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Helmut Caspar

Lauter Gute Groschen: Münzschatz in Teltow freigelegt

Münzfunde sind so etwas wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch. Oft sind sie mit dramatischen Ereignissen verbunden, mit Kriegen und Bedrohung durch Raub und Mord. Sie erzählen von menschlichen Schicksalen und über ihre meist unbekannten Besitzer, die ihr oft über Generationen zusammen gespartes Vermögen vor Feinden und Dieben zu sichern suchten. Als die Gefahr vorbei war, kamen manche Leute nicht mehr dazu, ihre Pfennige, Groschen, Taler und wie die Geldstücke alle heißen, wieder an sich zu nehmen. So wurden Geheimnisse ins Grab genommen und lange Zeit später erst zufällig bei Bau- und Erdarbeiten, oft auch bei archäologischen Grabungen gelüftet. Manchmal kommen Münzen in alten Häusern bei Umbauten ans Tageslicht.



Die mehr als 400 Silbergroschen des Teltower Münzfundes stellten im frühen 17. Jahrhundert ein beträchtliches Vermögen dar. Nach Angaben aus Teltow verdiente ein Zimmermann damals sieben sieben Groschen am Tag, ein paar Schuhe kosteten etwa 18 Groschen.


Nicht immer haben die Entdecker die Funde den Museen und Denkmalschutzbehörden gemeldet, sondern sie gewinnbringend einschmelzen lassen. Bei uns verlangt es das Gesetz, dass Münzfunde angezeigt werden müssen. Je nach Bundesland haben die Finder sowie Grundstücks- und Hausbesitzer Anspruch auf Entschädigung. Die Numismatik nimmt sich der Münzfunde an und publiziert sie, wenn es sich um wissenschaftlich bedeutsame Objekte handelt.



Münzen und andere Schätze zu vergraben, war eine Sache, bei der man nicht beobachtet werden wollte. Die mittelalterliche Miniatur zeigt, wie Münzen vergraben wurden und ein mit ihnen gefüllter Topf beim Pflügen freigelegt wird.


Beim Aushub einer Baugrube in der Altstadt von Teltow (Landkreis Potsdam-Mittelmark) zerschlug die Schaufel eines Baggers ein Tongefäß, aus dem Münzen in den Sand fielen. Beim Nachschauen konnten mehr als 400 Geldstücke geborgen werden. Sie lagen nach Auskunft des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums am Stadtwall in einem 15 Zentimeter hohen Topf, der mit dem Boden eines weiteren Gefäßes abgedeckt war und als eine Art Spardose einer Teltower Familie angesehen wird. Archäologen nehmen an, dass der unbekannte Besitzer sein über viele Jahre gesammeltes Vermögen am Fuß eines Baumes oder an einer Gebäudeecke versteckt hat, um es später wieder finden zu können. Dazu ist es aus unbekannten Gründen nicht gekommen.


Die am Rande von Berlin gelegene Kleinstadt Teltow wurde 1631, 1634, 1637 und 1640 geplündert. Sie besaß keine Stadtmauer, sondern nur einen Erdwall, der ihr im Dreißigjährigen Krieg wenig Schutz bot. Dort erbaute Tore dienten nur der Kontrolle des Verkehrs in die Stadt und heraus und wurden, als sie nutzlos geworden waren, nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 abgetragen.



Die Machenschaften der Kipper und Wipper am Beginn des Dreißigjährigen Kriegs und dann noch einmal am Ende des 17. Jahrhunderts führten zur massenhaften Verarmung und schürten die allgemeine Volkswut.



Haben Metallrestauratoren ihr Werk getan, kann man genau erkennen, woher die Münzen stammen und wie alt sie sind. Große und kleine Funde sind mit weiteren Hinterlassenschaften im Archäologischen Landesmuseum von Brandenburg an der Havel ausgestellt.


Der Münzschatz umfasst einen Zeitraum von 62 Jahren. Es könnte sein, dass ein in Niedersachsen tätiger Händler Groschen für Groschen zurückgelegt und sich seine Nachfahren nach Brandenburg begeben haben, wo sie weiteres Geld in ihre Sparbüchse legten. In dem Topf lagen zumeist silberne Groschen aus der Zeit zwischen 1572 bis 1633. Zwischen 1572 und 1609 wurden 261 Stück aus dem norddeutschen Raum geprägt. Nachgewiesen sind Münzen aus der Grafschaft Schaumburg, dem Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorp sowie aus den Städten Göttingen, Hameln und Ravensberg. In der Minderheit sind 17 magdeburgische und fünf brandenburgische Münzen aus dieser Zeit. Warum regionales Geld in so geringere Zahl vorkommt, dürften Kenner der brandenburgischen Münzgeschichte beantworten. Weitere 44 Münzen wurden zwischen 1623 und 1633 in Sachsen und Brandenburg geprägt, stammen also aus dem Dreißigjährigen Krieg, der furchtbares Unglück über die Menschen brachte und ganze Landstriche mit ihren Städten und Dörfern veröden ließ.



Der 1625 verborgene und 1952 entdeckte Fund von Pasewalk wird im Berliner Münzkabinett gezeigt. Neben den mehr als 1000 gegengestempelte Doppelschillingen enthält er 50 Taler und stellte ein bedeutendes Vermögen dar.


Münzen aus den Jahren zwischen 1610 und 1622 fehlen im Schatz von Teltow, denn in dieser Zeit gab es eine extreme Münzverschlechterung, die wir als Kipper- und Wipperzeit kennen. Händler kauften gute alte Taler und andere Münzen als Rohstoff zur Ausgabe neuer, aber minderwertiger Geldstücke auf. Da sich mit der Zeit dieses von Fürsten und Kommunen gedeckte Vorgehen aber als für die Bevölkerung und den Staat als ausgesprochen schädlich erwies, ging man zur Herstellung von Münzen nach altem Schrot und Korn über. Und so sind auch im Teltower Fund einige Gute Groschen, wie man die neuen Geldstücke nannte, vorhanden.


Helmut Caspar

Fotos/Repros: Caspar

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