Panormos, was so viel wie „vollkommener Hafen“ bedeutet, war der antike griechische Name der an der Nordwestküste Siziliens gelegenen karthagischen/punischen Stadt „Zyz“ bzw. „Şyş“. Sie ist heute unter dem Namen Palermo allseits bekannt. Wie ein Blick auf die nachfolgende Karte belegt, befand sich Panormos im karthagischen Einflussbereich des antiken Sizilien und war nebst Motya und Solus eine der drei größeren Karthagerstädte.
Obwohl die Stadt bereits seit dem 7. Jh. v. Chr. besiedelt war, ist kaum etwas über ihre Frühzeit bekannt. Alles was wir wissen ist, dass sie vom 6. Jh. v. Chr. an ein „wichtiger Stützpunkt für die Handelsschiffe und Militäraktionen Karthagos“ war. (Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig [Hrsg.]: H. A. Cahn et al.: Griechische Münzen aus Großgriechenland und Sizilien, Basel 1988, S. 114) So nutzte sie beispielsweise der karthagische General Hamilkar 480 v. Chr. als Militärbasis und Ausschiffungshafen für seine große Armee, die er dann in der Schlacht bei Himera gegen die Griechen führte. Auch wenn diese Schlacht für die Karthager eine gewaltige Niederlage wurde, so blieb Panormos für sie in der Folge dennoch ihr bedeutendster Anlaufhafen, wurde im Laufe der Jahre immer wichtiger und entwickelte sich sogar zur de facto Hauptstadt der karthagischen Einfluss-Sphäre auf Sizilien. „Panormos became increasingly important and grew into the de facto capital of the Carthaginian sphere of influence on the island.“ (Oliver Hoover: Handbook of Coins of Sicily, (…) Sixth to First Century BC, Lancaster/London 2012, S. 271) Und auch 406 v. Chr., als der Karthager Hannibal Mago die große griechische Stadt Akragas angriff und zerstörte, war Panormos der Ausgangspunkt seines Feldzugs gewesen.
Bemerkenswert ist, dass Panormos den großen syrakusanischen Tyrannen Dionysos I. (405-367 v. Chr.) und Agathokles (317-289 v. Chr.) erfolgreich widerstehen konnte und von diesen nie eingenommen wurde. Erst 276 v. Chr., nachdem König Pyrrhos von Epeiros (278-275 v. Chr.) ganz Sizilien mit Ausnahme von Lilybaion und Panormos erobert hatte, gelang es diesem, auch Panormos einzunehmen. Bei Beginn des 1. Punischen Krieges (264-241 v. Chr.) war Panormos jedoch längst wieder in karthagischer Hand und diente den Karthagern nun als Marinebasis und militärisches Hauptquartier. 254 v. Chr. wurde die Stadt jedoch von den Römern belagert und anschließend von den Konsuln Atilius Calatinus und Cn. Cornelius Scipio erobert. Zwar wehrten sich die Karthager in der Folge und versuchten die Stadt unter den Generälen Hasdrubal und Hamilkar zurückzuerobern, doch scheiterten diese. Am Ende des 1. Punischen Krieges war ganz Sizilien unter römischer Kontrolle und Panormos eine „civitas libera ac immunis“ (eine freie und von Abgaben und Steuern befreite Stadt). Dieser Status war ihrer Prosperität sehr förderlich verhalf ihr, zu einer der führenden maritimen Handelsstädte Siziliens aufzusteigen.
Es war aber nicht allein der Seehandel auf dem der Wohlstand der Stadt von Anbeginn an fußte, sondern auch das äußerst fruchtbare Hinterland. Dieses wurde von den umliegenden Bergen und dem Thyrrhenischen Meer gesäumt, die Ebene also, die mit ihren agrarischen Produkten eine weitere Säule der Wirtschaft von Panormos darstellte. Auch heute noch wird das Gebiet wegen der dort angebauten goldleuchtenden Zitrusfrüchte „Conca d´oro“ („Goldenes Becken“ bzw. „Goldene Muschel“) genannt. Ihre Fruchtbarkeit verdankt die Ebene einerseits dem günstigen Mittelmeer-Klima und andererseits dem Fluss, der sie durchströmt. Diesen Fluss nannten die Griechen Orethos, der durch einen gleichnamigen Flussgott personifiziert wurde. Diesem Flussgott widmete Panormos zu Beginn des 4. Jh. v. Chr. auch ein Didrachmon im attischen Münzfuß.
Die Rückseite dieser Münze zeigt einen nach rechts gewandten Jünglingskopf als Personifikation des Flussgottes Orethos, der von drei Delphinen umspült wird. Die Frage ob die Delphine darauf hinweisen sollen, dass der Fluss nahe Panormos ins Meer mündet, wie einige Numismatiker betonen, oder einfach nur auf die Lage von Panormos als bedeutende Hafenstadt am Meer verweisen, muss offen bleiben. Da Flussgötter in der Regel in der griechischen Numismatik entweder als männergesichtige Stiere oder als Jünglinge mit kleinen Hörnchen über der Stirn dargestellt wurden, sehen nicht alle Numismatiker in dem dargestellten Jünglingskopf den Flussgott Orethos, sondern beschreiben den besagten Kopf, wie Oliver Hoover beispielsweise, nur als männlichen Kopf („male head“). Vergegenwärtigt man sich allerdings, dass zu Beginn des 4. Jh. v. Chr. noch keine lebenden Personen in der griechischen Numismatik abgebildet wurden, sondern nur Götter und vereinzelt Heroen wie Herakles, dann erscheint die Annahme, dass es sich hier um den Flussgott Orethos handelt, naheliegend, zumal der jugendliche Appollon stets mit einem Lorbeerkranz und der jugendliche Dionysos immer mit einem Efeukranz im Haar daherkommt. Orethos ohne Stirnhörnchen wäre dann ikonografisch betrachtet, die Ausnahme von der Regel.
Auf der Münzvorderseite wiederum findet sich ein nach rechts galoppierendes Pferd und darüber in punischen Buchstaben der Stadtname „Zyz“ bzw. „Şyş“. Ob das Pferd ein Hinweis auf die wichtige numidische Reiterei der Karthager/Punier ist oder auf die Pferde verweist, die auf dem fruchtbaren Territorium der Stadt gehalten wurden, lässt sich heute nicht mehr definitiv beantworten.
Übrigens, dieses Didrachmon ist eine äußerst seltene punische Eigenkreation und steht damit in krassem Gegensatz zu den meisten übrigen Didrachmen und Tetradrachmen von Panormos, die sich ikonografisch stark an die Münzen von Segesta oder Syrakus anlehnen.
Die Taxe dieser Münze betrug 40.000 Euro und ihr Zuschlag erfolgte bei 45.000 Euro. Der Numismatiker Arthur Houghton benennt ihre Rarität mit R2 (= 2 bis 25 Exemplare).
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