Nachbericht zur Künker-Auktion 419: 280.000 Euro für einen Brutus-Porträtdenar
- Künker
- 28. März
- 6 Min. Lesezeit
Am 17. März 2025 fand Künkers erfolgreiche Frühjahrsauktion 419 statt. Die 638 ausgesuchten Lose mit antiken Münzen waren gesamthaft mit 2 Millionen Euro geschätzt. Nach der Auktion hatte sich das Ergebnis mit rund 4 Millionen Euro verdoppelt. Wir präsentieren Ihnen die Top-Five der Künker Auktion 419 sowie weitere spannende Ergebnisse.
Am 17. März 2025 führte Künker Auktion 419 mit 638 Losen antiker Münzen durch, darunter zahlreiche Aurei. Viele von ihnen waren von höchster historischer Bedeutung und bestens erhalten, einige besaßen spektakuläre Provenienzen, was sich im Ergebnis niederschlug. Die Gesamtschätzung von 2 Millionen Euro verdoppelte sich auf 4 Millionen Euro. Sie finden in diesem Beitrag die Top-Five der Gesamtauktion sowie die teuersten Münzen der Kategorien Kelten, Griechen, Byzanz und Kreuzfahrer.
Nr. 378. Caligula und Agrippina. Aureus, 37/8. Aus einer vor 1990 abgeschlossenen Sammlung.
Sehr selten. Gutes sehr schön. Taxe: 25.000 Euro. Zuschlag: 120.000 Euro.
Platz 5:
Römische Aurei in Spitzenerhaltung sind eine sichere Bank, wenn es darum geht, hohe Ergebnisse zu produzieren, vor allem wenn es sich dabei um seltene Münztypen handelt – wie bei diesem Aureus des Caligula, der auf der Rückseite seine Mutter Agrippina zeigt. Die Münze wurde mit 120.000 Euro zugeschlagen.
Agrippina gehörte zu den einflussreichsten Frauen der frühen Kaiserzeit. Sie entstammte der Ehe zwischen Marcus Vipsanius Agrippa, dem Sieger von Actium, und Julia, Tochter von Augustus. Als Ehemann bestimmte man ihr Germanicus, der als Nachfolger des Augustus vorgesehen war. Neun Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, darunter auch der spätere Kaiser Caligula. Der setzte in seiner Münzprägung auf die dynastischen Zusammenhänge. Seine Mutter spielte dabei eine zentrale Rolle. Wir kennen mehrere Münztypen mit ihrem Profil, darunter auch diesen Aureus von 37/8. Er lässt vergessen, dass Agrippina 29 n. Chr. verbannt wurde und sich auf Pandataria 33 n. Chr. zu Tode hungerte.
Nr. 493. Commodus, 177-192. Aureus, 191-192. Aus einer vor 1990 abgeschlossenen Sammlung.
Äußerst selten. Taxe: 40.000 Euro. Zuschlag: 170.000 Euro.
Platz 4:
Aurei des Commodus sind eigentlich nicht selten, jedenfalls die meisten. Doch Aurei, die Commodus als Hercules Romanus zeigen, kommen, in Spitzenerhaltungen äußerst selten vor. Künker konnte so eine Rarität anbieten. Das Ergebnis lautete 170.000 Euro.
Dafür ist die Geschichte dieser Darstellung und vor allem die Kontroverse verantwortlich, die damit verbunden ist. Historiker illustrierten nämlich den „Caesarenwahn“ des Commodus allzu gerne damit, dass er als Hercules verkleidet in der Arena bei Gladiatorenkämpfen auftrat. Nun taten sie das nach seiner damnatio memoriae. Ihr Ziel war es nicht, seine Handlungen zu erklären, sondern ihn möglichst wahnsinnig erscheinen zu lassen. Denn tatsächlich war es für einen antiken Herrscher nichts Besonderes, sich mit Hercules zu identifizieren. Das hatte schon Alexander der Große getan. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass Septimius Severus, der erfolgreich aus den Wirren nach der Ermordung des Commodus hervorging, das Auftreten seines Vorgängers als Hercules vor dem Senat verteidigte, als er dessen damnatio memoriae aufheben ließ.
Nr. 535. Postumus, 260-268. Aureus, 266, Köln. Aus Auktion Vicomte E. de Quelen, Auktion Rollin & Feuardent (14.-26. Mai 1888), Nr. 1750; aus Sammlung Montagu, Auktion Rollin & Feuardent (20.-26. April 1896), Nr. 656; aus Sammlung des Metropolitan Museum of Art, Auktion Sotheby (10. November 1972),
Nr. 188. Sehr selten. Knapp vorzüglich. Taxe: 30.000 Euro. Zuschlag: 190.000 Euro.
