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Dietmar Kreutzer

Modernes Antiquariat: Greilings Münzsammlung

Mit dem Aufkommen der Postkarte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es nicht nur Grüße aus fremden Städten, sondern auch solche mit Münzen im Prägedruck: "Diese im speziellen Prägedruckverfahren hergestellten Karten erlauben eine detailgetreue reliefartige Wiedergabe der jeweiligen Münze auf Papier oder Karton. Eine beeindruckende Möglichkeit, die gerade bei abgebildeten Münzen und Medaillen durch seine erhabene Form und mit seiner metallischen Reliefprägung eine verblüffende Ähnlichkeit der abgebildeten Münze hervorruft." (Münzen im Prägedruck - ein Sammelgebiet unserer Urgroßeltern; in: MünzenRevue, Heft 4/2011, S. 65) Auf einer Postkarte aus Hannover etwa prangten so das Wappen und das Königspaar aus Alt-Hannover, flankiert von den Münzen des Königreiches. Eine Ansichtskarte aus der Schweiz zeigte im Großformat die Bildseite des 20-Franken-Stückes mit der Vreneli. Und eine "Postkarte mit Nationalflagge mit Information über internationales Münzwesen" präsentierte die Münzen des deutschen Schutzgebietes Neu-Guinea. Eine Tabelle machte mit dem internationalen Wechselkurs der Geldstücke vertraut.


Die Prägedrucke von Münzen fanden bald eine weite Verbreitung. Der zwischen 1865 bis 1917 herausgebrachte "Illustrirte Anzeiger über gefälschtes Papiergeld und unächte Münzen" enthielt aufwändig gestaltete Karten mit echten Münzen aus aller Welt. In "Henze's Illustrirtem Anzeiger" war regelmäßig eine Gratis-Beilage mit dem "Geld aller Völker" eingelegt. Die 20. Lieferung etwa enthielt ein Faltblatt mit den Münzen und dem Papiergeld des Königreichs Spanien, sorgfältig auf Karton gedruckt und in einen Schutzumschlag aus rotem Seidenpapier eingelegt. Die abgebildeten Münzen aus Gold, Silber und Kupfer datieren aus den Jahren 1875 bis 1890 und schimmern aufgrund ihrer bronzierten Farbtönung täuschend echt. Der Verleger Adolf Henze aus Leipzig gab nicht nur die beiden oben genannten Zeitschriften heraus, sondern auch Bücher. "Das Buch der Goldmünzen" und "Das Geld aller Völker" in zwei Teilen wurden als "Nachschlagebuch für Contur und Bureau" beworben. Präsentiert wurden "die cursirenden Münzen und das cursirende Papiergeld der europäischen Staaten in naturgetreuen Abbildungen mit Angabe des Werthes in deutscher Reichswährung".


Einband zu "Greiling-Münz-Sammlung" von 1929 - Bildquelle: Staatliche Museen von Berlin.



Kasten mit Karten zu Greiling-Münzsammlung

Bildquelle: Invaluable, Auktionshaus Cuxhaven, Auktion vom 17.07.2020, Los 15146

Beispielseiten der 64 Serien zu den einzelnen Ländern mit Münzkarten

Bildquelle: Vitber Art & Antiques, Auktion vom 28.04.2024, Los 77336.


Nach dem Ersten Weltkrieg gab es sogar ein Zigarettenbilder-Album mit Münzkarten, die "Greiling-Münz-Sammlung". In der Einleitung heißt es: "Zum ersten Male wird damit ein Standardwerk über das Münzwesen herausgebracht, das von umso höherem Wert ist, als bisher eine ähnliche zusammenhängende Darstellung noch nirgends veröffentlicht wurde. Deshalb war die Zusammenstellung der Münzen aller Staaten der Erde auch mit besonderen Schwierigkeiten verbunden; nur mit außerordentlicher Mühe gelang es in Zusammenarbeit mit deutschen und ausländischen Großbanken die Original-Münzstücke, nach denen in kunstvoller Metallfolie-Prägung die Herstellung der Abbildungen vorgenommen wird, aus den einzelnen Ländern zu beschaffen." In einer Tauschstelle konnten die Raucher doppelte Münzkarten gegen noch fehlende kostenlos eintauschen. Die zum Tausch vorgesehenen Bilder wurden an die Münzkarten-Tauschstelle der Zigarettenfabrik Richard Greiling in Dresden geschickt: "Es werden zwei Goldmünzen in fünf Silber-, Nickel oder Kupfermünzen oder umgekehrt fünf Silber-, Nickel- oder Kupfermünzen in zwei Goldmünzen getauscht."


Greiling-Münz-Sammlung: Die kuranten Münzen aller Staaten der Erde

Dresden 1929

Vorsatz mit Inhaltsverzeichnis

44 Kartonseiten mit Münzkarten

29 x 34 Zentimeter

erhältlich im Antiquariatshandel


Dietmar Kreutzer

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