewinne gegenüber dem Finanzamt nicht angegeben werden.
Es ist also wichtig, dem Finanzamt schlüssig darlegen zu können, dass eben ein Verkauf einer über Jahre zusammengetragenen Sammlung vorliegt. Feste Regeln dafür gibt es nicht. Es hilft, sich einmal selbst zu strukturieren und in die Person des Mitarbeitenden im Finanzamt hineinzuversetzen: Was kann insoweit überzeugen? Das zu berücksichtigen ist auch wichtig, sollte keine Einigung mit dem Finanzamt erzielt werden können und der Fall vor dem Finanzgericht landen. Die Finanzgerichte sind nach den Vorgaben des Bundesfinanzhofes gehalten, alle Möglichkeiten und Beweismittel auszuschöpfen, um einen Sachverhalt zu klären. Es gibt also nicht „die“ richtige Unterlage, vielmehr zählt der Gesamteindruck.
Gut vorbereitet ist, wer seine Ankäufe dokumentiert hat, idealerweise mit Datum, Preis und wo man das Stück erworben hat. Liegen noch Rechnungen von Auktionshäusern vor, ist man bestens gerüstet. Nicht immer ist das der Fall. Aber, wie gesagt, es gilt den äußeren Eindruck, dass man Händler sei, gegenüber dem Finanzamt auszuräumen. Hier helfen vorhandene Händlerrechnungen und eigene Aufzeichnungen, Bestandslisten, Mitgliedschaften in Sammlervereinen, oder sonstige Unterlagen, mit denen man sein Hobby und den Erwerb von Sammlungsgegenständen veranschaulichen kann. Auch die Verkäufe sollten genau dokumentiert werden (4) . Das alles muss gut zusammengestellt und schlüssig dargelegt werden. Auf "Juristendeutsch" kommt es nicht an. Wichtig ist die Darstellung für den Mitarbeitenden im Finanzamt (der vielleicht oder sogar wahrscheinlich kein Sammler ist) nachvollziehbar und verständlich zu gestalten und belegen zu können.
Wer keine Unterlagen vorlegt und auch keine Erklärungen zu dem Erwerb seiner Sammlungsgegenstände abgeben kann, kann gegenüber dem Finanzamt in arge Erklärungsnot geraten. In diesen Fällen mag – nicht wegen einer einkommensteuerrechtlich anderen Bewertung, sondern allein aus praktischen Gründen – die gesamthafte Verwertung der Sammlung etwa über ein Auktionshaus der bessere Weg sein, weil dadurch deutlich wird, dass die Versteigerung tatsächlich der Verwertung einer einmalig eingelieferten Sammlung dient, die im Idealfall mit Schluss der Auktion dann auch abgeschlossen ist.
Es gibt viele Spielarten, wie Sammler sich von ihren Sammlungsgegenständen trennen können. Die vorstehenden Ausführungen sollen nur eine grundsätzliche Darstellung geben. Im Zweifelsfall kann das Geld für eine Beratung beim Steuerberater im Vorfeld des Verkaufes gut investiert sein.
Sven Gerhard
Anmerkungen:
Urteil vom 17. Juni 2020, Aktenzeichen X R 18/19, abrufbar auf der Webseite des Bundesfinanzhofes unter https://www.bundesfinanzhof.de/de/entscheidung/entscheidungen-online/detail/STRE202010286/.
Aktuell EUR 600,- pro Jahr für alle Veräußerungsgeschäfte eines Jahres zusammen.
Rechtsgrundlage ist das ab 1. Januar 2024 in Kraft getretene Plattformen-Steuertransparenzgesetz. Eine Meldung für das Jahr 2024 erfolgt, wenn pro Jahr Umsätze von mehr als EUR 2000,- erzielt oder mehr als 30 Artikel verkauft wurden.
Ebay etwa löscht die Verkaufsdokumentation nach einiger Zeit.
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