Litauen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Im Jahr 1008 verdrängten baltische Litauer die Slawen aus ihrem dortigen Siedlungsraum. Im 13. Jahrhundert konnte das Land kurzzeitig zu einem Königreich vereinigt werden. Dann zerfiel es jedoch wieder. Unter Großfürst Jogiaila kam es zu einer Personalunion mit Polen, das fortan von den Jogiellonen regiert wurde. Sein Vetter Vytautas ging ebenfalls in die Geschichte ein: „In der Schlacht von Tannenberg (1410) besiegte das vereinigte polnisch-litauische Heer den Deutschen Orden.“ (Litauen, in: ZEIT-Lexikon, Hamburg 2005, S. 75) Mit der dritten polnischen Teilung fiel der Hauptteil des litauischen Gebietes im Jahr 1795 an Russland: „Die brutale Russifizierungspolitik bewirkte sowohl eine starke Auswanderungsbewegung in die USA und nach Kanada als auch eine litauische Nationalbewegung, die insbesondere vom Kleinadel und der Intelligenz getragen wurde und auch in Gegensatz zum Polentum geriet.“ (Ebenda) Nach den Unruhen von 1905 räumte die russische Regierung den Litauern eine Teil-Souveränität ein. Sie erhielten einen eigenen Landtag. Litauische Abgeordnete zogen in die russische Duma ein. Im Ersten Weltkrieg stießen die deutschen Truppen frühzeitig ins Baltikum vor. Die Verwaltungseinheit Ober Ost sollte zu einem selbstständigen Staat entwickelt werden. Der litauische Landesrat Taryba wollte sogar den deutschen Wilhelm Karl von Urach als litauischen König.
Für die von Deutschland im Krieg besetzten Ostgebiete, zu denen auch Litauen gehörte, war 1916 eine Sonderwährung ausgegeben worden. Zunächst war das ein sogenannter Ostrubel zu 100 Kopeken, später eine Ostmark. Die für den Umlauf nötigen Banknoten sowie das Kleingeld wurden in Deutschland hergestellt. Nach Kriegsende galten diese Zahlungsmittel zunächst weiter: „Da die Regierung der Republik Litauen damals gezwungen war, alle Kräfte zum Kampf gegen ihre äußeren Feinde aufzubieten, konnte sie (wegen Geldmangels) keine eigene Währung einführen und musste daher abgewertete Ostmark verwenden.“ (History of money in Lithuania: Ost money (1916-1922, auf: pinigummuziejus.lt) Im Jahre 1919 änderte die litauische Regierung den offiziellen Namen der Währung durch einen Sonderbefehl. Die Ostmark hieß nun Auksinas, den Pfennig nannte man Skikakas. Die Mengen an Papiergeld führten zu einer raschen Entwertung des Geldes: „So entsprach beispielsweise am 2. Januar 1918 ein Dollar genau 5,09 Ostmark, am 1. November 1922 waren es bereits 4.550 Ostmark.“ (Ebenda) Eine Währungsreform war nun unausweichlich. Im Jahr 1922 nahm die Bank von Litauen ihre Tätigkeit als Staatsbank auf. Am 1. Oktober 1922 wurde die Litas mit einem amtlichen Wechselkurs von zehn Litai für einen Dollar eingeführt. Eine Litas entsprach 0,150462 Gramm Gold. Ein Drittel des Geldumlaufs war durch Gold abgedeckt.
Im Jahre 1925 wurden die ersten Münzen geprägt. Es handelte sich um Ein-, Zwei- und Fünf-Litas-Münzen aus Silber sowie fünf kleinere Wertstufen aus Bronze. Auf der Vorderseite aller Münzen ist der Reiter Vytis als staatliches Wappenmotiv abgebildet. Da im Lande selbst zunächst keine eigene Münzstätte existierte, wurden die Stücke in der britischen Royal Mint sowie bei King’s Norton Metal Works hergestellt. Im Jahr 1936 wurde dann in Kaunas eine eigene Prägestätte eröffnet. Die zweite Münzserie konnte so bereits selbst produziert werden. Die neuen Münzen wurden bei gleichem Feingewicht höher legiert. Außerdem erhielten sie ein verändertes Aussehen. Im Jahr 1936 wurde die Reihe der Wertstufen durch eine Zehn-Litu-Münze mit einem Porträt des historischen Großfürsten Vytautas ergänzt. Zum 20. Jahrestag der Republik erschien eine Sondermünze. Zu einer laut Gesetz vorgesehenen Herstellung von Goldmünzen kam es nicht: „Das Gesetz regelte die Geldmenge, die in Form von Münzen in Umlauf gebracht werden durfte. Im Jahr 1939 waren 34.870.000 Litai in Silbermünzen und 5.050.000 Litai in Bronzemünzen im Umlauf – etwa die Hälfte der zulässigen Menge. Ein weiteres Gesetz legte fest, dass niemand verpflichtet war, über 600 Litai in Silbermünzen beziehungsweise 15 Litai in Bronzemünzen entgegenzunehmen. Die Bank von Litauen würde Münzen ab einem Betrag von 500 Litai in Silber und 50 Litai in Bronze gegen andere Umlaufmedien eintauschen.“ (The Currency of Independent Lithuania, auf: lituanus.org)
Infolge des Hitler-Stalin-Paktes von 1939 setzte die Sowjetunion das Land zunehmend unter Druck. Nur eine sowjetfreundliche Regierung könnte einen Einmarsch noch verhindern. Am 15. Juni 1940 erklärte sich der litauische Oberbefehlshaber Stasys Raštikis bereit, ein solches Kabinett zu leiten. Sein Brigadegeneral Kazys Musteikis erinnerte sich: „Es schien, dass General Raštikis wirklich glaubte, er könne mit den Russen so zusammenarbeiten wie bisher. Der Unterschied bestünde nur darin, dass mehr russische Garnisonen in Litauen stationiert würden. Gegen 13 Uhr kam eine Meldung aus Moskau, dass die Kandidatur von General Raštikis für das Amt des Ministerpräsidenten von den Russen nicht akzeptiert werde, sie stattdessen die Verhaftung von Skučas und Povilaitis verlangten und die russische Armee um 14 Uhr die Grenze übertreten werde.“ (Alfonsas Eidintas: Antanas Smetona and His Lithuania, Leiden 2015, S. 377) Daraufhin löste sich die Regierung auf. Der Chef der Litauischen Bank zahlte den Ministern je 1.000 Dollar aus. Präsident Smetona erklärte, dass er sein Konto mit etwa 60.000 Litai auflösen wolle. Das Geld wurde in Dollars getauscht und Smetona ausgehändigt. Der größte Teil der staatlichen Goldreserven war zu dieser Zeit bereits in Sicherheit. Die Staatsbank hatte Gold im Wert von 69 Millionen Litai ins Ausland transportieren lassen, etwa 27 Millionen nach England, 23 Millionen in den USA, acht Millionen in die Schweiz und elf Millionen nach Schweden. Nur einen kleinen Teil bekam das Land später zurück.
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