Am 31. Oktober 2024 versteigerte Künker in eLive Premium Auction 417 den 9. Teil der Sammlung
Dr. W. R. mit Münzen vom Jahr 69 n. Chr. bis zum Ende der Severerdynastie. Dies sind die bemerkenswertesten Ergebnisse.
Künker löste am 31. Oktober 2024 in seiner eLive Premium Auction 417 den mittlerweile 9. Teil der Sammlung Dr. W. R. auf. Diesmal wurde unter dem Titel Roma Universa eine umfangreiche Sammlung mit 682 Losen von Münzen der Epoche versteigert, die von der Zeit nach dem Tod Neros bis zum Ende der Severerdynastie reicht. Der Sammler interessierte sich dabei gleichermaßen für Gold-, Silber- und Bronzemünzen, für Münzen aus der Münzstätte Rom sowie lokale Prägungen. Wichtig war ihm darüber hinaus die Qualität. Der Katalog enthielt deshalb viele eigentlich kommune Stücke in weit überdurchschnittlicher Erhaltung. Dies wirkte sich auf die Ergebnisse aus. Hatte die Gesamtschätzung 220.000 Euro betragen, kletterte der Gesamtzuschlag auf 560.000 Euro. Dies ist ein gutes Signal dafür, wie gesund der Markt für antike Münzen vor allem im mittleren Preissegment ist, solange die Erhaltung stimmt. Denn die ist heutigen Sammlern extrem wichtig.
Dieser Nachbericht präsentiert die höchsten Zuschläge im Rahmen der Künker eLive Premium
Auction 417. Um allen Bereichen gerecht zu werden, sind die Ergebnisse aufgeteilt in:
die teuersten Stücke der Sammlung Dr. W. R.
die teuersten Denare der Sammlung Dr. W. R.
die teuersten Provinzialprägungen der Sammlung Dr. W. R.
Die teuersten Stücke der Sammlung Dr. W. R.
Die Römer prägten ihre Münzen aus Gold, Silber und Bronze. Wenn wir die heutige Preisentwicklung beobachten, sind die Preise für antike Goldmünzen überdimensional gestiegen, während Bronzemünzen leicht an Wert verloren haben und sich die Preise von Silbermünzen nach Pedigree und Erhaltung richten.
Wenn wir uns die Ergebnisse der Sammlung Dr. W. R. ansehen, lässt sich diese allgemeine Aussage aber etwas modifizieren: Ja, drei der teuersten Münzen der Auktion sind Aurei. Doch weil diese Stücke nicht vorzüglich und besser erhalten waren, blieben die Zuschläge im vierstelligen Rahmen. Umgekehrt schafften es zwei historisch äußerst interessante Objekte aus unedlem Material unter die obersten fünf. Das illustriert, dass im mittleren Segment die historische Botschaft eines Stücks immer noch eine zentrale Rolle spielt.
Nr. 3051. Beinmarke, 80. Wohl Unikum. Sehr schön. Taxe: 500 Euro. Zuschlag: 7.000 Euro.
Platz 5:
Dieses Stück ist historisch gesehen geradezu von unvergleichlicher Bedeutung, jedenfalls wenn wir den Erläuterungen von Mechthild Overbeck folgen, die es im Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte von 2001/2 veröffentlicht hat. Sie interpretiert die Marke (sehr vorsichtig und mit Alternativen) als Eintrittskarte in den VIP-Bereich des Kolosseums anlässlich seiner Eröffnung. Natürlich gibt es dafür keinen Beweis. Es könnte sich genauso gut um einen Spielstein handeln und die Datierung ist auch nicht unumstritten. Trotzdem, näher können wir der adrenalingeschwängerten Luft über dem blutigen Sand des Kolosseums nicht kommen. Diese Marke katapultiert unsere Phantasie mitten hinein in das römische Spiel um Leben und Tod. Ein Gefühl, dass dem neuen Besitzer 7.000 Euro wert war. Damit dürfte diese römische Marke zu den teuersten gehören, die je verkauft wurden. Das verschaffte ihr im 9. Teil der Sammlung Dr. W. R. den Rang als fünftteuerste Münze.
