Schon als kleiner Junge wurde Mozart mit Geld, Ruhm und Ehre überschüttet. Für eine gelungene musikalische Darbietung erhielt das „Wunderkind“ an den europäischen Fürstenhäusern nicht selten eine mit Brillanten besetzte goldene Dose voller Dukaten oder andere Schmuckstücke. Sein Vater Leopold schrieb über einen Empfang bei Fürst Joseph Wenzel von Fürstenberg in Donaueschingen: „Seine Durchlaucht der Fürst, empfingen uns außerordentlich gnädig. (…) Der Fürst gab mir 24 Louis d’Or, und jedem meiner Kinder einen diamantenen Ring.“ (Mozart - Briefe und Aufzeichnungen, Band I, Kassel 1971, S. 231). Am Ende der dreijährigen Konzertreise mit seinen Kindern Wolfgang und Nannerl konnte Leopold neben dem Bargeld eine ganze Sammlung von Dosen, Uhren und Ringen nach Salzburg mitbringen. Diese Stücke hatten häufig einen Wert, der jenen der finanziellen Zuwendung überstieg: „An den großen Höfen Europas war es Sitte, berühmten Künstlern ihr Honorar von 50, 100 und mehr Dukaten nicht nur in einer goldenen Dose überreichen zu lassen, sondern ihnen darüber hinaus noch eine wertvolle Uhr zum Geschenk zu machen.“ (Günter G. Bauer: Mozart – Geld, Ruhm und Ehre, Bad Honnef 2009, S. 234).
Auf einer Reise nach Frankreich im Jahr 1777 bekam der 21-Jährige Mozart eine weitere Uhr geschenkt: „Gestern habe ich mit Canabich zum Hofintendant Graf Savioli gehen müssen, um mein Präsent abzuholen. Es war, so wie ich es mir eingebildet habe, nichts in Geld – eine schöne goldene Uhr. Mir wären aber jetzt zehn Carolin lieber gewesen. (…) Nun habe ich mit dero Erlaubnis fünf Uhren.“ (Mozart – Briefe und Aufzeichnungen, Band II, S. 119). Die Taschenuhr im Wert von 20 Carolin, entsprechend 50 Dukaten, die Mozart in Mannheim vom Kurfürsten Carl Theodor erhalten hatte, tauschte er in Paris gegen eine kleinere, moderne Uhr ein: „Diese meine zwei Uhren habe ich mitsamt den Ketten für eine Pariserin von 20 Louis d’Or hergegeben. Nun weiß ich doch einmal, wieviel Uhr es ist. Weit habe ich es mitsamt meinen fünf Uhren nicht gebracht!“ (Mozart – Briefe und Aufzeichnungen, Band II, S. 523). In der Not konnte er die Preziosen zu Geld machen. Bei einem Konzert am Hof des sächsischen Kurfürsten hatte er mehr Glück. Die als Geschenk überreichte Tabatiere, von der wir nicht wissen, aus welchem Metall sie bestand, enthielt 100 Dukaten.
Als erwachsener Mann verdiente Mozart mit seinen Kompositionen und Konzertreisen mindestens 4.000 Gulden pro Jahr. In seinen letzten Lebensjahren in Wien kam zu diesen Einnahmen der Sold als kaiserlicher Kammerkomponist hinzu. Ein einfacher Angestellter verdiente vielleicht ein Zehntel davon. Selbst der Direktor des Münz- und Medaillenkabinetts am Wiener Hof kam nur auf 2.000 Gulden jährlich. Um eine Vorstellung von der damaligen Finanzrechnung zu bekommen, ist ein Blick auf das Währungssystem und die Lebenshaltungskosten angebracht. Unter der Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) und ihrem Mann Joseph II. kursierten goldene Dukaten im Wert von vier Gulden und 30 Kreuzern. Geprägt wurden nicht nur einfache Dukaten, sondern auch doppelte und vierfache Stücke. Für die Österreichischen Niederlande erschien der Souverain d’Or, eine Goldmünze im Wert von sechs Gulden und 45 Kreuzern. In der Lombardei und Venetien gab es den Sovrano. Gängigstes Zahlungsmittel war der silberne Kronentaler im Wert von zwei Rechnungsgulden. Der als Münze nicht ausgeprägte Gulden enthielt einen Gegenwert von 60 Kreuzern. Die Kaufkraft eines Guldens dürften etwa 30 Euro entsprechen. Der Kreuzer im Wert von vier Pfennigen bzw. acht Hellern war die größte Kupfermünze. Außerdem gab es Papiergeld, die sogenannten Banco-Zettel. Ein Zimmer in Wien war zu dieser Zeit nicht unter zwei Dukaten monatlich zu bekommen, was neun Gulden entsprach. Eine ganze Wohnung kostete mindestens 150 Gulden im Jahr. Im Gasthof speiste man für 30 bis 40 Kreuzer. Für einen Milchkaffee zahlte man in Wien drei bis vier Kreuzer.
Mit seinen Einkünften hätte der Musiker mit seiner Frau Constanze also ein komfortables Leben führen können. Doch Mozart lebte gern auf großem Fuß. Seine Wohnung war viel zu groß, die Festlichkeiten mit Fasanen, Austern, Champagner und Kaffee zu teuer. Hinzu kamen aufwändige Ausfahrten, hochwertige Einrichtungsgegenstände und Kleider. Auch dem Glücksspiel gab sich der Komponist hin. Ein Dokument aus dem Jahre 1787 weist in Mozarts Handschrift eine „Spiel-Cassa“ mit Angaben von Gold- und Silbergeld bzw. Banco-Zetteln mit einer Gesamthöhe von fast 7.000 Gulden aus. Bald lieh sich der Meister überall Geld. Stand eine Rückerstattung an, wurde umgeschuldet. Als ein größerer Betrag im Februar 1783 innerhalb von 24 Stunden aufgebracht werden musste, wandte sich Mozart an eine Gönnerin: „Ich bitte Euer Gnaden um Himmelswillen, helfen Sie meine Ehre und guten Namen nicht zu verlieren!“ (Mozart – Briefe und Aufzeichnungen, Band III, S. 257). Einen anderen „Retter“ bat er im Juli 1788 händeringend um einige hundert Gulden: „Ich bitte Sie bei unserer Freundschaft um diese Gefälligkeit, aber es müsste augenblicklich geschehen.“ (Mozart – Briefe und Aufzeichnungen, Band IV, S. 70). Er sei sonst gezwungen, das Geld beim Wucherer zu leihen. Als Mozart starb, war er praktisch pleite. Mangels einer verwertbaren Hinterlassenschaft wurde er mit einem Begräbnis dritter Klasse zu acht Gulden und 56 Kreuzer beerdigt. Seine Frau Constanze erklärte, dass sie Schulden in Höhe von 3.000 Gulden zu begleichen habe.
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