Als der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm, der ein starker Raucher war, seit Januar 1887 vermehrt an Heiserkeit litt, führte er diese zunächst nicht auf eine mögliche Krankheit zurück. Da die Situation sich aber nicht besserte, suchte er seinen Leibarzt Wegener auf, der im März 1887 den Berliner Kehlkopfspezialisten Carl Gerhardt zur Untersuchung hinzuzog, der dann Knötchen am linken Stimmband entdeckte. Obwohl man diese zunächst zu entfernen suchte, tauchte bald eine neue Geschwulst am Stimmband auf. Carl Gerhard und der hinzugezogene Chirurg Ernst von Bergmann vermuteten im Mai 1887 ein Karzinom und empfahlen eine Entfernung dessen durch eine Kehlkopfspaltung. Auf Bismarcks Intervention hin, lud man auch den englischen Spezialisten L. Morell Mackenzie ein, der dem Kronprinzen dann eine Gewebeprobe entnahm und diese von Rudolf Virchow untersuchen ließ. Da Virchow aber auch nach seinem 3. Bericht keine eindeutigen Hinweise für ein Krebsleiden gefunden hatte, sollte der Kronprinz die Behandlung in England fortsetzen. Gerhardt und Bergmann, die vermuteten, Mackenzie hätte die Gewebeprobe womöglich vom rechten statt vom linken Stimmband entnommen, empfahlen dem Kronprinzen weitere, feinere Untersuchungen. Der Kronprinz aber vertraute auf Mackenzie, der ein milderes Klima zur Linderung seiner Beschwerden empfohlen hatte und reiste nach Italien an die ligurische Küste nach San Remo zur Kur. Dort bezog er Quartier in der Villa Zirio.
Da sich der Zustand des Kronprinzen aber trotz des besseren Klimas nicht besserte, im Gegenteil war der Kehlkopftumor noch gewachsen, was ihm Mackenzie und Wegener verschwiegen hatten, bat er am 10. November 1887 alle Ärzte zu sich. Ihre Diagnose verhieß nichts gutes. Der Wiener Professor Leopold Schrötter von Kristelli, der die Diagnose übermittelte, teilte diese dem Kronprinzen mit, ohne das Wort Krebs allerdings auszusprechen, und empfahl als Ultima Ratio, falls es unumgänglich werden sollte, eine Operation des Tumors oder einen Lufröhrenschnitt (Tracheotomie). Der Kronprinz stimmte einem Luftröhrenschnitt zu. Doch dann besserte sich der Zustand Friedrich Wilhelms vorübergehend, ehe er in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 1888 von schrecklichen Erstickungsanfällen geplagt wurde. Um sein Leben zu retten, führte der Oberarzt Friedrich Gustav von Bramann am 9. Februar 1888 einen Lufröhrenschnitt durch. Danach konnte der Kronprinz zwar wieder atmen aber nicht mehr sprechen. Als am 9. März 1888 der Vater des Kronprinzen, Kaiser Wilhelm I., verstarb, musste Friedrich Wilhelm seine Kur abbrechen und nach Berlin zurückkehren.
Auf seinen Kuraufenthalt in San Remo fertigte die Medaillenfabrik Lauer aus Nürnberg eine Bronzemedaille, die vorderseitig die nach rechts gewandte Büste des Kronprinzen in Uniform und rückseitig eine geflügelte nackte Allegorie mit Anker und Palmwedel zeigt, die teilweise auf einem Sockel kniet, an den ein ovaler Schild gelehnt ist, der die Aufschrift SAN REMO 1888 trägt.
Zurück in Berlin wurde aus dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm König Friedrich III. und Kaiser Friedrich.
Allerdings war der neue preußische König und deutsche Kaiser schon so schwer an Kehlkopfkrebs erkrankt, dass er gar nicht mehr in der Lage war, zu sprechen. Auch führte diese unheilbare Krebserkrankung letztlich dazu, dass ihm nur drei Monate Kaisertum verblieben. Am 15. Juni 1888 verstarb Kaiser Friedrich mit nur 56 Jahren und nach lediglich 99 Tagen Regierung. Auf ihn folgte sein Sohn Wilhelm II. im Amt, wodurch das Jahr 1888 als Dreikaiserjahr in die Geschichte einging. #Dreikaiserjahr #KaiserWilhelmI #KaiserWilhelmII #KaiserFriedrich #SanRemo #Italien #Lauer #Krebs #Kehlkopfkrebs #KronprinzFriedrichWilhelmVonPreußen #Karzinom #Bismarck #Krankheit #Kuraufenthalt #Medaille #MichaelKurtSonntag
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