Nr. 3103. Nerva, 96-98. Aureus, 97. Selten. Fast vorzüglich. Taxe: 6.000 Euro. Zuschlag: 7.750 Euro.
Platz 4:
Spielend übertroffen wurde der Zuschlag dieser einmaligen Marke von drei Aurei. Der erste davon wurde mit 7.750 Euro als viertteuerstes Stück der Auktion verkauft. Er ist fast vorzüglich und zeigt ein ausgezeichnetes Porträt des Kaisers Nerva und ein ikonisches Rückseitenbild. Der Handschlag beschwört die Einheit des Militärs. Das war aktuell, denn es scheint damals eine tiefe Kluft zwischen den Anhängern von Traian und Cornelius Nigrinus Curiatus Maternus gegeben zu haben. Beide hofften auf die Nachfolge des greisen Nerva. Wir wissen, dass sich Traian durchsetzte. Von Maternus haben wir keinerlei Quellen für die Zeit nach 97 n. Chr.
Nr. 3276. Marcus Aurelius, 161-180. Aureus, 168/9. Selten. Vorzüglich / Gutes sehr schön. Taxe: 4.000 Euro. Zuschlag: 8.250 Euro.
Platz 3:
Mit 8.250 Euro mehr als das doppelte seiner Schätzung realisierte ein sehr hübscher Aureus des Marcus Aurelius. Bemerkenswert ist das ausgezeichnete Porträt, das den Kaiser genauso zeigt, wie wir ihn von Statuen kennen.
Nr. 3349. Lucius Verus, 161-169. Aureus, 161/2. Gutes vorzüglich. Taxe: 7.500 Euro. Zuschlag: 11.000 Euro.
Platz 2:
Der Aureustyp des Lucius Verus, der ihn auf der Rückseite im Handschlag mit Marcus Aurelius abbildet, ist sehr beliebt. Das spiegelt sich auch in dem Ergebnis, das er in eLive Premium 417 erzielte. Dazu hat die Münze eine ausgezeichnete Provenienz. Sie stammt aus einer NFA Auktion des Jahres 1987, aus der Sammlung des „Friend of the Romans“, die 2002 bei der Münzen und Medaillen AG versteigert wurde, sowie aus der Sammlung Köhlmoos. Der Zuschlag von 11.000 Euro überrascht deshalb nicht. Er machte die Münze zum zweitteuersten Stück der Auktion.
Nr. 3015. Vitellius, 69. Sesterz. Selten. Sehr schön. Taxe: 5.000 Euro. Zuschlag: 12.500 Euro.
Platz 1:
Einen Sesterz mit einem guten Porträt des Vitellius zu finden, ist ziemlich schwierig. So war ein Sammler bereit, 12.500 Euro für das Stück aus der Sammlung Dr. W. R. zu bieten, das vorher in der Sammlung eines Connaisseurs lag. Der Käufer erwarb damit einen bemerkenswerten Sesterz mit einem monumentalen Porträt, dessen Gesichtszüge durch die Patina noch hervorgehoben werden. Man darf dem neuen Besitzer gratulieren, obwohl er für diese Münze den höchsten Preis der gesamten Auktion gezahlt hat. Die Kunstfertigkeit des Stempelschnitts hätte durchaus einen noch höheren Preis gerechtfertigt.
Die teuersten Denare der Sammlung Dr. W. R.
