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Helmut Caspar

Recht und Gerechtigkeit – eine Ausstellung des Berliner Münzkabinetts zum Thema „Ius in nummis“

Das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz freut sich über eine bedeutende Schenkung, die ihr von dem Freiburger Rechtsprofessor Thomas Würtenberger jun. zuteil wurde. Es handelt sich um Medaillen und einige Münzen zum Thema „Ius in nummis“. Das Kabinett zeigt Stücke, die sich mit Recht und Gerechtigkeit, Richtern und Gerichten, Gesetzgebung, Verfassungen und Parlamenten sowie verwandten Gebiete befassen, bis zum 7. April 2024 im Bode-Museum auf der Museumsinsel im Anschluss an seine ständige Ausstellung. Parallel verläuft die wissenschaftliche Aufarbeitung und Publikation der numismatischen Objekte von der Renaissance bis heute, wie Kabinettsdirektor Bernhard Weisser und Kurator Johannes Eberhard mit Dank an dem Juristen, Sammler und Forscher Thomas Würtenberger jun. berichten. Seine Schenkung bedeute für das Kabinett eine wunderbare Ergänzung. Das Münzkabinett werde die Sammlung Würtenberger sorgsam verwahren und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Das Berliner Münzkabinett lädt in die Ausstellung „Ius in nummis“ ein, die bis zum 7. April 2024 im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel gezeigt wird.

Thomas Würtenberger jun. hatte die Sammlung von seinem 1989 verstorbenen Vater übernommen, der ebenfalls den Vornamen Thomas trug und ein bekannter Strafrechtslehrer, Rechtsphilosoph und Kriminologe war. Würtenberger sen. war zu seinem Thema durch Guido Kisch, dem Sammler und Autor des Standardwerks „Recht und Gerechtigkeit in der Medaillenkunst“ (Heidelberg 1955), angeregt worden und mühte sich mit großem Erfolg und viel Geduld, eine eigene Kollektion dieser Art aufzubauen.

Die Ausstellung beginnt mit Vater und Sohn Würtenberger und ihrer ungewöhnliche Kollektion, in der immer wieder Justitia mit verbundenen Augen und die Waage der Gerechtigkeit eine Rolle spielen. Leider wurde und wird dieses Symbol für die unbestechliche und gerechte Justiz immer wieder missbraucht, denn es geht nicht immer und überall gerecht zu – in eine der beiden Schalen gelegtes Geld oder etwas Gleichwertiges kann das Recht aus dem Gleichgewicht bringen.


Die Berliner Bildhauerin und Medailleurin Marianne Dietz schuf zum 80. Geburtstag von Thomas Würtenberger jun. eine Medaille mit dem markanten Porträt des Juristen und Sammlers [Gipsmodell, MK Berlin]


Einige seiner Medaillen feiern im schönsten Jugendstil im 19. Jahrhundert erkämpfte demokratische Errungenschaften und unabhängige Rechtsprechung, hier vertreten durch eine Medaille dem Münchner Justizgebäude [Felzmann 160/2109]

Die Ausstellung würdigt Juristen, Politiker und andere Persönlichkeiten, die Rechtsgeschichte geschrieben haben. Sie nimmt auf Spottmedaillen Auswüchse und Machenschaften von Advokaten und Richtern und zeigt Gerichtspaläste und auch Gefängnisse. Da Thomas Würtenberger jun. lange in Frankreich tätig war und dort auch lehrte, verwundert es nicht, dass viele seiner Medaillen und Plaketten die Pflege des Rechts in unserem Nachbarland behandeln. Hervorgehoben wird unter anderem Kaiser Napoleon I., der mit seinem auch für andere Länder vorbildlichen Code civil Rechtsgeschichte schrieb, bei seinen Kriegs- und Raubzügen quer durch Europa jedoch das Gegenteil seiner hohen Ansprüche tat.


Dass bei der Wahrung der Menschenrechte und Gesetzlichkeit nicht alles eitel Sonnenschein war, zeigen barocke Spottmedaillen, die das eigennützige Treiben von bestechlichen Advokaten wie hier auf einer Hamburger Goldmedaille kritisch aufs Korn nehmen.

Die Ausstellung unterstreicht, dass unser Zusammenleben durch Regeln und Gesetze geordnet und durchdrungen ist, denn ohne diese gäbe es nur Willkür und Chaos. Der Rechtsstaat steht dem Unrechtsstaat gegenüber, der Verfassungsstaat der Willkürherrschaft. Mit der Französischen Revolution von 1789, die in der Ausstellung durch einige Medaillen gewürdigt wird, wurden Forderungen nach verfassungsmäßigen Zuständen und parlamentarischen Verhältnissen, nach Abschaffung ganz aus der Zeit gefallener Privilegien laut und immer lauter. Das belegt auch eine Auswahl von Medaillen aus dem 19. Jahrhundert bis hinein in unsere Gegenwart. Eine weitere Vitrine befasst sich mit „Stufen der Gesetzgebung“ und würdigt Rechtsberatung und Rechtsdurchsetzung und daran beteiligte Juristen.


Auf der Medaille von 1786 zum Regierungsantritt des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. ist die Waage der Gerechtigkeit im Gleichgewicht. Doch ist aus der Geschichte bekannt, dass dieser Herrscher nicht an Recht und Gerechtigkeit hielt, wenn es um seine Interessen und die seiner Klientel ging.


Die Wahl und Tätigkeit der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main war 1848/49 die Prägung von Münzen und Medaillen wert. Hier die steht die bewaffnete Germania „für deutsches Recht und deutsche Ehre“ ein.

Zu sehen ist, wie französische Medaillen am Ende des 19. Jahrhunderts im Justizskandal gegen den angeblichen Spion Alfred Dreyfus Partei ergreifen. Es fehlt auch nicht die Darstellung von Parlamenten wie des Deutschen Reichstags auf Medaillen und die Rolle des Reichskanzlers Otto von Bismarck als gefürchteter Redner in der obersten Volksvertretung des Deutschen Reiches. Wir lernen schließlich, wie die Internationalisierung des Rechts durch Gründung von Institutionen über Ländergrenzen wie der Völkerbund, die Vereinten Nationen und Internationale Gerichte verlief und wie geprägtes Metall ihre Arbeit würdigt. Interesse verdienen schließlich die beiden letzten Vitrinen, in denen der Berliner Medaillenkreis das Thema „Ius in nummis“ auf unterschiedliche Weise und mit verschiedenen Materialien behandelt. Die eigens zu diesem Thema ins Leben gerufene Edition führt in die Gegenwart und zeigt sowohl die Errungenschaften unserer Demokratie und Rechtsordnung, aber auch wie fragil sie sind und warum sie immer von Neuem verteidigt werden müssen.


Abb.: Helmut Caspar

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