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Modernes Antiquariat: "Deutsche Geldgeschichte 1484-1914“ von Herbert Rittmann

Dietmar Kreutzer

Die Bücher des Finanzexperten Herbert Rittmann (1930-1993) sind bis heute eine Fundgrube des Wissens. Insbesondere seine Deutsche Geldgeschichte 1484-1914 (München 1975), die Deutsche Geldgeschichte seit 1914 (München 1986) und Moderne Münzen (München 1974) beeindrucken mit einem geradezu enzyklopädischen Wissen. In seiner Einleitung zur Deutschen Geldgeschichte 1484-1914 schrieb Rittmann, dass für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und seine Nachfolgestaaten eine Arbeit wie die für andere Nationen wie Frankreich oder Großbritannien fehle: "Vom Zerfall des Karolingerreiches bis zur Einführung der Reichswährung (1875) war das Geldwesen in Deutschland ähnlich buntgefleckt wie die politische Landkarte. Dies hat es erschwert, ja verhindert, dass die deutsche Geldgeschichte zusammenfassend betrachtet und bearbeitet wurde. Die Zersplitterung des Münzwesens lässt einen Gesamtkatalog aller deutschen Münzen auch heute noch undenkbar erscheinen." Umso verdienstvoller war der Versuch, die deutsche Geldgeschichte vom Aufkommen der Talerprägung bis zum Jahr 1914 möglichst umfassend aufzuarbeiten. Das Inhaltsverzeichnis mit 37 Hauptkapiteln wie "Die Reichsmünzordnungen", "Die Kronentalerwährung" oder "Der Wiener Münzvertrag" mit einer enormen Detailkenntnis auf alle historischen Entwicklungen ein. Das Stichwortregister lässt selbst Entwicklungen in einzelnen Kleinstaaten wie Schwarzburg-Sondershausen nicht unberücksichtigt. Eine thematisch vergleichbare Darstellung gibt es lediglich mit "Das Geld der Deutschen: Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart" (Paderborn 1991) von Bernd Sprenger. Während Rittmann die Geldgeschichte auf 1.070 Seiten abhandelt, sind es bei Sprenger allerdings lediglich 300 Seiten. Anders als in den zahlreichen numismatischen Katalogen, die zumeist nur einen kurzen, einleitenden Textteil zum betrachteten Teilgebiet enthalten, lassen sich im "Rittmann" sowohl die großen geldgeschichtlichen Zusammenhänge verstehen als auch mannigfaltiges Detailwissen erschließen.


Bildquelle: Booklooker, Antiquariat Ehbrecht


Bildquelle: Münzen & Medaillen GmbH, Auction 48, Lot 2024


Im Kapitel zur Münzreform anlässlich der Einführung der Reichswährung werden sogar die Einziehungsbekanntmachungen und das Ende der Landesmünzen detailliert vorgestellt: "Die Einziehung begann bei den Landesgoldmünzen aufgrund der Bekanntmachung vom 6. Dezember 1873 und endete mit der Einziehung derjenigen Landesmünzen, die, wie unter anderem die Sechsteltaler und die Zwei- und Einpfennigstücke der Talerwährung, sich am besten mit dem neuen System vereinbaren ließen, mit der Bekanntmachung vom 22. Februar 1878, die den Schlusstermin auf den 1. Juni 1878 setzte." Anders als in der Katalogliteratur wird anhand der zahlreichen Einziehungsbekanntmachungen klar, wieviel Zeit der Umtausch des Geldes damals in Anspruch genommen hat. Anhand des Zahlnapparates wird darüber hinaus ablesbar, warum sich dennoch eine Reihe von Münzen dem dankbaren Sammler von heute erhalten hat: "Im Ganzen wurden Goldmünzen für 90.948.480 Mark eingelöst. Nach der Schätzung Helfferichs waren von 1764 bis 1871 im Gebiet des späteren Kleindeutschland Goldmünzen für rund 180 Millionen Taler (540 Millionen Mark) geprägt worden, von denen schon vor der Reform rund 2,5 Millionen Taler wieder eingezogen worden waren. Rund fünf Sechstel der geprägten Goldmünzen wurden in der Münzreform nicht eingelöst, waren mithin eingeschmolzen oder ausgeführt worden; die Hortung in Sparstrümpfen und in Münzsammlungen wird man außer Acht lassen können."


Herbert Rittmann:

Deutsche Geldgeschichte 1484-1914

Ernst Battenberg Verlag

München 1975

1.070 Seiten

Format: 21,5 x 14,5 cm

erhältlich im Antiquariatshandel


Dietmar Kreutzer

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