In der Barockzeit und danach war es üblich, fleißige Schüler und Studenten durch Prämientaler und -medaillen auszuzeichnen. Die Stücke bilden ein interessantes Sammelgebiet, manche Ausgaben sind wegen der geringen Auflage selten und unerschwinglich, andere kann man zu moderaten Preisen im Münzhandel kaufen. Da man den jungen Leuten kein Ordenskreuz als Dank und Anerkennung für ihre Leistungen an die Brust heften konnte und wollte, übernahmen Münzen und Medaillen diese Aufgaben. Zu den bekannten Objekten dieser Art zählen die Schulprämien im Wert von einem oder zwei Talern, die unter dem sächsischen Kurfürsten Friedrich August III., ab 1806 König Friedrich August I. von Sachsen, und seinen Nachfolgern mit Aufschriften wie "ZUR BELOHNUNG DES FLEISSES", "DEM FLEISSE" und "DEM FLEISSE UND GESITTETEN BETRAGEN" herausgegeben wurden. Die mit Monarchenbildnissen, Allegorien und aufmunternden Widmungen versehenen Münzen verzichten einerseits auf die Nennung des jeweiligen Empfängers, andererseits aber lassen manche durch ihre Inschriften erkennen, dass sie für Angehörige der Königlich-sächsischen Bergakademie in Freiberg, der Akademie für Forst- und Landwirte in Tharandt und andere Bildungsstätten bestimmt waren.
Zur Belohnung des Fleißes bestimmt waren die Prämientaler von 1765 und 1780, die der sächsische Kurfürst Friedrich August III. an besonders gute Schüler und Studenten verteilen ließ. Bildquelle Taler 1765 Kahnt 1166: Künker Auktion 163 (28.1.2010), Los Nr. 643. Bildquelle Doppeltaler 1780 Kahnt 1169: Künker Auktion 189 (21.6.2011), Los Nr. 2278. Fotos: Lübke & Wiedemann KG, Leonberg.
Auch andere Hochschulen, Universitäten und Akademien brachten zur Belohnung von Studenten, Dozenten und Professoren Belohnungsmedaillen meist aus Silber heraus. Wenn man systematisch sucht, dann findet man in vielen Städten und Fürstentümern auch Schulprämien- und andere Medaillen, die das Lernen und gesittete Betragen fördern sollten. Zwar sind diese Stücke im engeren Sinne keine akademischen Medaillen, aber sie haben in einer solchen Spezialsammlung einen guten Platz. Breslau teilte, um ein Beispiel zu nennen, im 17. und 18. Jahrhundert mit Stadtansichten geschmückte Prägungen dieser Art aus. Um nicht immer einen neuen Stempel anfertigen zu müssen, hat man Jahreszahlen in das Metall geschlagen.
Sehr selten sind die für Fleiß und gesittetes Betragen ausgegebenen Doppeltaler von 1847 (AKS 115), mit der Studenten der Forst- und Landwirtschaftsschule in Tharandt ausgezeichnet wurden. Foto: Caspar.
Berühmt und begehrt sind die prachtvollen Preismedaillen, mit denen der württembergische Herzog Karl Eugen besonders eifrige Schüler seiner 1770 gestifteten Hohen Karlsschule ausgezeichnet hat. 1781 von Kaiser Joseph II. in den Rang einer Universität erhoben, zählten In- und Ausländer meist bürgerlicher Herkunft zu den Zöglingen des anfangs Militärische Pflanzschule beziehungsweise Militärakademie genannten Instituts. Einer von ihnen war der spätere Dichter und Historiker Friedrich Schiller, der hier als Arzt ausgebildet wurde. Während dieser Zeit erhielt er vier Auszeichnungen für seine Leistungen in Griechisch sowie Chirurgie, Praktische Medizin und Heilmittelkunde. Die ihm verliehenen Preismedaillen sind verloren gegangen, lediglich sind die dazu gehörigen Diplome erhalten.
Breslau hat fleißige Schüler mit so genannten Schulprämientalern ausgezeichnet. Die meisten Stücke sind undatiert, bei Bedarf hat man eine Jahreszahl in das Metall geschlagen. Foto: Caspar.
