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Helmut Caspar

Prägungen zwischen Münze und Marke – Bürgergulden als Besonderheit Nürnberger Geschichte

Wer Münzen und Medaillen sammelt, kommt an Marken und Zeichen nicht vorbei. Sie bestehen zumeist aus unedlem Metall und hatten unterschiedliche Aufgaben. Bekannt sind Brot-, Wein- und Biermarken, aber auch Legitimationen zum Eintritt in Gebäude sowie Spiel-, Kleider-, Rechen- und viele andere Marken. Manche Prägungen fungierten als Ersatzgeld, wenn man nicht genügend Kleingeld zur Verfügung hatte. Alle zusammen stellen, so klein und unscheinbar sie sein mögen, interessante Dokumente für die Wirtschafts- und Kulturgeschichte einer Region dar und verdienen es, dass man gezielt nach ihnen sucht.


Besonders viele Marken sind aus Nürnberg überliefert. Die Reichsstadt entfaltete seit dem Mittelalter eine umfangreiche Münzprägung. In vielen Sammlungen liegen daher goldene Dukaten und silberne Taler, die das dreifache Stadtwappen Nürnbergs, Ansichten dieser Stadt, Heiligendarstellungen und andere Bilder zeigen.

Kupferstich mit einer Stadtansicht Nürnbergers aus dem 17. Jahrhundert. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar].

Die Emission begann mit bescheidenen Pfennigen, Hellern, Schillingen und Groschen. Im 16. Jahrhundert kamen Taler und ihre Teilstücke hinzu. Seit dem 15. Jahrhundert glänzte Nürnberg durch geprägtes Gold. Nicht zu vergessen sind die vielen, von talentierten Graveuren geschaffenen Medaillen, welche die Erinnerung an Nürnberger Ereignisse und Gestalten wach halten. Die Stadt an der Pegnitz verlor das ihr Mitte des 11. Jahrhunderts erworbene Münzprivileg erst im frühen 19. Jahrhundert nach ihrer Einverleibung in das neu gegründete Königreich Bayern.


Die Nürnberger Bürgergulden zu 80 und 40 Kreuzern sind keine wirklichen Münzen, mit denen man normal bezahlen konnte, sondern Wertmarken und Beweismittel dafür, dass ein Bewohner der alten Reichsstadt seine Steuern entrichtet hat. Auf einem von dem bekannten Medailleur Peter Paul Werner geschaffenen und auf einer Spindelpresse geprägten Bürgergulden aus Kupfer erkennt man wie auf den üblichen Gold- und Silbermünzen das dreifache Stadtwappen in Kombination mit einer Zweckinschrift und der Jahreszahl 1744.

Sammler können sich glücklich schätzen, wenn sie Nürnberger Bürger- oder Ungeldgulden ihr eigen nennen können. Hier ein Beispiel von 1744. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar].

In seinem Buch „Die Münzen der Reichsstadt Nürnberg“ (Stuttgart 1991) schreibt Hans-Jörg Kellner, die Existenz dieser Gepräge hänge mit der besonderen Art der Steuererhebung in Nürnberg zusammen, und sie hätten eine Stellung zwischen Münze und Marke inne gehabt.


Die wichtigste Steuer in der Reichsstadt war eine Kopf- und Verbrauchssteuer, die man Losung nannte. Jeder Bürger musste den so genannten Bürgergroschen entrichten, der aber nicht aus einem Groschen bestand, sondern eine größere Summe umfasste. Seit 1637 entsprach dieser „Groschen“ zwei Gulden und 40 Kreuzern. Diese Steuer wurde nicht in gängigen Münzen bezahlt, sondern in Form von Wertmarken, die auf dem Münzvisitationsamt erstanden werden mussten. Die dort beschäftigten Beamten achteten darauf, dass ihnen nur gute Münzen in Zahlung gegeben und nicht etwa schlechtes Geld „angedreht“ wird. Da in Nürnberg die Entrichtung der genannten Summe für arme Leute kaum möglich war, konnte man Ersatzmarken in unterschiedlichen Werten auf dem Amt erwerben. Von Besserverdienenden wurde erwartet, dass sie ihre Steuern in voller Höhe und in kurantem Geld bezahlen. Ihre Vermögenssteuer richtete sich nach dem Einkommen. Regelmäßig mussten die betroffenen Bürger sich selbst unter Eid bewerten und dann ihre Losung zahlen. Was dabei zusammenkam, war Grundlage für den städtischen Haushalt und wurde von besonders vereidigten Personen, den Losungern, verwaltet und kontrolliert. Belege für diese Art der Steuererhebung sind die Losungsgulden aus Gold und Silber, die an kleinen, aus den Buchstaben LO bestehenden Zeichen zu erkennen sind. Dann gibt es die Ungeldlosgulden aus Gold und Silber, bei denen zu LO noch ein V für Ungeld tritt.

Nürnberger Losungs- oder Ungeldgulden von 1616. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar].

Mit dieser etwas komplizierten Form der Steuerzahlung verschaffte sich das Amt eine Übersicht darüber, wer in der Stadt lebt und seine Abgaben entrichtet beziehungsweise wer sich dieser Pflicht noch nicht unterzogen hat. Die Losungs- und Ungeldmünzen oder -marken kommen gelegentlich im Handel vor. Wer sich auf Nürnberger Münzen und Medaillen spezialisiert hat, wird mit einigem Glück auch diese Belegstücke in seinen Besitz bekommen. #Nürnberg #Bayern #Münze #Marke #Bürgergulden #Ungeldgulden #Reichsstadt #Marke #Wertmarke #SteuermarkeSteuer #HelmutCaspar

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