Römische Denare laufen meist unter dem Radar der Auktionsnachberichte. Das liegt daran, dass der römische Denar die wichtigste Münze im römischen Reich war und deshalb heute noch in vergleichsweise hoher Zahl existiert. Nun gibt es aber nicht nur viele römische Denare, sondern auch viele Münzsammler, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eine komplette Reihe aller römischer Kaiser zusammenzubringen. Dass die Zahl der Sammler nicht ab, sondern eher zugenommen hat, zeigen die erfreulichen Ergebnisse, die auch Denare in der Künker Auktion 417 erzielten. Damit die hohen Zuschläge nicht im Schatten der Aurei verschwinden, finden Sie hier eine Rangliste der drei teuersten Denare der Auktion.
Nr. 3010. Otho, 69. Denar. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 2.000 Euro. Zuschlag: 4.500 Euro.
Platz 3:
Mit 4.500 Euro den dritten Platz eroberte ein vorzüglicher Denar des Otho. Herausragendes Charakteristikum dieses Kaisers ist seine wohl geordnete Lockenpracht. Sueton behauptet, es habe sich lediglich um eine Perücke gehandelt. Ob das stimmt? Galten Locken als verdächtig, nachdem Nero sie in Mode gebracht hatte? Sueton gestaltet in seinen Viten Otho systematisch als Gegenentwurf zu Nero: Während er Neros zögerlichem Selbstmord geradezu komische Züge verleiht, mutiert Otho, Neros einstiger Saufkumpan und Busenfreund, zum heroischen Soldaten, der sich selbst aufopfert, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden.
Nr. 3037. Diva Domitilla. Denar, 82/3. Sehr selten. Gutes sehr schön. Taxe: 1.500 Euro.
Zuschlag: 5.750 Euro.
Platz 2:
Mit 5.750 Euro auf dem zweiten Platz landete eine Frau, von der wir nicht einmal wissen, wer genau gemeint ist: Domitilla die Ältere oder Domitilla die Jüngere? Eine von ihnen erhielt unter Domitian zahlreiche Ehrungen, darunter den Ehrentitel Augusta, die Vergöttlichung und einen Tempel in Ferentium. Das dürfte den Käufer nicht so interessiert haben wie die Tatsache, dass er so eine Rarität für seine Sammlung erwarb. Denn Münzen der Domitilla sind – vor allem in dieser Erhaltung – extrem selten. Bemerkenswert: Auf diesem Stück sind ihre Gesichtszüge so klar zu sehen, dass man die familiäre Ähnlichkeit mit Domitian erkennt. Realität oder eine Vorstellung des Stempelschneiders? Eigentlich egal; denn dass diese Münze etwas Besonderes und damit interessant ist, gilt, ganz gleich, ob es sich um die Mutter oder die Schwester von Domitian handelt.
Nr. 3342. Faustina II. Denar, Carrhae. Aus Auktion Hauck & Aufhäuser 14 (1998), Nr. 355. Äußerst selten. BMC-. RPC online -. Mionnet V., S. 638, Nr. 229. Sehr schön. Taxe: 150 Euro. Zuschlag: 6.250 Euro.
Platz 1:
Mit 6.250 Euro fast so viel wie ein hübscher Aureus erzielte eine Münze, deren wahren Wert wohl nur die wenigsten auf den ersten Blick erkannt hätten. Wer dieses Stück gekauft hat, wusste genau, was er tat. Es handelt sich nämlich um eines der seltenen Unika der reichsrömischen Numismatik. Erst beim zweiten Blick fallen die griechischen Buchstaben auf, die mit reichsrömischen Typen und Stempelschnitt gepaart sind. Dadurch lässt sich die Münze mit anderen sehr seltenen, ebenfalls in Carrhae geprägten Drachmen verbinden, die wohl im Zusammenhang mit dem Partherkrieg herausgegeben wurden. So wird das Stück der Sammlung Dr. W. R. nicht nur zu einer Rarität, sondern zu einem hochrangigen historischen Zeugnis. Sein neuer Besitzer dürfte sich sehr über den Erwerb freuen; und zwar wesentlich mehr als wenn er sich einen hübschen Aureus geleistet hätte.
