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Michael Kurt Sonntag

Großbritannien: Der Gedenk-Sovereign von 1989


Wenn man vom britischen Sovereign spricht, denkt die Mehrheit der Sammler sicherlich sofort an die eindrucksvollen Goldmünzen zu ½, 1, 2 und 5 Sovereigns (£), die vorderseitig die Büste oder das Porträt des jeweiligen britischen Monarchen abbilden und rückseitig den Drachen niederreitenden Sankt Georg zeigen.

Fünffacher Sovereign (5 £) 1984, Gold 916,67/1000, 39,94 g, Ø 36,02 mm, Münzstätte Royal Mint. [Bildquelle: MA-Shops, F. R. Künker, Osnabrück].

Nun gehören diese 22-karätigen Goldmünzen mit dem von Benedetto Pistrucci 1817 geschaffenen Bildmotiv des Sankt Georg im Kampf mit dem Drachen sicherlich zu den schönsten und bekanntesten britischen Goldstücken, zumal sie von 1871 bis heute unter jedem britischen Monarchen geprägt wurden und es kaum einen numismatisch Interessierten geben dürfte, der solche nicht schon einmal gesehen hat. Und doch ist dieser Sovereign-Typus nicht der älteste der britischen Geschichte. Der Sovereign war nämlich keine Erfindung des frühen 19., sondern eine des späten 15. Jahrhunderts. Genaugenommen, war es König Heinrich VII. (1485-1509), der Begründer der Tudor-Dynastie, der den ersten Sovereign emittierte. Allerdings hieß das Nominal, das er am 26. Oktober 1489 erstmals prägen ließ, Pfund und nicht Sovereign. Nun war das Pfund Sterling als Rechnungseinheit bereits Jahrhunderte alt, als Münze war es vorher jedoch noch nie geprägt worden. Da das neue prächtige Goldpfund zu 20 Shillings auf seiner Vorderseite allerdings die thronende Majestät Heinrich VII., den Souverän des Landes zeigte, wurden diese Goldstücke bald Sovereigns genannt. „Now a magnificent gold pound was issued, and, from the design of the king enthroned in majesty, was called a <Sovereign>.“ (Standard Catalogue of British Coins, Vol. 1, Coins of England, 54. Aufl., London 2019, S. 227). Während die Vorderseite den majestätisch thronenden König im vollen Ornat und mit den Insignien der Macht zeigte, bildete die Rückseite einen vierfeldrigen Wappenschild, der auf der ersten Ausgabe noch gekrönt war, vor dem Hintergrund einer doppelten Tudor-Rose ab.

Erster Goldsovereign Heinrichs VII. (4. Typus), Gold 994,8/1000 (23,8752 Karat), 15,3 g, Ø 41-42 mm. Münzstätte: Royal Mint, London. [Bildquelle: St. Jamses´s Auction 3 (3. Oktober 2005), Los 210].

Der königliche Wappenschild, der die Rückseite schmückte, trug in den Feldern 1 und 4 je drei französische Lilien als Wappen Frankreichs und in den Feldern 2 und 3 jeweils drei englische Löwen als Wappen Englands. Anders als die Vorderseitenlegende, die die Titulatur des Königs nennt (HENRICVS DEI GRATIA REX ANGLIE ET FRANC: DNS´HIB´ [Heinrich von Gottes Gnaden König Englands und Frankreichs, Herr Irlands]), lautet die Rückseitenlegende IESVS AVTEM TRANSIENS PER MEDIVM ILLORVM IBAT (Jesus aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg. [Lukas 4, 30]).


Als der Sovereign 1989 dann 500 Jahre alt wurde, setzte die Royal Mint die Prägung des Sankt-Georg-Sovereigns (siehe erste Abb.), der bis dahin beinahe jährlich verausgabt worden war, für das eine Jahr aus und emittierte an dessen Stelle einen einzigartigen „Geburtstags-Sovereign“. Dieser orientierte sich sowohl vorder- als auch rückseitig an seinem 500 Jahre alten Vorbild und zeigt ähnlich wie jener die thronende Monarchin Elizabeth II. im Krönungsornat mit den Insignien der Macht auf dem Krönungsstuhl von 1303 in der Kollegiatskirche Sankt Peter (Westminster Abbey) und als Pendant dazu das gekrönte Wappen Großbritanniens vor dem Hintergrund der doppelten Tudor-Rose.

Fünffacher Gedenk-Sovereign (5 £) 1989, Gold 916,67/1000, 39,94 g, Ø 36,02 mm, Münzstätte Royal Mint. [B ildquelle: MA-Shops, UK Coinage, UK].

Was die Legenden dieses Gedenk-Sovereigns angeht, so lauten sie vorderseitig auf ELIZABETH · II · DEI · GRA · REG · FID · DEF · und rückseitig auf ANNIVERSARY · OF · THE · GOLD · SOVEREIGN · 1489-1989. Weil sich die Bildmotive allerdings am 500jährigen Vorbild orientierten, wählte man auch für die Legenden eine wohl proportionierte moderne Version der Lombardischen Schrift des späten 15. Jahrhunderts. „A well-proportioned modern version of the late fifteenth-century Lombardic script.“ (Kevin Clancy: A History of the Sovereign, Chief Coin of the World, 2. Aufl., London 2017, S. 101). Der Entwurf dieses einzigartigen „Geburtstags-Sovereigns“ stammt vom Bildhauer Bernard R. Sindall.


Übrigens, die Gedenk-Sovereigns von 1989 wurden in den „Nominalen“ von ½, 1, 2 und 5 Sovereigns/Pounds ausgebracht. Ihre technischen Parameter und Auflagen gestalten sich wie folgt:


½ £ = Gold 916,67/1000, 3,994 g, Ø 19,30 mm, Auflage: 13.888* in PP

1 £ = Gold 916,67/1000, 7,988 g, Ø 22,05 mm, Auflage: 15.535* in PP

2 £ = Gold 916,67/1000, 15,976 g, Ø 28,40 mm, Auflage: 7.000* in PP

5 £ = Gold 916,67/1000, 39,940 g, Ø 36,02 mm, Auflage: 5.000* in PP und 2.937 in Stgl.


*Davon 5.000 Stück im Vierer-PP-Satz



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