In der Hamburger Kunsthalle befindet sich das Kurfürstentriptychon von Lucas Cranach dem Älteren. Damit setzte er den drei ernestinischen Kurfürsten Friedrich III., Johann I., und Johann Friedrich I. ein ewiges Denkmal. Die große Bedeutung der sächsischen Kurfürsten für die europäische Geschichte konnte Lucas Cranach d. Ä. damals noch nicht ahnen. Mit ihnen ist die evangelisch-lutherische Bewegung untrennbar verbunden. Sie legten den Grundstein für die lange Geschichte der Reformation, auch wenn der große machtpolitische Einfluss der Linie der Ernestiner mit Johann Friedrich I. sein frühes Ende nahm.
Die drei Kurfürsten von Sachsen. Lucas Cranach der Ältere (nach 1532, etwa 1535). Auf Buchenholz.
Von links nach rechts: Die sächsischen Kurfürsten Johann der Beständige (1468–1532),
Friedrich der Weise (1463–1525) und Johann Friedrich der Großmütige (1503–1554).
Kunsthalle Hamburg, Inv.-Nr. 606a–c [Wikimedia]
Johann Friedrich wurde am 30. Juni 1503 in Torgau geboren. Seine Mutter starb bereits wenige Tage nach seiner Geburt, sodass seine Erziehung in den Händen seines Vaters Johann I. dem „Beständigen“, Kurfürst Sachsens von 1525 bis 1532, lag. Dieser legte Wert auf eine humanistische Bildung und ließ seinen Sohn erst von Georg Spalatin (1484–1545) und dann von anderen humanistischen Gelehrten erziehen. Johann Friedrich erlernte die französische Sprache, war oft auf Reisen, gerne auf Turnieren vertreten und hielt enge Kontakte zu Martin Luther und Spalatin, die immer wieder sein Interesse für Theologie und Geschichte weckten. Früh stand er der Reformation nahe und beteiligte sich an der kursächsischen Innen- und Außenpolitik. So beklagte er sich im Juni 1524 als Kurprinz bei Luther, dass sein Vater Herzog Johann zu viele „Schwärmer“ in Thüringen zulasse, denen eine Grenze gesetzt werden müsse. Er meinte damit die Protagonisten des Bauernaufstands um Thomas Müntzer.
Als sein Vater Johann I. 1532 starb, übernahm Johann Friedrich die Kurwürde. Der Übergang verlief reibungslos: Johann Friedrich war bereits mit den Problemen und Vorgängen im Kurfürstentum Sachsen vertraut. Als Kurprinz hatte er oftmals stellvertretend für seinen Vater außenpolitische Beziehungen geknüpft und gepflegt. Er war es auch, der in Friedewald mit Landgraf Philipp von Hessen (1504–1567) das Gothaer Bündnis vom Frühjahr 1526 zwischen Kursachsen und Hessen vorbereitete. Johann Friedrich legte somit schon vor seiner Zeit als sächsisches Oberhaupt den Grundstein für ein Bündnis der evangelischen Reichsstände. Eine „Verfassung zur Gegenwehr“, die er von seinem Vater forderte, wurde 1531 in Schmalkalden gegründet und von Johann Friedrich mitunterzeichnet. Nach der Regierungsübernahme blieb er politisch auf der von seinem Vater vorgezeichneten Bahn. Außenpolitisch war er auf Mäßigung bedacht und sah den Schmalkaldischen Bund weiterhin als reines Verteidigungsbündnis.
Sachsen. Taler von 1536. Johann Friedrich der Großmütige mit geschultertem Kurschwert / Herzog Georg. Münzstätte Annaberg [Auktionshaus Christoph Gärtner, Auktion 44/4570]
Eine der wenigen Abweichungen von der Politik seines Vaters war die Rückkehr zu einer gemeinsamen Münzprägung mit dem albertinischen Sachsen, die ab 1530 nach der „sächsischen Münztrennung“ aufgehoben war. Johann Friedrich erzielte einen Kompromiss mit Herzog Georg „dem Bärtigen“, wonach ab 1534 wieder nach gemeinsamem Münzfuß geprägt wurde. Guldengroschen hatten fortan wieder den gleichen Silbergehalt wie vor der Münztrennung. Kleinmünzen wurden entsprechend der Abwertung des rheinischen Goldguldens im Silbergehalt vermindert. Die Münzstätte Zwickau wurde wieder zurück nach Schneeberg verlegt.
