Seit einigen Jahren ist Horst Herzog als Fachautor im Team von Münzen-Online. In seinem Hauptberuf wandelte er jahrzehntelang zwar auf historischen, nach dem Aufgabengebiet aber ganz anderen Pfaden. Unlängst wechselte er in den Ruhestand. Woher kam sein Interesse für antike Münzen? Wie kam es dazu, dass er auch über das Thema publiziert? Im nachfolgenden Interview gibt Herzog darüber Auskunft.
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Foto: Privat
Münzen-Online: Wo lagen Ihre Interessen als Kind und Jugendlicher? Sammelten Sie da Münzen?
Horst Herzog: In dieser Phase habe ich sehr, sehr viel gelesen. Das ging von Karl May Büchern hin bis zu Dostojewski. „Die Dämonen“ war damals eines meiner Lieblingsbücher. Als junger Gymnasiast habe ich mit dem Briefmarkensammeln angefangen, hier zunächst mit Marken der Bundesrepublik Deutschland, später dann auch mit Marken der DDR. Diese bezog ich über einen Briefmarkenhändler, der monatlich Hefte mit Briefmarken zum Kauf zuschickte. Mit Münzen kam ich erst so richtig während meines Studiums in Berührung. Ich beschäftige mich seitdem mit Münzen, bin aber kein Münzsammler.
Münzen-Online: Welchen Stellenwert hatte Ihr Interesse an Geschichte in Studium und Beruf?
Horst Herzog: Seit meiner Jugend war ich - und bin es auch heute noch - an Geschichte interessiert. Das reicht von der Frühgeschichte bis in das zwanzigste Jahrhundert. Die Antike nimmt natürlich einen ganz großen Stellenwert ein. Deshalb wählte ich auch beim Studium „Alte Geschichte“ als Nebenfach, passend zum Hauptfach „Klassische Archäologie“. Daneben begeistert mich auch die mittelalterliche Geschichte, und hier ganz besonders die Zeit der Staufer mit Friedrich II. als einer nach wie vor faszinierenden Persönlichkeit, auf die der Begriff „stupor mundi“ hervorragend zutrifft. Während meiner beruflichen Tätigkeit habe ich mich zudem besonders mit Automobilgeschichte befasst, auch das war und ist ein ganz spannendes Thema.
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Audi museum mobile Ingolstadt
Copyright: AUDI AG
Münzen-Online: Sie haben Besucher durch das Audi Museum Ingolstadt geführt. Sind Sie Technikfan?
Horst Herzog: Ich war fast ein Vierteljahrhundert im Audi museum mobile tätig. Dies passt auf den ersten Blick natürlich nicht zur Klassischen Archäologie. Wie jeder weiß, sind in diesem Fachgebiet die Beschäftigungsmöglichkeiten sehr rar. Da war die Anstellung in einem Automobilmuseum eine Alternative. Und die Methodik bei der Beschäftigung mit historischen Fahrzeugen ist derjenigen der Archäologie doch verwandt. Wer sich mit Automobilgeschichte beschäftigt, muss sich zwangsläufig auch mit Technikgeschichte bzw. Technikentwicklungen beschäftigen. Der Bogen spannte sich während meiner beruflichen Tätigkeit von den Anfängen des Automobils bis zu brandneuen Entwicklungen. Aber gerade die frühe Automobiltechnik hat mich besonders begeistert. Es ist wirklich sehr spannend, sich damit zu befassen, um die Funktionsweisen verschiedenster Aggregate nachzuvollziehen. Man entdeckt wirklich sehr viele technische Meisterleistungen.
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Rekonstruktionszeichnung Kastell Pfünz um 200, Dolichenum roter Pfeil
Münzen-Online: Sie haben 1993 über den Pfünzer Münzschatz publiziert. Wie kam es dazu?
Horst Herzog: Meine Magisterarbeit im Fach „Klassische Archäologie“, die 1992 abgeschlossen war, war thematisch zweigeteilt: Der erste Teil beschäftigte sich mit dem „Pfünzer Münzschatz“, der zweite mit der stadtrömischen Münzprägung unter Kaiser Elagabal. Bei den Ausgrabungen des Kastells Pfünz, dem antiken Vetonianae, wurde Ende des 19. Jahrhunderts vor dem Südtor des Kastells ein Heiligtum des Jupiter Dolichenus ausgegraben. Bei dieser Grabung wurde unter anderem auch ein Münzhort bestehend aus 95 Denaren gefunden. Die älteste Münze dieses Horts war ein Denar der Faustina minor, die jüngste war eine Prägung des Severus Alexander aus dem Jahr 232. Da seit der Bergung des Münzschatzes viele Münzen verloren gegangen waren, war eine Neuaufnahme angebracht. Diese habe ich in meiner Magisterarbeit gemacht. Der Historische Verein Eichstätt, in dessen Sammlung der Rest des Münzhortes aufbewahrt wird, hat dann im Folgejahr 1993 den etwas überarbeiteten ersten Teil meiner Magisterarbeit in seinem Sammelblatt abgedruckt.
Athen, Tetradrachme, 84/3 v. Chr., Thompson 1171
Münzen-Online: Sie haben auch über Statuen auf Athener Münzen publiziert. Was fasziniert Sie daran?
Horst Herzog: In meiner Dissertation beschäftigte ich mich mit der Darstellung von Statuen auf Athener Silbermünzen des Neuen Stils. Die Wahl dieses Themas beruhte auf mehreren Faktoren: Tetradrachmen des Neuen Stils wurden in Athen nur in einer relativ kurzen Zeitspanne geprägt, d. h. das zu untersuchende Material war überschaubar. Zudem lag mit der Publikation von Margret Thompson, The New Style Silver Coinage of Athens, eine hervorragende Materialsammlung dieser Prägungen vor und die zeitliche Abfolge dieser Tetradrachmen war weitgehend gesichert. Was fehlte war eine Untersuchung nach den Vorbildern der Beizeichen, die ein statuarisches Motiv darstellen. Dies war ein Bereich, den die Klassischen Archäologen in den Bereich der Numismatik, und die Numismatiker in den Bereich der Klassischen Archäologie verorteten. In diesem „Grenzbereich“ zu arbeiten war überaus spannend, vor allem, wenn man bedenkt, dass die zu untersuchenden Beizeichen nur einige Millimeter groß, aber trotzdem in machen Fällen sehr detailgenau gearbeitet sind.
Die Fragen stellte Dietmar Kreutzer.
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