Platz 3:
Mit einem Zuschlag von 190.000 Euro noch teurer wurde ein Aureus des Postumus, den viele Franzosen und Deutsche als „ihren“ Kaiser reklamieren – schließlich stammte er ursprünglich aus Gallien und errichtete sein Herrschaftszentrum in Köln. Münzen des Postumus gehören zu den schönsten, die wir aus der Zeit der Soldatenkaiser kennen, dafür ist das bei Künker angebotene Exemplar ein beeindruckendes Beispiel. Es zeigt auf der Vorderseite Postumus und Hercules, mit dem sich auch dieser Kaiser gerne identifizierte. Auf der Rückseite sind Victoria und Felicitas dargestellt, die für die militärischen Erfolge des Postumus stehen. Noch wichtiger für den Preis dieses Stücks war allerdings das enorme Pedigree, das damit verbunden ist. Münzen wie diese wurden nämlich bereits im 19. Jahrhundert für den Auktionskatalog fotografiert. So kann man diese Münze eindeutig gesichert bis ins Jahr 1888 zurückverfolgen.
Nr. 497. Pescennius Niger, 193-194. Aureus, unbestimmte, möglicherweise mobile Münzstätte.
Aus einer vor 1990 abgeschlossenen Sammlung. Äußerst selten. Fassungsspuren, sonst vorzüglich / gutes sehr schön. Taxe: 75.000 Euro. Zuschlag: 220.000 Euro.
Platz 2:
Es ist schwer, eine komplette Kaiserreihe zusammenzustellen. Noch schwieriger wird es, wenn diese komplette Kaiserreihe in Gold und perfekter Erhaltung sein soll. Da werden immer einige Lücken bleiben, die ein Sammler nur mit extrem viel Zeit und Geld füllen kann. Die Möglichkeit, so eine Lücke zu füllen, bot Künker mit einem Aureus des Pescennius Niger. Kein Wunder, dass er auf 220.000 Euro kletterte und damit zum zweitteuersten Stück der Auktion wurde.
Nr. 337. M. Iunius Brutus. Denar, 42 v. Chr., Lagermünzstätte in Kleinasien oder Nordgriechenland, L. Plaetorius Cestianus. Aus einer vor 1990 abgeschlossenen Sammlung Sehr selten. Schön bis sehr schön. Taxe: 50.000 Euro. Zuschlag: 280.000 Euro.
Platz 1:
Mit 280.000 Euro den höchsten Preis erzielte der wohl ikonischste Denar der römischen Geschichte, jener Porträtdenar des Marcus Iunius Brutus, der auf der Rückseite die Freiheitskappe zwischen den beiden Dolchen zeigt. Dieser Denar gehört zu den wenigen Münzen, die antike Historiker beschrieben haben. Aber so richtig bekannt wurde er in der humanistischen Welt eigentlich erst während des Kriegs der niederländischen Städte gegen die spanische Obrigkeit. Sie nutzten diesen Denar für ihre eigene Propaganda. So fand der Freiheitshut, der da so prominent auf einer römischen Münze zu sehen ist, Eingang erst in die niederländische Münzprägung und von dort aus in die der anderen Republiken.
280.000 Euro für einen Denar, dessen Erhaltung mit schön bis sehr schön angegeben ist! Dies ist wohl das beste Beispiel, dass Numismatik immer noch von Geschichte und Geschichten lebt.
Nr. 32. Kelten. Pannonien. Tetradrachme, Typ „Turnierreiter“, um 150 v. Chr. Aus Auktion Kress 135 (1966), Nr. 219. Äußerst selten in dieser Erhaltung. Vorzüglich. Taxe: 15.000 Euro. Zuschlag: 24.000 Euro.
Kelten
Es wäre ungerecht, die Ergebnisse von keltischen Münzen mit denen römischer Aurei zu vergleichen. Für keltische Prägungen gibt es eine wesentlich kleinere Zahl von Sammlern, die oft ein beschränktes Budget haben. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Künker Auktion 419 für keltische Münzen zum Teil außergewöhnliche Preise erzielt wurden, so zum Beispiel für diese grandiose Tetradrachme vom Typ „Turnierreiter“, die um 150 v. Chr. in Pannonien entstand. Sie kletterte von 15.000 Euro auf beeindruckende 24.000 Euro.