Die in Goslar von 1542 bis 1547 als Gemeinschaftsprägungen des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen und des Landgrafen Philipp von Hessen, der beiden Führer des Schmalkaldischen Bundes, geschlagenen Schmalkaldischen Bundestaler wurden ebenfalls nach dieser Münzordnung ausgebracht.
Schmalkaldischer Bundestaler von 1545, Münzstätte Goslar. Johann Friedrich im Hermelinmantel mit geschultertem Kurschwert, in der Umschrift Wappen von Kursachsen, Landgrafschaft Thüringen, Burggrafschaft Magdeburg, Markgrafschaft Meißen / Landgraf Philipp von Hessen mit Kommandostab, in der Umschrift Wappen von Landgrafschaft Hessen, Grafschaft Nidda, Grafschaft Diez, Grafschaft Ziegenhain, Grafschaft Katzenelnbogen [H. Höhn, Auktion 90/1247]
Die Politik des Friedens und Ausgleichs war nicht dauerhaft erfolgreich. Johann Friedrich versuchte sich den Habsburgern anzunähern und bewahrte bei mehreren Streitereien seiner Bündnispartner Neutralität. So unterstütze er Philipp von Hessen beispielsweise nicht bei der Rückführung des Herzogs Ulrich von Württemberg und wirkte bei den Verhandlungen zum Frankfurter Anstand 1539 mit, der den Frieden zwischen den Katholiken und Protestanten wahren sollte. In diesen Jahren funktionierte der Schmalkaldische Bund sehr gut. Karl V. und sein königlicher Statthalter Ferdinand I. wollten ein großes, anti-habsburgisches Bündnis verhindern und mussten dem protestantischen Bündnis viele Zugeständnisse einräumen, weil sie in den Türkenkriegen in Österreich und in den Italienischen Kriegen auf die Unterstützung der Reichsstände angewiesen waren.
Ab 1540 schrumpfte die Handlungsmacht des Schmalkaldischen Bundes allmählich. Philipp von Hessen ging, sehr zum Missfallen von Johann Friedrich, eine Doppelehe ein und machte dafür Karl V. viele Versprechungen. Unter anderem verhinderte Philipp fortan die Aufnahme Frankreichs, Englands und Kleves in den Bund. Philipp näherte sich dem Kaiser an. Johann Friedrich I. bewies wenig Fingerspitzengefühl und wagte Vorstöße ohne rechtliche Grundlage. Er ersetzte den rechtmäßig gewählten Bischof von Naumburg, Julius von Pflug, durch den lutherischen Nikolaus von Amsdorf und wollte im Stift Wurzen, das auf albertinischem Gebiet lag, ähnlich vorgehen. Dies verschärfte sein sehr schlechtes Verhältnis zu seinem Vetter Moritz von Sachsen (1521–1553), dem albertinischen Herzog seit 1541. Die Annäherung an die Habsburger misslang ebenfalls. Nachdem der Schmalkaldische Bund den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, einen Gegner der Reformation, vertrieben hatte, entschied sich der Kaiser allmählich, militärisch gegen den Bund vorzugehen.
Die Absichten des Kaisers, die religiöse Trennung mit Waffengewalt zu überwinden, blieben dem sächsischen Kurfürsten verborgen. Er ließ sich von Friedensbeteuerungen beeindrucken, die sein Wunschbild von Kaiser und Reich bestätigten. Kursachsen war der kaiserlichen Diplomatie nicht gewachsen. Erst während des Regensburger Reichstages 1546 offenbarten die Rüstungen, Erklärungen und Verträge des Kaisers den Ernst der Lage. Das Schwanken zwischen Neutralität, Loyalität und offensiver Abwehr in der kursächsischen Politik bestärkte Karl V. in seinen Plänen. Die Spannungen zwischen Albertinern und Ernestinern erwiesen sich im Schmalkaldischen Krieg als verhängnisvoll.