Die teuersten Provinzialprägungen der Sammlung Dr. W. R.
Unter Sammlern von zeitgenössischen Prägungen herrscht der weit verbreitete Irrtum, dass allein die Seltenheit den Wert einer Münze bestimme. Sammler antiker Münzen können sich darüber nur amüsieren. Sie wissen, dass Angebot und Nachfrage den Preis macht, dass die seltenste Münze keinen Käufer findet, wenn ein Sammelgebiet zu komplex, zu unbeliebt ist.
Sammler von Münzen der römischen Provinzen machen sich das zu nutze. Sie freuen sich über Prägungen mit hoch interessanten Motiven und spannenden Hintergrundgeschichten, die im Verhältnis zu ihrer Seltenheit eigentlich immer noch recht günstig sind. Auch wenn bei einem außergewöhnlich guten Stempelschnitt kombiniert mit einer hervorragenden Erhaltung die Preise in die Höhe schießen. Hier finden Sie drei Münzen zur Illustration.
Nr. 3220. Alexandria / Ägypten. Hadrian für Antinoos, 117-138. Hemidrachme, Jahr 21 (136/7). Sehr selten. Sehr schön / Schön bis sehr schön. Taxe: 1.500 Euro. Zuschlag: 5.250 Euro.
Platz 3:
Gut, Antinoos ist die Ausnahme von der Regel. Seit der schöne Knabe aus Bithynien zu einem Symbol der LGBTQ+ Bewegung geworden ist, erzielen seine Porträts Höchstpreise. Man muss aber auch zugeben, dass seine Porträts immer von außergewöhnlicher Qualität sind. 5.250 Euro brachte in Künker eLive Premium 417 eine Hemidrachme des Jahres 136/7 aus dem ägyptischen Alexandrien. Sie wurde damit zur drittteuersten Provinzialbronze.
Nr. 3499: Attuda / Karien. Septimius Severus, 193-211. Aes. Wohl Unikum. Vorzüglich. Taxe: 3.000 Euro. Zuschlag: 6.250 Euro.
Platz 2:
6.250 Euro – genauso viel wie die Drachme aus Carrhae – erzielte ein unikes Medaillon des Septimius Severus, das ein reicher Beamter der Stadt Attuda in Karien in Auftrag gab. Auf der Rückseite ist die Göttin Kybele zwischen zwei Löwen abgebildet. Die Erhaltung und der Stempelschnitt ist außergewöhnlich. Darüber hinaus ist die Münze von so großer wissenschaftlicher Bedeutung, dass sie bereits mehrfach in der Literatur abgebildet wurde.
Nr. 3500. Halikarnassos / Karien. Septimius Severus, 193-211. Aes. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 750 Euro. Zuschlag: 6.250 Euro.
Platz 1:
Genauso viel, nämlich 6.250 Euro, betrug das Endergebnis eines weiteren karischen Medaillons, diesmal aus Halikarnassos. Ihm kommt der erste Platz zu, weil es eine wesentlich höhere Steigerung erlebte als das vorherige Stück. Die äußerst seltene Münze stieg unerwartet von 750 Euro auf mehr als das Achtfache ihrer Schätzung. Grund dafür waren sowohl Erhaltung als auch Stempelschnitt, die für eine Provinzialbronze von außerordentlicher Qualität sind.
Gerade im Sammelgebiet Antike gibt es immer noch viele Bereiche, in denen ein kenntnisreicher Sammler spannende Stücke für wenig Geld kaufen kann. So blieben etliche Lose der Sammlung Dr. W. R. im zweistelligen Bereich. Münzen zu sammeln, ist eben ein Zeitvertreib für alle. Es überrascht immer wieder, wie viel Geschichte sich für relativ wenig Geld erwerben lässt.
Alle Ergebnisse der Auktion finden Sie online auf www.kuenker.de. Für weitere Fragen wenden Sie sich an Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail: service@kuenker.de.
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