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Helmut Caspar

Freud und Leid im Hause Hohenzollern – Hochzeiten, Geburten und Trauerfälle

Wenn es ums Heiraten in ihrer Familie ging, waren die Hohenzollern sehr konservativ. Unstandesgemäße Verbindungen waren verboten, solche zur „linken Hand“ samt Kindersegen hat man geduldet. Auch heute heiraten Angehörige des vormaligen Kaiser- und Königshauses in der Regel Prinzen oder Prinzessinnen, deren Familien vor über hundert Jahren Throne besetzt hatten. Sollte jemand ausscheren und „unterm Stand“ ehelichen, greift ein uraltes Hausgesetz. Innerfamiliäre Sanktionen sind dabei nicht ausgeschlossen. Waren die Ehen standesgemäß, hat man ihnen schon in der Barockzeit Medaillen mit Porträts und Allegorien sowie frommen und aufmunternden Sprüchen gewidmet. Kurfürstlicher, königlicher und kaiserlicher Kindersegen wurde ebenfalls, wenn auch weniger häufig, auf geprägtem Metall gewürdigt.

Als 1646 Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Luise Henriette von Nassau-Oranien heirateten, schuf Thomas Reuss diese undatierte Medaille mit Doppelbildnis und der göttlichen Hand, die einen Baum gießt, darunter würdigt die Medaille des gleichen Künstlers die Geburt des Kurprinzen Karl Emil, der 1674 mit 19 Jahren starb. [Bildquelle: Fotoarchiv Helmut Caspar].

Bei „Preußens“ wurde streng auf Etikette und Tradition geachtet, hier waren die Verästelungen der Stammbäume wichtiger als Liebe, Harmonie und eheliches Glück. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg war zweimal verheiratet, und zwar von 1646 bis 1667 mit Prinzessin Luise Henriette von Nassau-Oranien, nach der Schloss und Stadt Oranienburg benannt sind. Deren erster Sohn Wilhelm Heinrich starb im Kleinkindalter. Der zweite, 1655 geborene Sohn und Kurprinz Karl Emil starb 1674 mit erst 19 Jahren fern der Heimat bei einem Feldzug an der Seite seines Vaters. Thronfolger wurde Friedrich, der 1688 den Thron bestieg, sich 1701 als Friedrich I. in Königsberg zum König krönte und 1713 starb.

Der Gedenktaler von 1667 zum Tod der Kurfürstin Luise Henriette bildet in der brandenburgisch-preußischen Münzgeschichte eine Ausnahme, denn verstorbene Angehörige des Herrscherhauses wurden nicht durch Gedenkmünzen, sondern auch durch Medaillen geehrt. [Bildquelle: Fotoarchiv Helmut Caspar].

Kurfürst Friedrich Wilhelm heiratete 1668 Sophie Dorothea von Holstein-Sonderburg-Glücksburg, eine verwitwete Herzogin von Braunschweig-Lüneburg. Dieser Dame mit dem Spitznamen „Schwarze Dorothea“ wurde nachgesagt, sie habe versucht, die Kinder ihres Mannes aus erster Ehe durch Gift aus dem Weg zu schaffen, um ihrem eigenen Nachwuchs die Thronfolge zu sichern.


Alle mit Freude und Trauer, Glanz und Tod verbundenen Ereignisse in der Hohenzollernfamilie wurden durch Medaillen der Mit- und Nachwelt verkündet. So waren der Tod von Luise Henriette 1667 und ihres Gemahls Friedrich Wilhelm 1688 ebenso die Prägung von Medaillen wert wie das tief betrauerte Ableben des Kurprinzen Karl Emil. Der am 16. Februar 1655 geborene Karl Emil soll das Ebenbild seines Vaters gewesen sein. Von ihm erbte er eine temperamentvolle, gelegentlich aufbrausende Art, und er sah wohl auch so aus wie der kräftig gebaute, mit einer großen Hakennase ausgestattete Große Kurfürst.

Friedrich Wilhelm von Brandenburg musste 1674 seinen Sohn Karl Emil zu Grabe tragen. Die ovale Medaille von 1673 zeigt den 18 Jahre alten Kurprinzen. [Bildquelle: Fotoarchiv Helmut Caspar].

Lesen und lernen war Karl Emils Sache nicht, das überließ er seinem jüngeren Bruder Friedrich, der offenbar ein Bücherwurm und Stubenhocker war. Fritzchen, der spätere Kurfürst und König, war das ganze Gegenteil von Karl Emil. Als er am 11. Juli 1657 im Königsberger Schloss zur Welt kam, hat man ihm und dem Haus Hohenzollern prophezeit, eines Tages zu königlichen Ehren zu kommen, doch gab es dafür keinen realen Grund. Durch den überraschenden Tod von Karl Emil 1674 rückte der wegen eines Unfalls in zartem Kindesalter etwas verwachsene, immer kränkliche und als hässlich geschilderte Friedrich in der Thronfolge auf. Wegen der körperlichen Gebrechen, denen man mit schmerzhaften Korsetten und Streckung der krummen Beine beizukommen suchte, war der kleine Prinz wohl der besondere Liebling seiner Mutter Luise Henriette, während ihm der Vater wenig Zuneigung schenkte.

In der Fürstengruft des Doms am Berliner Lustgarten steht auch der Sarg des 1674 viel zu früh verstorbenen Kurprinzen Karl Emil. [Bildquelle: Fotoarchiv Helmut Caspar].

Angesichts des überraschenden Todes vom Karl Emil mit nur 19 Jahren fiel der Verdacht auf die Stiefmutter Dorothea. Man traute ihr durchaus zu, den hoffnungsvollen Kurprinzen hinterhältig aus dem Weg geräumt zu haben, damit einer ihrer Söhne ans Ruder kommt. Dergleichen war nicht ungewöhnlich in Herrscherfamilien, und Thronfolgestreitigkeiten konnten sich zu handfesten Kriegen ausweiten, wie es dann tatsächlich im Spanischen Erbfolgekrieg geschah, der von 1701 und 1714 zwischen Österreich sowie Frankreich tobte und weitere Länder in einen schrecklichen Strudel riss.


Als Friedrich Wilhelm 1688 starb, hat man ihm mehrere Medaillen wie diese mit dem Bildnis des auf einen Sockel gehobenen Kurfürsten von Brandenburg gewidmet. [Bildquelle: Fotoarchiv Helmut Caspar].
Die Medaille von 1701 feiert die Krönung des Kurfürsten Friedrich III. am 18. Januar 1701 zum König in Preußen. [Bildquelle: Fotoarchiv Helmut Caspar].

Der nach Karl Emils Tod in der Thronfolge aufgerückte Kurprinz Friedrich hielt sich von seiner ungeliebten Stiefmutter fern, zog sich ins Schloss Köpenick zurück und war stets in Angst vor einem Giftanschlag. Als 1687 Prinz Ludwig, Friedrichs jüngerer Bruder aus der ersten Ehe von Friedrich Wilhelm, mit 21 Jahren an Scharlach starb, erhielten die Gerüchte neue Nahrung. Am Berliner Hof zerriss man sich das Maul, was an den Giftmordgeschichten dran ist, welche Rolle die Kurfürstin dabei spielt und wer das nächste Opfer ist. Nichts ließ sich beweisen, aber seither steht die „schwarze Dorothea“ in dem Ruf, etwas mit unnatürlichen Sterbefällen in ihrer Familie zu tun gehabt zu haben.

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