Nr. 60. Kaulonia / Bruttium. Stater, 525-500 v. Chr. Aus Sammlung Edward Perry Warren und John Pierpont Morgan. Gutes vorzüglich. Taxe: 25.000 Euro. Zuschlag: 48.000 Euro.
Griechen
Auch die Preise für griechische Münzen sind gestiegen, wenn auch nicht im selben Maße wie die Preise für römische Aurei. Das beinhaltet eine Chance für jeden Sammler, der sich für die Ästhetik des griechischen Stempelschnitts begeistern kann. So sind 48.000 Euro für einen Stater von Kaulonia mit einer ausgezeichneten Provenienz zwar beachtlich, aber trotzdem nur ein Bruchteil dessen, was für einen perfekten Aureus gezahlt wird.
Nr. 628. Byzanz. Michael II., 820-829, und Theophilus. Solidus, 821-829, Syrakus. Fast vorzüglich.
Taxe: 600 Euro. Zuschlag: 4.600 Euro.
Byzanz
Immer noch als Geheimtipp gelten die byzantinischen Münzen, und das obwohl die Geschichte der byzantinischen Kaiser so gut überliefert und so ereignisreich ist, dass sie die der römischen Kaiser durchaus in den Schatten stellen könnte. Nehmen wir zum Beispiel Michael II., der um 770 im phrygischen Amorion geboren wurde. Er stieg zum Kommandanten der kaiserlichen Palastgarde auf, heiratete eine Kaisertochter, wurde dadurch zur grauen Eminenz und hob in dieser Funktion Leo V. auf den Thron. Der wollte ihn beseitigen und verurteilte ihn 820 zum Tode. Damit schätzte er die Machtverhältnisse falsch ein. Die Anhänger Michaels ermordeten nun ihrerseits Kaiser Leo, holten Michael aus dem Gefängnis und machten ihn zum Herrscher. Kein leichter Job! Michael musste sich gegen die arabische Expansion wehren – auch auf Syrakus, wo diese Münze entstand, wohl um die Soldaten zu bezahlen. Er schlug einen Usurpationsversuch unter Thomas dem Slawen zurück, vermittelte zwischen Ikonoklasten und Ikonodulen und hielt eine immer radikalere Geistlichkeit in Schach. Michael starb friedlich im Jahr 829 an einem Nierenversagen; der Machtübergang auf seinen Sohn Theophilos verlief ungestört. So viel Geschichte kaufte der siegreiche Sammler mit diesem äußerst seltenen Solidus aus Syrakus für lediglich 4.600 Euro.
Nr. 635. Kreuzfahrer / Johanniter in Akko. Geoffroy le Rat, 1206-1207. Bleisiegel. Äußerst selten.
Sehr schön. Taxe: 400 Euro. Zuschlag: 9.500 Euro.
Kreuzfahrer
Enden wir mit einem spektakulären Ergebnis aus der Numismatik der Kreuzfahrerstaaten. Ein unscheinbares, aber äußerst seltenes Bleisiegel stieg von seiner Schätzung mit 400 Euro auf fast das 24-fache, nämlich auf 9.500 Euro. Dieses Siegel gehörte einem sehr kurzlebigen Großmeister des Johanniter-Ordens mit dem schönen Namen Geoffroy die Ratte. So nannte man ihn natürlich nicht wegen irgendwelcher Charaktermängel. Nein, die Geschichte gab ihm den Beinamen „mus“ (= lat. für Maus / Ratte) wohl aus familiären Gründen. So scheint man in der Touraine eine gleichnamige Adelsfamilie zu kennen.
Wir hoffen, Sie haben sich mit uns an diesen wunderbaren Raritäten erfreut. Aber bitte lassen Sie sich davon nicht täuschen. Auch wenn Münzen inzwischen weltweit als sinnvolle Anlageobjekte gelten, haben Sammler mit einem kleineren Geldbeutel ebenfalls eine gute Chance ein spannendes Sammelgebiet zu entdecken. Schauen Sie doch einmal in den Künker Webshop oder in eine der vielen e-Live bzw. e-Live Premium Auktionen. Sie finden alle aktuellen Angebote auf www.kuenker.de
Alle Ergebnisse der Auktion finden Sie online auf www.kuenker.de. Für weitere Fragen wenden Sie sich an Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail: service@kuenker.de.
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