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Michael Kurt Sonntag

Herakles und Antaios


„Herkules und Antäus“ (1531). Gemälde von Hans Baldung (-1545). Standort: Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel. Bildquelle: Wikimedia Commons.

Dass der Halbgott Herakles der Sohn des Zeus und der thebanischen Königstochter Alkmene war und zudem ein großer Held, der zahlreiche Abenteuer zu bestehen hatte, dürfte allseits bekannt sein. Aber wer war Antaios und was hatte dieser mit Herakles zu schaffen?

Nun, folgt man der antiken griechischen Mythologie, dann war Antaios der Sohn des Poseidon und der Urgottheit Gaia, der Personifikation der Erde. Außerdem war er ein Riese, der die Fremden, die ihm begegneten, zum Ringkampf herausforderte und diese im Kampf tötete. Mit den Schädeln der Besiegten schmückte er anschließend Poseidons Tempel. „Seine Stärke bestand aber darin, dass er ein Sohn auch der Erde war, und sobald er mit seinem Leib den Boden berührte, gab ihm seine Mutter noch größere Kraft.“ (Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, 5. Auflage, Stuttgart 2014, Teil II: Die Heroengeschichten, S. 135).

Als ihm eines Tages nun Herakles im Land Libyen begegnete, forderte Antaios auch ihn zum Ringkampf heraus. Herakles ließ sich bereitwillig auf diesen Kampf ein, doch nachdem er herausgefunden hatte, woher der Kraftquell des Riesen stammte, hob er jenen während des Ringens soweit vom Boden hoch, dass dieser die Erde nicht mehr berühren konnte und damit auch seine Kraft versiegte. „So verging dem Riesen seine Stärke; er wurde besiegt und getötet.“ (Ebenda).


Caracalla (197-217 n. Chr.), Bronzenominal (um 198-210 n. Chr.), Bronze, 7,13 g, Ø 23 mm, Münzstätte Alexandreia (Troas). Bildquelle: Solidus Numismatik, Online-Auktion 6 (19. Juni 2015), Los 192.

Nun wurden im unteritalischen Taras/Tarent zwischen 280 und 228 v. Chr. in der Tat auch silberne Diobole geprägt, die den erwähnten Ringkampf thematisieren und Herakles und Antaios auf ihrer Rückseite auch in Aktion zeigen – die Vorderseite ist übrigens mit einem behelmten Porträt der Athena in Dreiviertelansicht geschmückt –, doch sind diese inzwischen so selten, dass keine Abbildung hier bereit gestellt werden konnte, zumal dieses Diobol schon seit vielen, vielen Jahren in keiner Auktion mehr aufgetaucht ist. [Abbildungen dieses Diobols finden sich allerdings u. a. in den Werken: N. K. Rutter et al. (Hrsg.), Historia Numorum Italy, London 2001, Katalog-Nr. 1063 und Oliver D. Hoover, Handbook of Coins of Italy and Magna Graecia, Lancaster/London 2018, Katalog-Nr. 915].

Da die antiken Römer diesen Ringkampf zwischen Herakles und Antaios aber ebenfalls auf Münzen, genauer gesagt auf bronzenen Prägungen verewigten, ist es hilfreich einen Blick auf diese nicht ganz so seltenen Münzen zu werfen. Wie aus den Rückseiten beider Bronzeprägungen ersichtlich, ringt Herakles mit Antaios und hebt ihn dabei deutlich vom Boden, der Energiequelle seiner Mutter ab.

Philippus I. (244-249 n. Chr.), Bronzenominal (um 244-249 n. Chr.), Bronze, 23,82 g, Ø 31 mm, Münzstätte Tarsos (Kilikien). Bildquelle: Münzen & Medaillen GmbH, Auktion 48 (24. Mai 2019), Los 1307.

Gekoppelt ist die Rückseite aus Abb. 1 mit einer Vorderseite, die die nach rechts gewandte belorbeerte Büste des Kaisers Caracalla mit Paludament und Panzer zeigt. Auf der Vorderseite der Bronze aus Abb. 2 erscheint uns eine drapierte und gepanzerte Büste des Kaisers Philippus I. mit Strahlenkrone nach rechts. Während die Bronze mit Caracalla aus Alexandreia in der Troas stammt, kommt jene mit Philippus I. aus Tarsos in Kilikien. Der Ringkampf des Herakles mit dem Riesen Antaios war also ebenso im Westen (Troas) wie auch im Osten (Kilikien) des antiken Kleinasiens gut bekannt.

Die Numismatiker Houghton und Hoover stufen das nicht abgebildete Diobol aus Taras/Tarent mit R2 (2-25 Exemplare) ein.

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