Dr. Matthias Ohm leitet seit 2007 die Kunst- und Kulturgeschichtliche Abteilung im Landesmuseum Württemberg. Damit betreut er zahllose Objekte in den Sammlungsbereichen Münzkabinett, Waffen, Militaria und Landesgeschichte. Etwa 3.000 Münzen und Medaillen sind im im landesgeschichtlichen Rundgang "LegendäreMeisterWerke" und im Münzkabinett bei den "Wahren Schätzen" im Alten Schloss von Stuttgart ausgestellt. Zugleich ist Dr. Ohm der 1. Vorsitzende des Württembergischen Vereins für Münzkunde und Sekretär der Numismatischen Kommission. Münzen-Online fragte, welche persönliche Verbindung der Nachfolger des legendären Numismatikers Ulrich Klein zu Münzen hat, wie er ans Landesmuseum kam und welchen Aufgaben er sich dort aktuell gegenübersieht.
Matthias Ohm - Foto: Privat
Münzen-Online: Wann ist Ihre Leidenschaft für Münzen erwacht? Sammeln Sie noch immer?
Matthias Ohm: Begonnen habe ich das Sammeln als Kind wie wahrscheinlich fast alle: mit 5- und 10-DM-Gedenkmünzen. Danach habe ich mich ein bisschen mit Medaillen aus meinen Studien- und Arbeitsorten befasst. Seitdem ich das Münzkabinett in Stuttgart leite, halte ich mich beim Sammeln sehr zurück und beschränke mich auf deutsche Gedenkmünzen, bei deren Auswahl ich in der Jury sitzen https://blog.landesmuseum-stuttgart.de/10-euro-fuer-das-technische-hilfswerk-jurysitzung-fuer-die-thw-10-euro-muenze/ oder bei deren Anprägung ich dabei sein durfte https://blog.landesmuseum-stuttgart.de/mein-zeigefinger-bewegt-88-tonnen/.
Münzen-Online: Wie verlief ihr Weg an das Münzkabinett des Landesmuseum Stuttgart?
Matthias Ohm: Nach dem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Politische Wissenschaften in Erlangen und Göttingen war ich Volontär in Schloss Gottorf in Schleswig. Danach habe ich am Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund eine Ausstellung zur spätmittelalterlichen Stadtgeschichte kuratiert, um im Anschluss die Münzsammlung von Sparkasse und Museum in Dortmund zu inventarisieren. Nach dem Bearbeiten der letzten Münze kam ich nach Hause – und sah die Ausschreibung für die Stelle im Stuttgarter Münzkabinett, wo ich seit Ende 2007 tätig bin.
Altes Schloss (Stuttgart)
Bildquelle: Wikimedia, TomStgt
Münzen-Online: Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag im Münzkabinett aus?
Matthias Ohm: Neben den vielen Aufgaben als Leiter der Kunst- und Kulturgeschichtlichen Abteilung und in meinem zweiten Ressort, den Waffen und Militaria, bleibt oft nur wenig Zeit fürs Münzkabinett mit seinen rund 180.000 Objekten.
Es gibt viele Impulse von außen, sich mit den Beständen zu befassen: Fragen zu allen möglichen (und gelegentlich auch unmöglichen) Themen der Münz- und Geldgeschichte, Bitten um Abbildungen für Publikationen und Leihersuchen. Zurzeit bearbeite ich Anfragen für die Ausstellungen Herzog Ulrich und die Bauern im Krieg von 1525 des Hauptstaatsarchivs Stuttgart https://www.landesarchiv-bw.de/de/aktuelles/ausstellungen/77629 oder Caesar & Kleopatra des Historisches Museums der Pfalz in Speyer https://museum.speyer.de/ausstellungen/caesar.
Daneben befasse ich mich – im intensiven Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen – mit den Beständen und der Geschichte der Sammlung. Manchmal findet sich auch in anderen Sammlungen ein numismatisches Objekt mit einer spannender Geschichte, wie eine Ulmer Münze aus der „Kipper- und Wipperzeit“, die auf ihrer Rückseite das Bildnis eines württembergischen Herzogs zeigt https://blog.landesmuseum-stuttgart.de/wie-ein-wuerttembergischer-herzog-auf-eine-ulmer-kupfermuenze-kam/.
Für Publikationen in Ausstellungskatalogen und Zeitschriften befasse ich mich mit Prägungen des Herzogtums Württemberg während des Siebenjährigen Kriegs, mit Münzen und Medaillen der Grafen von Löwenstein-Wertheim https://bawue.museum-digital.de/object/60536 sowie mit Münzen und Medaillen, die Bienen zeigen https://www.landesmuseum-stuttgart.de/sammlung/sammlung-online/dk-details?dk_object_id=7945.
Münzen-Online: An welchen Projekten arbeitet das Münzkabinett gerade?
Matthias Ohm: Eine Daueraufgabe ist die digitale Erfassung und Publikation der Bestände. Knapp 10.000 Objekte sind im Moment über diverse Portale https://bawue.museum-digital.de/collection/28 verfügbar. Das heißt: Gut jedes 20. Objekt des Stuttgarter Münzkabinetts steht online – es ist also noch viel zu tun ...
Daneben nutzen wir auch andere digitale Formate, wie Google Arts & Culture Stories, um numismatische Inhalte zu publizieren. So erschien vor einiger Zeit die Story Der Rausch des Dionysos. Griechischer Wein auf antiken Münzen https://artsandculture.google.com/story/_wWxLDbmdGbfnw?hl=de, eine weitere zu keltischen Fundmünzen aus Württemberg wird in Kürze publiziert und über https://artsandculture.google.com/explore/collections/landesmuseum-wuerttemberg?c=stories abrufbar sein.
Medaillensammlung in der Kunstkammer
Bildquelle: Wikimedia, Gebhardt
Münzen-Online: Womit beschäftigt sich der Württembergische Verein für Münzkunde?
Matthias Ohm: Der Verein wurde 1901 als „Stuttgarter Numismatische Vereinigung“ https://bawue.museum-digital.de/object/69682 gegründet, er besteht damit seit fast 125 Jahren. Seine Ziele sind die Förderung der Münz- und Medaillenkunde durch Vorträge und Publikationen sowie die Unterstützung des Münzkabinetts durch die Finanzierung den Ankauf von Objekten und den Erwerb von numismatischer Fachliteratur.
Der Verein trifft sich in der Regel jeden zweiten Dienstag im Monat um 19 Uhr im Alten Schloss in Stuttgart. Geboten werden Vorträge zu allen Aspekten der Münz- und Geldgeschichte – mit einem Schwerpunkt auf württembergischen Themen. Die Veranstaltungen sind über diese Seite abrufbar: https://www.dng-nnb.de/index.php/vereine/liste/177-stut.html#verein.
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