Liebe Redaktion,
in letzter Zeit erhalte ich auf meinem Smartphone oft Nachrichten über Fehlprägungen von Zwei-Euro-Münzen, die zu Höchstpreisen gehandelt werden. Einmal geht es um eine griechische Münze aus dem Jahr 2002, die bei Ebay für 150.000 Euro im Angebot ist, ein anderes Mal um ein Stück aus Österreich zum 10. Jahrestag der Europäischen Währungsunion von 2009. Für diese Münze werden 7.500 Euro aufgerufen. Eine als Fehlprägung angebotenes Stück zum 175. Jahrestag des Beschlusses über die Verfassung von 1849 in der Frankfurter Paulskirche von 2024 ist im Verhältnis dazu noch günstig. Diese Münze mit einem Fehler auf der Bildseite soll 1.200 Euro kosten. Im Münzhandel sind die regulären Ausgaben für drei bis vier Euro erhältlich. Sind die Fehlprägungen, deren Besonderheit häufig nicht einmal näher erläutert wird, wirklich etwas wert? Stutzig wurde ich, als ein Zwei-Euro-Stück mit einer Ansicht der Hamburger Elbphilharmonie aus dem Jahr 2023 zum Preis von 1000 Euro, das am Bildrand einen nicht näher beschrieben Fehler aufweisen soll, in der Artikelbeschreibung als Gedenkmünze zur Hamburger St. Michaelskirche ausgewiesen wurde.
Rainer Kaminski
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Pressemeldung zu vermeintlich wertvoller Hamburg-Fehlprägung
Bildquelle: echo24.de
Antwort der Redaktion:
Bereits im zurückliegenden Frühjahr hat der Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels darauf hingewiesen, dass Münzenhändler täglich zu vermeintlichen Fehlprägungen und Raritäten infolge von reißerisch aufgemachten Presseberichten sowie Angeboten in Online-Portalen konsultiert werden. Die Antwort der Händler laute in den allermeisten Fällen: "Nein, die Münze hat keinen besonderen Sammlerwert." Ein Angebot zu einer schwindelerregenden Summe auf einem Online-Portal bedeutet nicht, dass es für die Münzen eine Nachfrage gibt. Die griechische Münze mit der "Frau auf dem Stier" von 2002 hatte eine Startauflage von 75 Mio. Stück. Die Variante mit einem Buchstaben im Stern ist keine Seltenheit, sondern eine finnische Fremdprägung im Auftrag der griechischen Regierung, die millionenfach vorkommt. Das "Strichmännchen" zum zehnjährige Bestehen der Wirtschafts- und Währungsunion ist mit einer Auflage von 82 Mio. Exemplaren ebenfalls keine Rarität. Dasselbe trifft für die Zwei-Euro-Münzen mit den Bildmotiven der Frankfurter Paulskirche und der Hamburger Elbphilharmonie zu. Fehlprägungen sind nach Einschätzung des Berufsverbandes ein kleiner und exotischer Nebenaspekt der Numismatik. Meist kommen Sie wegen der Gütekontrollen gar nicht in den Umlauf. Außerordentlich hohe Preise erreichen sie nur selten.
Dietmar Kreutzer
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