Um 1960 besuchte der Reiseschriftsteller Alfred E. Johann (1901-1996) die britische Kronkolonie Südrhodesien. Die Ruinen des Monomotapa-Reiches von Groß-Simbabwe beeindruckten ihn besonders:
„Der erste, der diese im Afrika südlich der Sahara völlig einmaligen, kolossalen Bauten beschrieb, war der deutsche Geologe Dr. Karl Mauch. 1871 hatte er sich auf einer seiner kühnen Forschungsreisen zu diesen entlegenen Gefilden durchgeschlagen.“ (1)
Mauch fantasierte davon, das alttestamentarische Goldreich Ophir gefunden zu haben. Umgehend begab er sich auf die Suche nach dessen verborgenen Schätzen:
„Denn wenn dies wirklich Ophir war, dann musste es hier auch Gold geben. Am ehesten, glaubte der deutsche Forscher, könnte der seltsame, nach oben sich verjüngende, runde Turm inmitten der großen Königsburg im Tale ein Schatzhaus gewesen sein. Aber wie viele Steine er auch herausbrach, Schätze zeigten sich nicht.“ (2)
Cecil Rhodes (um 1900), Bildquelle: Wikimedia, Blight55.
Der Nächste, der hier nach Schätzen suchte, war Cecil Rhodes (1853-1902). Der mit dem Schürfen von Gold und Diamanten in Südafrika reich gewordene Unternehmer erhielt 1889 von der britischen Regierung einen Freibrief für Entwicklungsprojekte im südlichen Afrika. Seine "Britische Südafrika-Gesellschaft" eroberte mit Waffengewalt die bis dahin unabhängigen Reiche der Matabele im heutigen Simbabwe und der Barotse in Sambia. Unter britischem Protektorat erhielten sie die Namen Nordrhodesien und Südrhodesien. Namensgeber war Rhodes. Als Premierminister der britischen Kapkolonie war Cecil Rhodes wenig später in die bewaffneten Überfälle auf die goldreiche Burenrepublik Transvaal verwickelt, die letztlich in den Zweiten Burenkrieg (1899-1902) mündeten. Als Premier der Kapkolonie entmachtet, widmete sich Rhodes später dem Aufbau von Rhodesien, insbesondere dem Ausbau der Eisenbahnverbindungen. Bis 1923 kontrollierte seine Britische Südafrika-Gesellschaft das Land. Dann wurde Südrhodesien eine britische Kronkolonie, Nordrhodesien und Nyasaland (heute Malawi) britische Protektorate.
Crown (Südrhodesien, 1953, 500er Silber, 28,3 Gramm, 38,5 mm), Bildquelle: Numismatic Guaranty Company.
Das rhodesische Währungssystem war wie jenes im britischen Mutterland aufgebaut. Ein Pfund entsprach 20 Shilling. Ein Shilling wurde in zwölf Pence aufgeteilt. Die in London hergestellten Münzen bis zu einem Nennwert zwischen drei Pence und einer halben Crown waren lange Zeit aus Silber. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie allerdings auf Kupfer-Nickel-Ausgaben umgestellt. Im Jahr 1953, dem letzten Jahr als separate Kolonie, erschien einmalig eine silberne Crown als repräsentative Gedenkausgabe. Anlass war der 100. Geburtstages von Cecil Rhodes. Die Vorderseite zeigt das damals gebräuchliche Porträt von Königin Elisabeth II. mit Lorbeerkranz von Mary Gillick (1881-1965). Auf der Rückseite ist ein Porträt von Cecil Rhodes abgebildet, unter dem sich die Wappenschilde der drei von ihm gegründeten Kolonien Nordrhodesien, Südrhodesien und Nyasaland (von links nach rechts) befinden. Flankiert wird das Motiv von zwei mit Schriftbannern umwickelten Zweigen mit dem Namenszug und den Lebensdaten des umstrittenen Kolonialhelden. Der Entwurf stammt von dem britischen Medailleur Thomas Henry Paget (1893-1974), der auch viele britische Münzen und solche für Länder des Commonwealth entwarf.
