In der numismatischen Welt wird es kaum einen Händler geben, der den Namen Bernt Ahlström nicht kennt. Als ich 1978 in Schleswig-Holstein die ersten Münzen sowie Bücher über Münzen und Medaillen in die Hand nahm, war er bereits regelmäßiger Gast im hohen Norden – er brachte Einlieferungen wie Geschichten.
Bei einem unserer letzten Treffen in Zürich 2019 ließ Bernt Ahlström seine 60-jährige Karriere noch einmal mit einigen Ausschnitten und Schlaglichtern Revue passieren - leider ist viel zu wenig davon aufbewahrt; aufgeschrieben hat er nichts. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen hervorragenden Numismatiker und Händler, der in mehreren Märkten, auf allen wichtigen Auktionen, Münzbörsen und Ausstellungen anzutreffen war. Er gehörte zu den ersten international agierenden Münzhändlern: aussergewöhnliche Persönlichkeit; numismatischer „global player“ als Händler und Auktionator; Geschäftsmann mit Gespür für Marktlücken und Mut zum Risiko – und zu seiner besten Zeit »a giant in the world of coins«, wie es in einem Nachruf heißt.
1954 – mit gerade einmal 18 Jahren – eröffnete er auf Anraten seines Vaters in seiner Geburtsstadt Stockholm den »B. Ahlström Mynthandel«. Und bereits bei der legendären Versteigerung der Farouk-Sammlung – von Sotheby's & Co im Februar und März 1954 in Kairo durchgeführt – trat er als einer der Käufer des schwedischen Teils dieser gewaltigen Münzsammlung auf. In den 1960ern verließ er Stockholm – sein Bruder Bjarne führte dort die Geschäfte mit großem Erfolg weiter –, um in der Schweiz und Deutschland die »Galerie des Monnaies« an den Standorten Lausanne, Genf und Düsseldorf zu etablieren.
In den 1970er Jahren erfolgte der Schritt »über den Teich«. Ahlström kaufte eine ehemalige Filiale der Chase Manhattan Bank und eröffnete ein Büro in New York. Er erzielte Weltrekorde bei Auktionen und Verkäufen in Zusammenarbeit mit Auktionshäusern wie Hans Schulman Auctions, Sotheby's, Credit Suisse oder Spink & Son. New York wurde ein entscheidender Meilenstein für ihn, und diese Jahre markierten den Höhepunkt seines numismatischen Erfolges.
Mit seinem anderen Bruder John gründete er in Paris die Gallery des Vin, ein Weingeschäft, und kaufte dort bald eine Bank, "Crédit de la Bourse". Aber da er ein Mensch war, der seine Ziele ein wenig zu hochgesteckt hatte, scheiterten die Ideen in Paris. Später zog Ahlstrom in die USA, wo er sich mit Alcedo Almanzar zusammentat und in den 1980er Jahren in El Dorado, Texas, ein Auktionshaus betrieb und sein europäisches Geschäft aufgab.
Eine weitere große Leidenschaft von Ahlstrom war das Thema Olympia. Und, ganz das Universalgenie, er konzentrierte sich nicht nur auf Medaillen und Abzeichen, sondern wurde zum Sammler aller Artefakte mit Bezug zu den Olympischen Spielen. So konnte es bei einem Besuch bei ihm zu Hause passieren, dass man plötzlich vor einem originalen Zweierbobschlitten, einer Fackel oder der offiziellen Uniform der Organisatoren stand, ganz zu schweigen von Wimpeln, Fahnen oder Souvenirs. Ich glaube, nur das Museum in Lausanne hat eine grössere Auswahl an Olympia Memorabilia.
Bernt Ahlström ist im Dezember 2019 nach einem schweren Krebsleiden verstorben. Bis zu seiner letzten Woche war er noch auf Reisen und nahm an Auktionen teil.
(Arne Kirsch, März 2024)
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Das Auktionshaus Münzen Gut-Lynt freut sich, am 5. Oktober 2024 den zweiten Teil der numismatischen Bibliothek Bernt Ahlström anbieten zu dürfen. Nach den Monographien- Teil 1 der berühmten Bibliothek, die im April sehr erfolgreich versteigert wurden, werden nun über 1000 Losnummern von Auktionskatalogen aus den letzten 200 Jahren sowie weitere Monographien angeboten Diese eindrucksvolle Serie zeigt einmal mehr eindrucksvoll, dass Bernt Ahlström die Numismatik in all seinen Facetten gelebt und geliebt hat. Eine Biographie zum Buchliebhaber und Händler Bernt Ahlström finden Sie auf der Webseite der Firma (www.gut-lynt.de/uber-bernt-ahlstrom).
Monographie, TRACHSEL, C.F., Catalogue des monnaies et médailles polonaises composant le Cabinet Numismatique de Son Altesse le prince Guillaume Radziwill. Nouvelle Edition, Berlin 1869, Sehr selten, Taxe 500 Euro.
Auktionskataloge, HESS NACHF., Auktion vom 22.9.1880, Die Siebenbürgischen Münzen und Medaillen des Fürstlich Montenuovo'schen Münz-Cabinets, 4-bündiges Halbleder, Taxe 100 Euro
Auktionskataloge, SCHOTT-WALLERSTEIN, S., Auktion vom 8.-11.2.1909, Sammlung des + Herrn Rudolph Ferdinand von Scheel-Weiher und Nimptsch, Herzogl. sächsischer Kammerherr: Thaler des XV. bis XIX. Jahrhunderts sowie Reichsgeld in schönster Erhaltung. Orig.-Broschur, Taxe 100 Euro
Der Online-Katalog der Gut-Lynt 18 steht auf der Auktionsplattform www.auktionen.gut-lynt.de zur Ansicht. Bitte vergessen Sie nicht, sich rechtzeitig zu registrieren, falls Sie zum ersten Mal mitbieten möchten. Auf Instagram »muenzen_gut_lynt« begleiten wir jede Auktion mit exklusiven Highlights. Auch unsere Website www.gut-lynt.de bietet Vor- und Rückschauen sowie jeweils aktuelle Informationen zu Auktionsterminen und Einlieferungsfristen.
Bei Fragen rund um die Münzen Gut-Lynt Auktion 18 sind wir gerne für Sie da: Schreiben Sie einfach an info@gut-lynt.de oder rufen Sie uns an:
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