Wer die Auktionsvorschauen der MünzenRevue aufmerksam durchblättert, stößt regelmäßig auf Dukatenprägungen der Tschechoslowakei aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Die Künker-Auktion 400 vom 1. Februar 2024 in Berlin hatte ein Fünf-Dukaten-Stück aus dem Jahr 1934 zur Taxe von 10.000 Euro im Angebot. Es handelte sich um ein Stück auf die Wiedereröffnung des Kremnitzer Bergbaus, von dem nur 70 Exemplare geprägt wurden. Auf der Aktion 435 von Dr. Busso Peus Nachf. aus Frankfurt am Main wurde ein Zehn-Dukaten-Stück aus dem Jahr 1929 zur Taxe von 10.000 Euro angeboten: "Am 31. Oktober nachmittags beginnt die Versteigerung der ausländischen Münzen der diesjährigen Herbstauktion. Unter diesen sind eine Serie indischer und iranischer Goldmünzen, eine kleine Auswahl polnischer Münzen und eine Sammlung Schweizer Schützentaler erwähnenswert. Vor allem sei hier aber auf einige Dukaten und Mehrfachdukaten der ersten tschechoslowakischen Republik hingewiesen, darunter ein zehnfacher Dukat 1929 als Spitzenstück." (MünzenRevue, Heft 11/2023, S. 59). Die SINCONA-Auktion 83 vom 15. bis 17. Mai 2023 hatte unter anderem ein Zehn-Dukaten-Stück von 1934 auf die Wiedereröffnung des Kremnitzer Begbaus von 1934 zur Taxe von 30.000 Schweizer Franken im Angebot. Auch der gemeine Sammler, der es auf einen einfachen Dukaten aus der Tschechoslowakei abgesehen hat, sieht sich seit etlichen Jahren mit Angeboten weit oberhalb des Goldpreises konfrontiert. Woher kommt die Wertschätzung für diese moderne Prägungen?
Dukat (Tschechoslowakei, 1924, 986er Gold, 3,5 Gramm, 20 mm)
Bildquelle: Numista, Katz, Coins Notes & Supplies
Zunächst ist ein Blick auf die Währungsgeschichte der nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen tschechoslowakischen Republik unerlässlich. Im Februar 1919 hatte das Parlament ein Währungsgesetz zur Ablösung der österreichisch-ungarischen Krone beschlossen. Zwei Monate später führte die Regierung die tschechoslowakische Krone (Koruna) ein. In der neu eingerichteten Prägestätte von Kremnica wurde im Januar 1921 der Probebetrieb zur Prägung der vorgesehenen Umlaufmünzen aufgenommen. Mit dem Gesetz Nr. 62/1923 zur Ausprägung von Handelsmünzen vom März 1923 knüpfte die Tschechoslowakei an die große Tradition böhmischer Dukaten an. Anlass der Ausgabe war das fünfjährige Bestehen der Republik: "Die ersten eintausend Exemplare waren nummeriert. Sie wurden sowohl an Repräsentanten des Staates als auch an Sponsoren der Staatskasse vergeben. Je niedriger die Nummer, desto höher der Rang des Staatsdieners oder die Spende. Es ist bekannt, dass die Münze Nr. 1 an Staatspräsident Masaryk ging." (Gerd-Dieter Gollnisch: Tschechoslowakische Dukatenmedaillen; in: Money-Trend, Heft 9/1996, S. 62) Ohne Nummer wurde in jenem Jahr weitere 61.861 Dukaten geprägt, die mit erheblichem Aufpreis verkauf wurden. Außerdem kamen 4.000 Zwei-Dukaten-Stücke heraus. Die Gedenkausgaben waren so beliebt, dass der Finanzminister im Juni 1924 eine Bekanntmachung zur Dukatenprägung auf private Rechnung erließ. Damit konnte jedermann die Stücke gegen Goldabgabe bestellen. Die Dukaten zeigen auf der Vorderseite das kleine Staatswappen im Schild sowie die Staatsbezeichnung mit Jubiläumsdaten. Auf der Rückseite ist der heilige Wenzel im Brustharnisch mit Schwert und Fahne zu sehen. Die Umschrift bedeutet übersetzt: "Lasst uns und unsere Nachkommen nicht untergehen". Gestaltet wurden die Stücke von Otakar Spaniel und Jaroslav Benda.
