Vor gut drei Jahren erschien am Münzmarkt ein äußerst seltener und bis dahin in der relevanten numismatischen Literatur nicht gelisteter hellenistischer Goldstater aus der ionischen Stadt Magnesia am Mäander (griechisch: Maiandros). Dieser zeigt auf seiner Vorderseite eine nach rechts gewandte, drapierte Büste der Artemis mit kleiner Stephane und am Hinterkopf gebundenem Haar sowie einem geschultertem Köcher und Bogen. Auf der Rückseite sehen wir die Siegesgöttin Nike in einer nach rechts galoppierenden Biga und lesen MAGNETON / EYPHEMOS / PAYSANIOY ([Münze] der Magnesier / Euphemos / [Sohn] des Pausanias) (Abb. 1).
Nun waren hellenistische Goldstatere aus den kleinasiatischen Städten Ephesos, Milet, Smyrna und Tralleis schon lange bekannt, aber eben keine aus Magnesia. Allerdings kannte man aus Magnesia Tetradrachmen, sogenannte „Stephanophoren“ (= Kranz tragende), die vorderseitig ebenfalls eine Büste der Artemis aufweisen, rückseitig jedoch den auf einem Mäander stehenden nackten Apollon zeigen, der an seinem Dreifuß lehnt – das Ganze von einem Lorbeerkranz umgeben.
Da einige der nach 190 v. Chr. verausgabten Tetradrachmen jedoch die absolut gleiche Legende aufweisen wie der erwähnte Goldstater, d. h. auch denselben Beamtennamen nennen (Abb. 2), ist anzunehmen, dass sie zeitgleich mit der Goldmünze geprägt wurden. Wann dies genau war, haben Numismatiker aber unterschiedlich beantwortet. Für die einen ist der Zeitraum 150-140 v. Chr. der Richtige, für die anderen 130-120 v. Chr. und für dritte wiederum 155-145 v. Chr.
Geht man allerdings, wie Wolfgang Leschhorn, davon aus, dass es sich bei den auf den Münzen genannten Namen um Beamtennamen handelt, dann lassen sich die Prägezeiträume anhand der Beamtennamen exakt eingrenzen. Schlägt man nämlich in Leschhorns zweiten Band des Lexikon der Aufschriften auf griechischen Münzen, Ethnika und <Beamtennamen> (Wien 2009) auf S. 512 nach, dann findet sich für den Beamten EYPHEMOS PAYSANIOY (Euphemos [Sohn] des Pausanias) die Amtszeit 175-145 v. Chr. Mit anderen Worten, Goldstater und Tetradrachmon mit diesem Beamtennamen wurden irgendwann zwischen 175 und 145 v. Chr. geprägt.
Aber warum überhaupt Goldmünzen, gab es hierfür einen besonderen Anlass? Nun, auch in dieser Frage, ist sich die Fachwelt uneins. Während die einen anhand des Rückseitenmotivs mit der nach rechts galoppierenden Nike einen militärischen Sieg verbinden – welcher Sieg gemeint sein könnte, lassen sie jedoch unbeantwortet –, bringen andere diese Prägung mit den panhellenischen Festspielen zu Ehren der Artemis Leukophryene in Zusammenhang. Die Frage, ob mit diesen Goldmünzen also letztlich ein militärischer Sieg oder ein sportlicher Wettkampf gefeiert werden sollte, muss in Ermangelung aufschlussreicherer Quellen offenbleiben.
Übrigens, auf den Vorderseiten dieser Goldmünzen findet sich fast immer eine Granulation im Feld um das Porträt der Artemis herum. Diese rührt daher, dass bei der Prägung dieser Goldstatere auch verrostete Prägestempel zum Einsatz kamen.
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