Sehr geehrte Damen und Herren,
im Artikel Bär, Tor & Glocke: Berliner Symbole auf Münzen und Medaillen bin ich auf die Abbildung der Gedenkmedaille „Berliner Freiheitsglocke“ für Einheit und Freiheit gestoßen. Ich habe zwei dieser Münzen in unterschiedlichen Größen und würde gerne mehr über das Prägedatum und die Umstände erfahren. Im Internet konnte ich hierzu nichts finden. Für Quellen oder Info´s dazu wäre ich sehr dankbar. Mit freundlichen Grüßen Ralf Mündlein
Antwort der Redaktion
Sehr geehrter Herr Mündeln, vielen Dank für Ihre Frage. Um welches Material und um welche Größen handelt es sich konkret? Das Stück ist in Lutz Rufferts Katalog (Medaillen Berlin, 1725-2009) als Dukat unter der Nummer D50 gelistet. Dabei ist nur die dukatenübliche Goldlegierung (986er) und das Gewicht von 3,6g aufgelistet. Weitere Information habe ich derzeit nicht. Gern können Sie mir auch Bilder zukommen lassen, sodass ich weitere Nachforschungen anstellen kann.
Antwort des Lesers
Guten Tag Herr Horna,
vielen Dank für Ihre Unterstützung. Ich habe das Medaillen-Paar beidseitig fotografiert. Die Goldlegierung (900) ist lesbar und der Durchmesser beträgt 39,5mm bzw. 26mm. Mir geht es darum zu erfahren, wann diese Medaillen geprägt wurden und zu welchem Anlass.
Antwort der Redaktion
Guten Abend Herr Mündlein, danke für die Bilder. Dann dürfte es sich bei dem rechten Stück um die Dukatenvariante handeln. Es gibt auch Stücke mit 6g in 900er Gold. Leider sind in besagtem Katalog keine Jahre zu diesem Stück verzeichnet. Das Motiv dieser Glocke taucht aber auch auf Silbermedaillen aus dem Jahr 1975 auf. Stilistisch würde das auch für diese Stücke passen.
Antwort des Autors
Hallo Herr Mündlein, Hallo Herr Horna,
eines dieser sogenannten Vier-Dukaten-Stücke befindet sich in meiner Sammlung. Eine genaue Zuordnung fällt jedoch schwer. Im Zuge der Liberalisierung des Goldhandels in den fünfziger Jahren ist von Organisationen und Unternehmen eine ganze Reihe von Goldmedaillen geprägt worden. Als Bildmotive wurden beliebte Symbole oder Persönlichkeiten genutzt. Teils dienten die Medaillen zu Anlagezwecken, teils wurden sie wie die Aureus-Magnus-Ausgaben von Werner Graul bereits gesammelt. Weil die Ausgabe von Goldmünzen in Deutschland damals nicht zulässig war, versuchten sich die halböffentlichen Herausgeber nur an frühere Münz-Nominale anzulehnen. Gern wurde hierzu das Gewicht und die Maße von Dukaten verwendet. Die Serie des "Aureus Magnus" beispielsweise erschien regelmäßig in Form von einfachen und mehrfachen Dukaten-Stücken. Die "Freiheitsglocke" gibt es meines Wissens als Ein-Dukaten-Stück in 986er Dukatengold sowie als Vier-Dukaten-Stück in 900er Münzgold. Die Abweichung der Legierung der großen Stücke von jener des Dukatengoldes, etwa bei traditionellen österreichischen Vier-Dukaten-Stücken, könnte darin begründet sein, dass hoch legiertes Gold bei flachen und großformatigen Stücken gegenüber Stößen und Verformung sehr anfällig ist. Ob die Erstausgabe der "Berliner Dukaten" einen konkreten Anlass hatte, etwa den zehnten Jahrestag der Einweihung der Freiheitsglocke, oder ohne einen solchen Anlass erschien, ist heute nicht mehr ohne weiteres feststellbar.
Das Thema finde ich übrigens grundsätzlich interessant. Es gibt viel mehr Münzsammler als Sammler von Medaillen. Dementsprechend dünn ist die publizistische Aufarbeitung zu solchen Medaillen. Von den Stücken des Lesers gibt es offenbar zwei Ausgaben. Ich tippe, dass die beiden Stücke von ihm in 900er Gold zuerst erschienen. Da wir den Medailleur nicht kennen, lassen sich nur Ähnlichkeiten zu anderen Stücken aus dieser Zeit feststellen, etwa am Schnitt der Schrift. Die Medaille anlässlich des Kennedy-Besuches von 1963 in Berlin mit den gestaffelten Porträts von Adenauer und Kennedy weist solche Ähnlichkeiten auf, stammt möglicherweise vom gleichen Medailleur. Ich würde die beiden Medaillen des Lesers dieser Zeit zuordnen. Ich tippe weiter darauf, dass die kleine Ausgabe der Medaille in 986er Gold, die mit dem Schriftzug "Berliner Dukaten" versehen ist, etwas später entstand. Der Schrifttyp der Medaillen ähnelt übrigens jenem, den Werner Graul auf seinen Aureus-Magnus-Dukaten in den sechziger Jahren verwendete. Dass muss aber noch nichts heißen. Die Schrifttype wurde auch auf vielen deutschen Städte-Medaillen, oft im einfachen Dukatengewicht, in den sechziger Jahren verwendet. Auch hierzu ist mangels eines größeren Sammlerkreises kaum etwas in Katalogen bzw. anderer Literatur zu finden!
Viele Grüße
Dietmar Kreutzer
Falls Sie weitere Informationen zu diesem Medaillenmotiv haben, würden wir uns über Ihre Nachricht freuen.
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