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Münzen schmücken Pokale, Ketten & Medaillons

Helmut Caspar

Vor allem die zahlreichen Silbergefäße mit Münzbesatz dienten der Schatzbildung und haben sich zu einem exquisites Sammelgebiet entwickelt


Dem Münzen- und Medaillenfreund dreht sich der Magen um, wenn er sieht, wie Taler, Gulden, Dukaten und ähnliche Objekte als Zierde von Humpen, Krügen und Schalen verwendet wurden. Mit ihnen verzierte Gefäße sind vor allem aus der Barockzeit überliefert und werden manchmal im Kunst- und Münzhandel angeboten. Tröstlich mag sein, dass viele Münzen, die vielleicht sonst eingeschmolzen worden wären, überlebt haben, wenn auch zweckentfremdet und durch Fassungsspuren verletzt. Dasselbe gilt für historische Schmuckstücke, in die aus Prestigegründen und zur Zierde schon von Alters her wertvolle Münzen eingesetzt worden sind.



Der Goldschmuck mit spätantiken Münzen (links) erinnert im Museum für Vor- und Frühgeschichte auf der Berliner Museumsinsel daran, dass schon vor sehr langer Zeit geprägtes Metall nicht nur zum Bezahlen verwendet wurde. Dasselbe gilt für ein antikes Goldmedaillon (rechts), das im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums in Wien gezeigt wird.


Tafelgeschirr als Rohstoff


In Berliner Museumsbesitz blieb eine stattliche Anzahl barocker Münzgefäße erhalten. Einige stammen aus dem Rittersaal des 1950 kommunistischem Bildersturm geopferten Berliner Schlosses, das vor einigen Jahren als Humboldt-Forum seine Wiedergeburt erlebte. Das bis zum Zweiten Weltkrieg im Rittersaal des Barockpalastes aufgestellte Silberbuffet ist ein interessantes Zeugnis für das Bestreben der Kurfürsten von Brandenburg und Könige von Preußen, in ihren Schlössern riesige Bestände an silbernen Geschirren, Tafelaufsätzen, Leuchtern und Spiegeln zu horten.


Die Grafik von 1896 zeigt, wie unter den Preußenkönigen Friedrich II. und Friedrich Wilhelm III. kostbares Tafelgeschirr der Kriegsfurie geopfert wurde.


Das geschah nicht aus bloßem Bestreben, fremde Gesandten und die eigenen Untertanen mit kostbaren Geschirren häufig aus feuervergoldetem Silber zu beeindrucken. Die tonnenschweren Stücke aus Silber und gelegentlich auch aus Gold waren Teil des Staatsschatzes und wurden erbarmungslos in Not- und Kriegszeiten eingeschmolzen. Von dieser Möglichkeit, Rohstoffe für die Münzprägung zu gewinnen, haben Friedrich II., der Große, in den Schlesischen Kriegen und Friedrich Wilhelm III. während der napoleonischen Okkupation nach 1806 Gebrauch gemacht, als es hieß „Gold gab ich für Eisen“. Der König übergab das eigene Tafelgeschirr dem Schmelztiegel und nach ihm haben das auch viele seiner Untertanen in patriotischem Eifer getan.


Das beim Tabakskollegium des preußischen Soldatenkönig verwendete Talerfass ist im Schloss Königs Wusterhausen bei Berlin ausgestellt.


Riesiges Bierfass im Schloss


Wer sich für Münzgefäße interessiert, wird in zahlreichen Museen und Privatsammlungen höchst unterschiedlichste Formen und Verarbeitungsweisen sehen – Becher, Pokale, Kannen, Schalen, in die man sowohl Gedenkmünzen als auch gewöhnliches Kurantgeld, gelegentlich auch Medaillen eingelassen hat. Häufig wurden in die Räume zwischen den Geprägen Ornamente, manchmal auch Jahreszahlen oder Erklärungen graviert. Den Vogel unter den Münzhumpen schießt ein riesiges Bierfass ab, das für den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von Johann Christian Lieberkühn d. Ä. angefertigt wurde. Die laut Friedrich Nicolais „Beschreibung der Kgl. Residenzstädte Berlin und Potsdam“ (Berlin 1786) „ungemein schwere große silberne Kanne mit zwey Handgriffen und einem Hähnchen“ wurde beim Tabakskollegium zum Bierzapfen verwendet. „Sie ist ganz mit Münzen und Medaillen, vornehmlich alten Brandenburgischen Talern belegt, und 140 Pfund 4 Loth schwer“, schrieb Nicolai. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Münzfass ins Berliner Münzkabinett, später ins Schloss Köpenick und ist heute im Schloss Königs Wusterhausen zu bewundern.


Dem Schmelztiegel entgingen der Kurfürstenhumpen und andere Preziosen, die jetzt in der Schatzkammer des Schlosses Charlottenburg gezeigt werden.


Originale und Nachbildungen


Bliebe zu sagen, dass auch der preußische König Wilhelm I., ab 1871 Kaiser Wilhelm I., ein begeisterter Sammler von Silbersachen war. Im holländischen Haus Doorn bei Utrecht, das nach 1918 Sitz des ehemaligen Kaisers Wilhelm II. war und 1956 in „Stichting Huis Doorn“ (Stiftung Haus Doorn) umgewandelt wurde, befinden sich neben Buckel- und Deckelpokalen des 16. und 17. Jahrhunderts auch etliche Münzhumpen, die aus dem Nachlass des 1888 verstorbenen Monarchen stammen. Auf einem dieser Gefäße sind brandenburgische und sächsische Taler des 16. und 17. Jahrhunderts eingelassen, andere Humpen und Becher sind mit sächsischen und braunschweigischen Münzen geschmückt.

Wenn gelegentlich im Münz- und Antiquitätenhandel Münzgefäße angeboten werden, ist es nötig zu prüfen, ob es sich um wirklich alte Stücke oder um Nachbildungen mit alten Münzen handelt. Gefäße aus königlichem Besitz, über die hier berichtet wurde, sind für Privatsammler unerreichbar. aber sie können in öffentlichen Sammlungen betrachtet werden.


Helmut Caspar


Fotos/Repro: Caspar

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