Die Herstellung und Ausgabe der Medaillen mit jeweils unterschiedlichen Rückseiten muss den Herzog viel Geld gekostet haben. Seine Aufwendungen im Zusammenhang mit der Hohen Karlsschule hatten jedoch ganz pragmatische Gründe. Der sein Land despotisch regierende Herrscher benötigte gut ausgebildete, wohlerzogene, gesittete und seinem Haus treu ergebene Staatsbeamte, Militärs, Gelehrte und Künstler, um aus Württemberg einen Musterstaat zu machen. Wie der unangepasste, mit seiner Karriere als Mediziner unzufriedene Friedrich Schiller, so rebellierte auch der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart gegen Karl Eugens Absolutismus, der keinen Widerspruch duldete. Weil er den Verkauf von württembergischen Landeskindern für Englands Kolonialkriege anprangerte und eine der vielen Mätressen des Herzogs verspottet hatte, hat man Schubart zehn Jahre auf der berüchtigten Bergfestung Asperg gefangen gehalten.
Absolventen der Karlsschule erhielten für ihre Leistungen Preismedaillen mit dem Bildnis des Stifters Herzog Karl Eugen von Württemberg, hier ein Beispiel auf die Leistungen der Münzkunde, die vieles ans Tageslicht fördert, wozu die Geschichte nicht fähig ist. Foto: Caspar.
Da Schiller aus Württemberg geflohen war, konnte der rachsüchtige Herzog ihm nichts mehr anhaben, der, das sei am Rande erwähnt, am Hof des preußischen Königs Friedrich II., des Großen, erzogen wurde. Eine der Numismatik gewidmete Medaille von 1777 zeigt, wie der Genius der Münzkunde unter den wachsamen Augen des Chronos, dem antiken Gott der Zeit und Geschichte, ein Geldstück betrachtet und beschreibt. Die Inschrift "SUPPLET UBI DEFICIO" bedeutet, dass die Münzkunde ergänzt wo die Geschichte versagt. Ab und zu kommen die württembergischen Preismedaillen im Münzhandel vor. Meist handelt es sich um sehr gut gemachte Nachprägungen, die als solche ausgewiesen sind und nicht die enormen Preise der Originale erzielen.
Starke und gesunde Pferde für Wirtschaft, Transport und Militär zu haben, war den Königen von Preußen ein großes Anliegen. Deshalb belohnten sie alles, was mit Pferden zu tun hatte, auch mit Prämien und Medaillen. Hier eine vor 1701 geprägte Medaille des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. Foto: Olding, Osnabrück.
In das Gebiet der Prämien-, Preis- und Belohnungsmedaillen fallen Prägungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, mit denen die Könige von Preußen, und nicht nur sie, Gelehrte und Künstler, aber auch Leistungen auf dem Gebiet der Pferdezucht und in der Seidenindustrie ausgezeichnet haben. Die meisten Stücke bestehen aus Silber, doch wenn Abschläge aus Gold angeboten werden sollten, sind ihnen exorbitante Preise sicher. Die Verleihung der Medaillen an Fabrikanten, Züchter und andere Empfänger brachte viel Prestige. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man im 19. Jahrhundert die bei Ausstellungen oder Firmenjubiläen vergebenen Medaillen auch zu Werbezwecken verwendete, weshalb man sie auf Industrieprodukten und Anzeigen in der Presse abgebildet hat. In das Gebiet gehören auch die vielen Medaillen, mit denen Künstler und Gelehrte ausgezeichnet wurden. In manche hat man den Namen der mit ihnen geehrten Person graviert, andere sind in kostbare Rahmen eingelassen. Für Sammler tut sich ein weites, hochinteressantes Feld auf. Dazu gehören auch die vielen Medaillen, mit denen Belegschaften von Instituten und Betrieben und Institutionen geehrt wurden. Von manchen wüsste man heute nur noch wenig, gäbe es nicht diese Prägungen, deren Gestaltung von der etwas eintönigen Kombination Porträt/Inschrift bis zu aufwändig mit Allegorien oder markanten Erzeugnissen geschmückten Ausgaben reichen. Da die Auflagen meist begrenzt waren, muss man lange suchen, um solche Stücke zu bekommen.
Helmut Caspar
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