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Dietmar Kreutzer

Fürst Pückler: Ein Schuldenberg von 600.000 Talern


Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) war ein begnadeter Landschaftsarchitekt, aber auch ein Leben lang in Geldnöten. [Bildqelle: Wikimedia, Krüger].

Schon als Jugendlicher warf der spätere Graf und Fürst sorglos mit Geld um sich. Sein Vater erwog daher, ihn unter Vormundschaft zu stellen. Ende 1804 bat er einen befreundeten Amtshauptmann, eine entsprechende testamentarische Erklärung aufzusetzen: „Wir wünschten, zu dem Rezess noch eine Akte hinzuzufügen, worinnen wir beide erklären, dass es unser Wille sei, unserem Sohn Hermann, wenn er fortfährt, ein Verschwender zu sein, wie er es bis jetzt gewesen, die Herrschaft Muskau nicht zu geben, oder doch wenigstens mit der Einschränkung, dass er nicht frei darüber disponieren kann.“ (Hermann Graf von Arnim, Willi A. Boelcke, Muskau - Standesherrschaft zwischen Spree und Neiße, Frankfurt/Main 1978, S. 148).


Bis zum Tode des Vaters wurde jedoch keine derartige Verfügung getroffen. So stürzte sich der Sohn in Ausgaben, welche seine neuerdings zu Preußen gehörende Standesherrschaft überforderten. Im Jahr 1817 waren immerhin 200 Menschen mit dem Ausbau von Park und Schloss Muskau beschäftigt. Zu diesem Zeitpunkt lastete bereits ein Schuldenberg von etwa 400.000 Talern auf der Standesherrschaft. In seiner Naivität glaubte der junge Graf, seine Stallungen und Equipagen mit nur 2.000 Louis d'or im Wert von 10.000 Talern einrichten zu können. Ebenso blauäugig ging er an seine übrigen Unternehmungen heran. Bereits nach kurzer Zeit drohte die Überschuldung. Die Hochzeit mit der neun Jahre älteren Lucie von Hardenberg sollte frisches Geld ins Haus bringen: „Dass Du Geld mitbringst, ist sehr zweckmäßig, denn ich habe gar keins.“ (Ebenda, S. 163).


Auch nach der Revolution wurden die französischen Standard-Goldmünzen noch häufig Louis d'or genannt. [Bildquelle: CGB, Live Auction Dezember 2019, Lot 366].

Die Mitgift war nach einigen kostspieligen Bällen auf Schloss Muskau jedoch verprasst. Schon nach wenigen Jahren der Ehe gab Lucie ihren Mann zugunsten einer zweiten, finanziell lukrativen Eheschließung frei. So schaute sich der inzwischen zum Fürsten beförderte Hermann in Großbritannien nach einer guten Partie um. Vier Kandidatinnen kamen in die engere Wahl: „Die erste, des Doktors Tochter, hübsch und accomplie mit wenigstens 50.000 Livres Sterling, zweitens eine andere, Kaufmannstochter, sehr hübsch, gut und dumm, mit 40.000, drittens eine vornehme Hässliche, mit 100.000, viertens eine Sanfte, Kluge, Hübsche und Vornehme, nur mit 25.000.“ (Ebenda, S. 194). Als der Fürst im Jahre 1829 zurückkehrte, hatte er allerdings keine Braut gefunden, sondern eine Nebenbeschäftigung: das Schreiben. Mit seinem eingängigen Reisetagebuch über England verdiente er insgesamt an die 40.000 Taler.


Die Mitgift in britischen Pfund, vom frankophonen Adel als Livre Sterling bezeichnet, zeigte für Pückler den Wert einer Ehe an. [Bildquelle: Sovereign Rarities].

Als Pückler im Jahr 1839 nach einer langen Reise durch Afrika in die Heimat zurückkam, staunte die ihm weiterhin freundschaftlich verbundene Ehefrau Lucie nicht schlecht. Der Fürst hatte Machbuba mitgebracht, eine äthiopische Sklavin: „Die Biografen sind sich einig, dass Machbuba der einzige Mensch war, den Pückler wohl selbstlos liebte, vielleicht auch in dem Gefühl, von ihr auf selbstlose Art geliebt zu werden. 1837, auf einem Sklavenmarkt zu Gontar, hatte er die einem Massaker entronnene Tochter eines Fürsten, die zweite weibliche 'Schlüsselfigur' seines Lebens, damals wohl zwölfjährig, gekauft (…).“ (Ebenda, S. 208). Als das junge Mädchen bereits im Herbst 1840 in Muskau starb, war der Fürst untröstlich.


Für 1.170.000 Taler verkaufte Fürst Pückler-Muskau im Jahr 1845 seinen Muskauer Besitz. [Bildquelle: Teutoburger Münzauktion, Auktion 125, Los 1656].

Die Arbeit in seinen Parkanlagen war zwischenzeitlich weitergegangen. Die aufgelaufenen Schulden drohten Pückler jetzt zu ersticken. Die Erträge als Schriftsteller konnten ihn nicht retten, vermochten lediglich seine Reisekasse aufzufüllen. So sah sich der Fürst im Frühjahr 1845 gezwungen, seinen wertvollsten Besitz zu veräußern. In seinem Tagebuch notierte er: „Die Herrschaft Muskau verkauft für 1.170.000 Taler, muss aber einen Tausch eingehen, um das Geschäft zustande zu bringen, der mich 100.000 Taler kostet. Überhaupt bleibt bei der Masse Schulden nicht allzu viel übrig. Dem ungeachtet danke ich Gott im sechzigsten Jahr endlich dahin gekommen zu sein, niemandem mehr etwas zu schulden.“ (Ebenda, S. 218).


Etwa eine Million Taler hatte er in vierzig Jahren in das Schloss und den Park Muskau investiert. Das Geld war verloren. Immerhin verblieb ihm nach Abzug von 600.000 Talern Schulden und einem Verlust bringenden Nebengeschäft von 100.000 Talern ein Resterlös, mit dem er sich auf Schloss Branitz bei Cottbus niederlassen konnte. Dort starb er 1871 mit 85 Jahren. Seine „mütterliche“ Gattin Lucie war an seiner Seite geblieben.



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