2 Dukaten (Tschechoslowakei, 1937, 986er Gold, 7,0 Gramm, 25 mm)
Bildquelle: Macho & Chlapovič, Auktion 13, Los 29, Taxe: 160.000 Euro, Zuschlag: 630.000 Euro
Ab 1929, dem Großen Jubiläumsjahr des Heiligen, wurden auch Exemplare zu fünf und zehn Dukaten angeboten. Auf ihnen ist der Schutzpatron zu Pferd mit Fahne, Schwert und Palmenzweig abgebildet. Bis 1938 wurden 452.540 Dukaten und 45.200 Mehrfach-Dukaten geprägt. Nachprägungen geringer Stückzahl sind 1939 in der Slowakei sowie 1951 in der CSSR hergestellt worden. In der Katalogliteratur sind außerdem neun "nichtoffizielle" Dukatenprägungen in Gold, Silber und Bronze aufgeführt. "Die erste Medaillenserie aus dem Jahr 1928 ist dem zehnjährigen Bestehen der Republik gewidmet. Herausgeber war der Verband der tschechoslowakischen Grubenbesitzer, Gestalter Otakar Spaniel. (...) Die Auflagenhöhen dieser Medaillen sind nicht bekannt. Sie lassen sich auch nicht rückschließen, da gerade im Jahr 1928 umfangreiche Prägungen sowohl für das Militär als auch für andere Auftraggeber erfolgt sind. Der bekannte Prager Münzhändler Karel Chaura bot 1930 die Goldmedaillen für 380 bzw. 186 Kronen an." (Gollnisch, S. 63) Heute sind die seltensten Originalprägungen vor allem unter tschechischen Sammlern heiß begehrt. Am 29. September 2020 war auf der Website von Radio Prague International zu lesen: "Mit einem Startpreis von acht Millionen Kronen (290.000 Euro) wird am Freitag eine Goldmünze aus dem Jahr 1937 zur Versteigerung angeboten. Der Fünfer-Dukat zeigt den Heiligen Wenzel und wurde in nur vier Exemplaren gepresst. Bisher ist eine solche Münze noch in keiner Auktion aufgetaucht. Darum erwartet der Veranstalter, dass der Endpreis den aktuellen Rekord brechen könnte. Dieser liegt bei 14,7 Millionen Kronen (540.000 Euro) für einen Zehner-Dukaten mit Wenzelsbild aus der selben Zeit." Am 11. November 2020 berichtete die Website, dass Anfang Oktober des Jahres auf einer Versteigerung des tschechischen Aktionshauses Antium Aurum ein Fünf-Dukaten-Stück mit dem Bildnis des Wenzel aus dem Jahr 1937 für 27 Millionen Kronen versteigert wurde, was über einer Million Euro entsprach.

10 Dukaten (Tschechoslowakei, 1936, 986er Gold, 34,9 Gramm, 42 mm)
Bildquelle: Künker, Auktion 39, Los 790, Taxe: 7.500 Euro, Zuschlag: 30.000 Euro
Die Preise für tschechische Dukaten beginnen bei knapp 1000 Euro für einen einfachen Dukaten aus der Serienfertigung und enden bei mehreren hunderttausend Euro für einen seltenen Mehrfach-Dukaten in hervorragender Erhaltung. Als die Münzenwoche im Juli 2022 eine Aufstellung der teuersten Münzen der Tschechoslowakei zusammenstellte, kam das oben genannte Stück von 1937, von dem nur vier Exemplare existieren, mit einem Nettoerlös von 850.000 Euro auf den ersten Platz. Es folgten sieben weitere seltene Mehrfach-Dukaten mit Erlösen oberhalb von 100.000 Euro. Es fält auf, dass vor allem tschechische Auktionshäuser von dem Run auf die Dukaten profitieren. Der tschechische Münz- und Sammlermarkt ist bekanntermaßen außerordentlich potent. Aber auch auf Versteigerungen, die von Auktionshäusern außerhalb der Tschechischen Republik abgehalten werden, lassen sich mit seltenen tschechischen Dukaten ungewöhnlich hohe Preise erzielen. Das renommierte Handelshaus Künker in Osnabrück veröffentlichte im Juli 2020 einen Pressebeitrag, in dem von der bis dato umsatzstärksten Sommer-Auktionswoche des Hauses berichtet wurde. Dabei landeten gleich drei Mehrfach-Dukaten mit Erlösen, die deutlich oberhalb von 100.000 Euro lagen, auf den vorderen Plätzen. Dabei waren nicht nur Originalprägungen aus der Zeit zwischen den Weltkriegen, sondern auch zwei der vorstehend im historischen Exkurs erwähnten Nachprägungen mit geringer Stückzahl aus dem Jahr 1951. Sie waren in der Aufstellung der teuersten "Tschechen" in der Münzenwoche noch nicht berücksichtigt.
Dietmar Kreutzer
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