Hallo Herr Kreutzer,
der Artikel über den Kongo war sehr interessant. Bislang habe ich mich für das Land nicht weiter interessiert. Die aufregende Geschichte, über die Sie berichteten, beginnend mit den Schrecken der Kolonialzeit, hat das nun geändert. Auf der Vorderseite der abgebildeten Münze aus Katanga ist eine Bananenstaude zu sehen. Welche Bedeutung hat aber das Kreuz auf der Rückseite?
Elmar Geisenhainer
Antwort der Redaktion:
Im Weltmünzkatalog steht, dass es sich um ein Balubakreuz (Katangakreuz) handelt, einen Kupferbarren in Kreuzform als vormünzliches Zahlungsmittel. Bei näherer Betrachtung greift das aber möglicherweise zu kurz. In den traditionellen Gesellschaften Afrikas spielte Geld eine andere Rolle als in den europäischen und asiatischen Kulturkreisen: "Nichts ist hier nur Zahlungsmittel, sondern z.B. auch Mittel zur Abwehr des Bösen. Dabei gilt natürlich auch umgekehrt, dass alles, was magisch und rituell wirksam ist, aufgrund dieses inneren Wertes Tausch- und Zahlungsmittel sein kann. So sind gerade die afrikanischen Objekte oft mehreren Kategorien zuzuordnen, und es ist schlechterdings unmöglich, klare Trennungslinien zu ziehen." (Sammlung Köhler-Osbahr, Band II/2, Duisburg 1993, S. 37) Westermann schreibt in "Silberrausch und Kanonendonner - Deutsches Silber und Kupfer an der Wiege der europäischenWeltherrschaft (Lübeck 2001), dass Kupfer in Westafrika einen ähnlichen Stellenwert wie Gold in Europa hatte. Die Kupferkreuze aus der kongolesischen Bergbau-Provinz Katanga wurden so teils als Zahlungsmittel verrwendet. Für eines dieser Kreuze konnte man, abhängig von Zeit und Ort, beispielsweise fünf oder sechs Hühner bekommen. Sie wurden aber auch als Brautpreis oder bei Bestattungen eingesetzt, um die soziale Stellung der Beteiligten zu unterstreichen. Die Form der Barren hat sich im Lauf der Jahrhunderte verändert. Waren es zunächst Gebilde, die einer Hierglyphe in der Form des Buchstaben "H" ähnelten, nahmen sie später die Form eines Kreuzes an. Vor einigen Jahren stellte der Künstler Sammy Baloji in seinem Video "Tales of the Copper Crosses Garden" den heutigen Verarbeitungsprozess von Kupfer in einer Fabrik in der Region Katanga dem "Kupferkreuz-Chor" gegenüber, einem Chor von Jungen aus der belgischen Kolonialzeit, die unter dem Wahrzeichen des Katangakreuzes christliche Lieder sangen. In der kurzlebigen Republik Katanga (1961-1963) wurden die Kupferkreuze auf der Staatsflagge, auf Münzen und Briefmarken verwendet.
Kommentarer