Karl V. verhing die Reichsacht über Johann Friedrich. Moritz von Sachsen schloss sich dem Kaiser an und fiel in Kursachsen ein. Johann Friedrich vertraute auf die Stärke des Bündnisses und begann im Spätsommer 1546 die Kampfhandlungen. Er agierte allerdings äußerst glücklos und verbrauchte bereits viele Ressourcen, bevor es zu offenen Feldschlachten gekommen war. Der Widerstand des Kurfürsten hatte nicht lange Bestand. Am 24. April 1547 wurde Johann Friedrich in Mühlberg an der Elbe überrascht und seine Truppen völlig aufgerieben. Der Kurfürst geriet in kaiserliche Gefangenschaft.
Taler der Söhne Johann Friedrichs des Großmütigen von 1551 während seiner Gefangenschaft, Münzstätte Saalfeld. Wappen des ernestinischen Herzogtums Sachsen / Karl V.
[Wikimedia, Albertinixius]
Die Söhne Johann Friedrichs übernahmen während dessen Gefangenschaft die Regierungsgeschäfte im ernestinischen Sachsen (nach dem Verlust der Kurwürde nur noch Herzogtum). Sie ließen 1551 in Saalfeld die ersten Münzen prägen. Die neuen Taler erhielten das Hüftbild Kaiser Karls V. Damit sollte der Kaiser milde gestimmt und die Todesstrafe verhindert werden. Es ist anzunehmen, dass Johann Friedrich aus dem Gefängnis heraus Einfluss auf das Motiv nehmen konnte.
Um seiner Enthauptung zu entgehen, verzichtete Johann Friedrich in der Wittenberger Kapitulation zugunsten von Moritz auf seine Kurfürstenwürde und einen Großteil seines Territoriums. Alle bis dahin in Betrieb gewesenen Münzstätten kamen in dessen alleinigen Besitz. Die zwischen den ernestinischen und albertinischen Fürsten bestandene Münzgemeinschaft wurde beendet. Moritz münzte nunmehr unter seinem alleinigen Namen in seinen Münzstätten Annaberg, Freiberg und Schneeberg. Die Buchholzer Münze vereinigte er mit der Annaberger Münze und er beendete den Münzbetrieb in Buchholz. Die unter Moritz vorgenommene Münztrennung zwischen den beiden sächsischen Linien war endgültig.
Johann Friedrich I. hielt während der Gefangenschaft beharrlich an seinem Glauben fest. Seine Untertanen verehrten ihn als einen Helden und Märtyrer des Protestantismus. 1552 wurde er entlassen. Zwei Jahre später starb der „geborene Kurfürst“, wie er sich nannte, in Weimar.
Taler Johann Friedrichs des Großmütigen von 1552 nach seiner Gefangenschaft, Münzstätte Saalfeld. Erster Taler mit dem ernestinisch-sächsischem Herzog nach dem Kurwürdewechsel. Johann Friedrich über Wappen mit gekreuzten Kurschwertern und Rautenschild, sein Titel in der Umschrift ist ergänzt mit „Natus Elector“ (geborener Kurfürst) / gekrönter Doppeladler mit Reichsapfel auf der Brust [Auktionshaus Meister & Sonntag, Auktion 3/2127]
Literatur/Quellen
Günter Wartenberg: Johann Friedrich von Sachsen (1503–1554). In: Theologische Realenzyklopädie Online. Berlin, New York: De Gruyter, 2010.
Heinrich Theodor Flathe: Johann Friedrich (Kurfürst von Sachsen). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 326–330.
Thomas Klein: Johann Friedrich (I.) der Großmütige. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, S. 524 f.
Uwe Schirmer: Die ernestinischen Kurfürsten (1485–1547). In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die Herrscher Sachsens: Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918. Verlag C. H. Beck 2004, S. 70 ff.
wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnzgeschichte_des_Herzogtums_Sachsen_(1547%E2%80%931572) (13.03.2023)
wikipedia.org/wiki/S%C3%A4chsische_M%C3%BCnzgeschichte#Von_1500_bis_zum_Beitritt_zur_Reichsm%C3%BCnzordnung_1571 (14.03.2023)
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