Herzog Ernst I. der Fromme von Sachsen-Gotha, der von 1640 bis 1675 regierte, wird durch ein bronzenes Standbild auf dem Markt der thüringischen Residenz Gotha direkt vor dem Schloss Friedenstein geehrt, das 1904 aufgestellt wurde. Dem Bildhauer Caspar Finkenberger standen für das Monument Porträts und Beschreibungen aus dem 17. Jahrhundert zur Verfügung, so dass er den frommen Landesherrn ähnlich darstellen konnte. Der Herzog gab seiner ab 1643 anstelle der 1567 zerstörten Burg Grimmenstein erbaute Residenz den Namen Friedenstein in der Hoffnung, dass die Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) schon bald zu einem guten Ende führen werden. Wie sehr ihm der Frieden wichtig war, bringt der Schlussstein über dem Portal zum Ausdruck. Hier küssen sich die Symbolfiguren des Friedens und der Gerechtigkeit, und darüber kann man das Moto „Friede Ernehret Vnftriede Verzehret“ lesen.
Von Ernst I. spricht man auch heute noch respektvoll, während unzählige seiner fürstlichen Standesgenossen längst vergessen sind. Münzsammlern ist er ein guter Begriff, denn er ließ in Gotha zahlreiche Geldstücke prägen, deren Inschriften in deutscher und lateinischer Sprache seine theologischen, moralischen und politischen Grundsätze unterstreichen. Seine Mahnung, Gott zu loben, zu ehren und zu fürchten, sich um den Erhalt von Frieden und Wohlstand zu mühen, im menschlichen Miteinander Liebe, Treue und Ehrlichkeit walten zu lassen, kann man auf vielen Münzen nachlesen.
Nicht nur auf Talern und Gulden, sondern auch auf kleineren Nominalen hat der Herzog seine frommen Ansichten vermerkt. In ihrem Übermaß an Worten und Mahnungen heben sich die Münzen Ernsts des Frommen von denen anderer Fürsten ab, die mit Porträts, Allegorien und Wappen prunken. Empfänger waren die eigene Familie und Beamtenschaft, aber auch auswärtige Potentaten, während kleine Friedenswunsch-Münzen und andere Werte an einfache Leute gingen. Im Münzkabinett auf Schloss Friedenstein in Gotha können diese und weitere Prägungen von der Antike bis in die Gegenwart besichtigt werden. In seinem Buch „Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert“ (Weimar 1987) teilt Wolfgang Steguweit interessante Einzelheiten über die dort produzierten Geldstücke mit.
Aus der ernestinischen Linie des sächsischen Herrscherhauses der Wettiner stammend, regierte Ernst I. sein Land mit Weisheit und Bedacht, tat sich aber auch als Bauherr, Mäzen sowie Buch- und Kunstsammler hervor. Sein Herzogtum entwickelte sich binnen weniger Jahrzehnte zu einem in Europa bewunderten Staatswesen. Seinen Untertanen bescherte der hochgebildete Herzog einen bescheidenen Wohlstand, und er sorgte für ein geordnetes Schulwesen. Mit den von ihm angeordneten Maßnahmen zur „christlichen Information und Unterrichtung der Erwachsenen und Unwissenden“ wollte er Sitte, Moral und Wissensstand seiner Untertanen heben und ein Vorbild für andere Fürstentümer sein. Allerdings schoss Ernst I. in seinem religiösen und pädagogischen Eifer manchmal übers Ziel hinaus, denn er ließ seine Untertanen ausspionieren, ob sie seine Anordnungen auch wirklich einhalten. Der Herzog richtete ein staatliches Medizinalwesen ein, das besser als in anderen Ländern dastand. Indem er nur noch akademisch gebildeten Ärzten eine Arbeitserlaubnis erteilte und sie anhielt, auch Kräuter zur Heilung der Kranken zu nutzen, legte er durch die Lande ziehenden Kurpfuschern das Handwerk.
Von seiner Berufung zum ersten Diener seines Staates hatte Ernst der Fromme eine hohe Meinung. In seinem Testament von 1654 beschrieb er den Anspruch an sich und seine Aufgabe als Landesherr so: „Und bestehet das Fürstenamt nicht in grosser Pomp und äußerlichen Anstalt, sondern vielmehr in ordentlicher Führung des Regiments und fleißiger gute Aufsicht, dass es im Land allenthalben, sowohl in geist- als weltlichen Sachen, richtig daher gehe, Gottes Ehre befördert, jedermann gleich und unparteyisch Recht ertheilet, Schutz geleistet, das Gute belohnet, das Böse bestrafet, und was sonsten versprochen, fürstlich gehalten werde“. Sofern es in seinen Kräften stand, hat sich Ernst der Fromme an diese seine Prämissen gehalten, was ihm im Gedächtnis späterer Generationen einen angesehenen Platz sichert.
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