6 Pence (Rhodesien, 1964, Kupfer-Nickel, 2,8 Gramm, 19,5 mm), Bildquelle: Museums Victoria Collections.
Der oben zitierte Autor Alfred E. Johann berichtete um 1960 von seiner Reise nach Südrhodesien ganz im Stil der Kolonialzeit:
„Das Hotel mit den prachtvoll blühenden Yacarandas lag zwei, drei Meilen jenseits der Hügel im Westen. Die drei fröhlichen, fixen Buben vom Stamme der Shona, die mir tagsüber als Führer und Träger und Hofnarren gedient hatten, waren beglückt, jeder mit einem Sixpence-Stück in der braunen Faust, zu ihren heimatlichen Gefilden und den mütterlichen Grützetöpfen entschwunden.“ (3)
Der Konflikt zwischen den Weißen, die nur etwa vier Prozent der Bewohner stellten, und der einheimischen Bevölkerung von Südrhodesien lag allerdings bereits in der Luft. Im Jahr 1964 zerbrach der Zentralafrikanische Bund aus Nord- und Südrhodesien sowie Nyasaland. Während Nordrhodesien unter der Staatsbezeichnung Sambia und Nyasaland als Malawi in die Unabhängigkeit entlassen wurden, verweigerte die weiße Minderheit der schwarzen Mehrheit eine Regierungsbeteiligung. Premierminister Ian Smith überwarf sich mit der Kolonialverwaltung in London und erklärte die Kolonie unter der Bezeichnung Rhodesien zu einem unabhängigen Teil des Commonwealth. Im Jahre 1966 kam daraufhin eine kleine Serie von Goldmünzen mit dem Porträt von Königin Elisabeth II. auf der Vorderseite und dem neuen Staatswappen auf der Rückseite heraus. Weil die Royal Mint nichts mehr lieferte, wurden sie in Pretoria geprägt.
5 Pounds (Rhodesien, 1966, 917er Gold, 39,9 Gramm, 36 mm), Bildquelle: Heritage Auctions, March Signature Sale 3096, Lot 31162.
Auf Dauer ließ sich der Anspruch der schwarzen Mehrheit auf Selbstbestimmung allerdings nicht ausbremsen. Ein Bürgerkrieg brach aus. Unter internationaler Vermittlung wurde im April 1980 das unabhängige Simbabwe proklamiert. Der ehemalige Guerilla-Führer Robert Mugabe übernahm die Führung eines Landes, das wegen seiner hohen Ernteerträge lange Zeit als "Kornkammer Afrikas" galt. Unter seiner Präsidentschaft verwandelte es sich jedoch in ein Armenhaus. Eine Landreform zur Enteignung der Weißen ließ die Erträge einbrechen. Die Landeswährung des 1980 eingeführten Simbabwe-Dollars verfiel in atemberaubendem Tempo. Die letzten Kursmünzen wurden kurz nach der Jahrtausendwende geprägt. Seither gibt es nur noch Papiergeld. In einer Währungsreform vom August 2006 wurden 1000 alte Dollars in einen neuen getauscht, im August 2008 zehn Milliarden neuer Dollars in einen "revaluierten" Dollar. Im Februar 2009 kam es zu einer neuerlichen Reform. Eine Billion der "revaluierten" Dollars wurden zu einem neuen Dollar gewechselt. Zum Einkaufen brauchte man damals Schubkarren voller Geld. Seit der Ablösung des korrupten Präsidenten Mugabe im Jahre 2017 bessert sich die Situation allmählich. Ein früherer Gefolgsmann Mugabes übernahm die Macht. Im Jahr 2022 ging die Inflationsrate auf etwa 200 Prozent zurück.
Dietmar Kreutzer
Quellenangaben:
A. E. Johann: Afrika gestern und heute; Gütersloh 1963, S. 261.
Ebenda.
Ebenda, S. 263.
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