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Leitfaden Münzensammeln: Qualität und Erhaltungsgrade, Teil 6


Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!


Zertifizierte Münzen und Geldscheine


Es gibt seit längerer Zeit ernsthafte Bemühungen, die Qualitätskriterien für Münzen, aber auch Geldscheine, Token und Medaillen möglichst objektiv und einheitlich zu definieren. Auf Auktionen werden immer öfter in Plastikästchen eingeschlossene Stücke angeboten, die „zertifiziert“ sind.


In Auktionskatalogen findet man manchmal Münzen in einem sogenannten „Holder“ aus Plastik, aber oft sieht man die Münze auch ohne Umhüllung. Die abgebildeten, bearbeiteten Bilder weisen dann vier halbreisförmige „Fehlstellen“ auf. Im Text ist dann z.B. angegeben: US-Plastikholder der NGC mit der Bewertung MS 63. Es gibt internationale Firmen, die Münzen auf Echtheit prüfen und vor allem den Erhaltungsgrad genau festzulegen versuchen. Die weltweit agierenden größten Unternehmen auf dem Gebiet kommen aus den Vereinigten Staaten. Die Professional Coin Grading Service (PCGS) und die Numismatic Guarantee Corporation (NGC) nahmen 1985 und 1987 ihre Tätigkeit auf. Sie bieten, wie einige Händlerfirmen bestätigen, die umfassendsten Garantien hinsichtlich Echtheit und Qualität ihrer Einschätzungen. Sie vergeben entsprechende Abkürzungen für die Erhaltungen.


Eine „gegradete“ Münze: $20, 1877, San Francisco aus Preisliste Firma Künker (Art. 268521), Gold. In Original PCGS-Holder (AU58), mit Zusatz „fast vorzüglich“. Bildquelle: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co Kg, „Lübke & Wiedemann, Stuttgart“.


Ein Beispiel: MS bedeutet „Mint State“, also etwa: „so wie aus der Münze kommend“. Unzirkuliert wäre hier vielleicht der richtige Ausdruck, denn Stempelglanz würde schon wieder einen „Glanz“ fordern, der aber auch je nach Metall bei ganz frisch geprägten Stücken da ist, aber nach einiger Zeit eben fehlt. Allein bei dem Übersetzungsversuch für „Mint State“ wird vielleicht klar, dass nur zwei Buchstaben allein nicht hundertprozentig die Sachlage wiedergeben können? Die 63 gibt eine Stufe auf der Skala 60-70 an. Eine 70 würde eine Münze nur erhalten, wenn sie selbst bei fünffacher Vergrößerung keine Beeinträchtigung aufweist. Die Skala von 1 bis 70 entstand schon 1948, sie wurde vom bekannten Numismatiker Dr. William Sheldon eingeführt. Die von den Firmen NGC und PCGS definierten und angewendeten Bewertungsskalen werden unterdessen von Sammlern in aller Welt anerkannt. Händler bieten „gegradete Münzen“ speziell an. Manche Verkäufer behaupten, sie würden deutlich höhere Preise mit „Grading“ bekommen, andere Käufer meinen, sie müssten nicht mehr für diese bezahlen.


Die in dem Plastiketui eingelegte Münze bekommt auch ein Zertifikat, das gleich aufgeklebt ist. Hier finden wir Daten, Nennwert, firmeninterne Informationen, wie „Zertifizierungs- nummer“ mit Barcode, Ländername und die Bewertung. All dies ist natürlich eine interessante Sache, die allerdings Haken hat. Wie jede Sache, so hat auch das „Grading“, wie diese Form der Bewertung mit anschließendem Einkapseln genannt wird, zwei Seiten. Für Geldscheine gibt es bereits ein ähnliches System der Aufbewahrung und Qualitätsfixierung.

Ältere Sammler, die Sachkunde in Bezug auf Echtheit und Erhaltung besitzen, möchten ihre Münzen meist lieber zum Anfassen haben. Misstrauische Leute haben hingegen Angst, dass sie die „Katze“ nicht im „Sack“, sondern im „Plastiksarg“ kaufen.


Die Hersteller geben für die bezahlte Dienstleistung auch Garantien, die natürlich nur für die eingeschlossenen Stücke gelten. Wird die Plastikhülle verletzt, erlöschen alle Ansprüche. Gelegentlich berichten Leute davon, dass es im Internet gute Anleitungen zum „Knacken“ der Boxen gibt. Welche Gefahren hier lauern, wenn es wirklich gelingt, eine Münze auszutauschen, wäre dies natürlich schlimm.


Es empfiehlt sich hier, wie auch bei anderen Fragen zum Sammeln, den Kontakt zu anderen Münzliebhabern zu suchen und diese um Rat und Meinung zu fragen. Die großen Firmen, die eine solche Bewertung vornehmen, sind bei vielen großen Börsen anzutreffen und können dort befragt werden. Auch im Internet gibt es viele Diskussionsforen zu dem Thema. Wie schon mehrfach erklärt, ist Münzensammeln eine sehr individuelle Sache. Jeder muss für sich entscheiden, ob er eigene Münzen auch bestimmen und verpacken lässt und solche „gegradeten“ Stücke vorzugsweise kauft oder lieber konventionell Stücke erwirbt und sammelt.

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