Am 8. Januar 1297 herrschte der Legende nach stürmischem Wetter an der Festung von Monaco:
„Es ist schon tiefe Nacht, als ein Franziskanermönch, mit langer brauner Kutte und weißem Gürtel bekleidet, erschöpft an das Tor der Festung klopft. Den ganzen Weg ist er zu Fuß gegangen, von unten, der Kirche Saint-Marie-de-Port bis hoch auf den Berg. Wie ein ausgehungerter Bettler schaut er aus, mitleiderregend, hilflos. Das Tor öffnet sich.“ (1)
Als der Pilger die Festung betrat, bekreuzigte er sich. Von den drei Wachsoldaten schliefen zwei ihren Rausch aus. Der dritte bat den Pilger, sich zu erklären:
„Doch stattdessen zückt er eine unter der Kutte geschickt verborgene Klinge und tötet einen Wachtposten nach dem anderen. Der falsche Mönch öffnet das Tor und lässt eine Handvoll Soldaten ein. Als endlich Alarm gegeben wird, ist es zu spät.“ (2)
Die Grimaldis hatten die Festung erobert! Seither ließen sie sich nie mehr dauerhaft aus Monaco vertreiben.
Albert Alexandre Louis Pierre Rainier Grimaldi, kurz: Fürst Albert II. von Monaco (2016) – Bildquelle: Wikimedia, Bresson.
Im 17. Jahrhundert festigte sich die Stellung der Grimaldis unter dem Burgherrn Honoré II. (1597-1662). Sein Vormund veranlasste, dass sich der 15-jährige Knabe ab 1612 in der Korrespondenz mit den Spaniern als Fürst ausgab. Im Jahre 1633 erkannte der spanische Hof den Fürstentitel an. Die Herrschaft über den kargen Felsen konstituierte sich damit in einer Art von Staatsgebilde. Zusammen mit dem Titel erhielt der Vormund für seinen Neffen das Recht von Spanien, eigene Münzen zu prägen. Wichtigste Münze wurde ein talergroßer Écu:
„Er trägt auf der einen Seite die Wappen der Grimaldis und Landis mit den Siglen "Honora: II. D: G: Pri: Monoeci", das heißt Honoré II. durch Gottes Gnaden Fürst von Monaco.“ (3)
Auf der anderen Seite prangt das Wappen der Grimaldis mit der Fortsetzung der Titelei sowie dem Prägejahr. Der prunkliebende Honoré II. verständigte sich auch mit den Franzosen. Eine eindrucksvolle, in Paris geprägte Medaille zeugt davon.
Medaille auf Fürst Honoré II. (Frankreich, 1645, Silber, 50,5 Gramm, 52,5 mm) – Bildquelle: Numista, Éditions V. Gadoury.
Im 18. Jahrhundert kam es nur noch vereinzelt zu monegassischen Münzprägungen. Der umtriebige Fürst Honoré V. ließ 1837 ein paar Tausend repräsentative silberne Fünf-Francs-Stücke herstellen. Wegen des Kleingeldmangels wurden darüber hinaus Münzen zu fünf und zehn Centimes aus Kupfer bzw. Bronze ausgegeben. Ein größerer Geldumlauf war auf dem kahlen Felsen auch kaum möglich. Der Broterwerb beschränkte sich auf den Fischfang sowie den Anbau und Verkauf von Blumen sowie Orangen für das nahe Nizza. Mehl war hoch besteuert, Brot daher teuer. Monaco galt als einer der ärmsten Staaten Europas. Ein Klagelied der Leute im Hafenviertel Carmélite begann mit den Worten:
„Ich bin arm Monaco auf einem Felsen, ich säe nicht, ich ernte nicht, und will doch essen.“ (4)
Über die Gründung einer Spielbank versuchte sich Fürst Florestan I. (1785-1856) zu sanieren. Fürstin Marie Caroline, seine Ehefrau, hatten die Idee dazu. Doch angesichts der schlechten Erreichbarkeit des Fürstentums machte die 1855 gegründete Casino-Gesellschaft nur Schulden.
Écu (Monaco, 1653, Silber, 27 Gramm, 42 mm) – Bildquelle: MDC Monaco, Auction 5, Lot 978.
Auf Initiative von Fürst Karl III. (1818-1889) übernahm François Blanc das Casino. Der französische Spekulant war nach dem Verbot des Glücksspiels in Frankreich nach Bad Homburg ausgewandert und hatte dort ein erfolgreiches Casino gegründet. Nachdem er 1863 in das monegassische Geschäft eingestiegen war, ging es bergauf. Hotels und Villen wurden gebaut, Straßen, Schiffsrouten und eine Eisenbahnlinie entstanden. Die Landzunge mit dem Casino wurde zu Ehren des Fürsten in „Monte Carlo“ umbenannt. Als 1872 im neu gegründeten Deutschen Reich das Glücksspiel verboten wurde, war das Casino von Monte Carlo das einzige in Europa. Es avancierte zu einer Attraktion von Weltrang. Weil nicht immer genügend französische Gold- und Silbermünzen zur Verfügung standen, brachte Monaco ab 1879 auch eigene Goldmünzen heraus, die in Paris geprägt wurden. In den Jahren 1878 und 1879 waren das zunächst je 50.000 Exemplare zu 20 Francs. Wenige Jahre später kam es sogar regelmäßig zur Ausgabe großformatiger 100-Francs-Münzen.
5 Francs (Monaco,1837, 900er Silber, 25 Gramm, 37 mm) – Bildquelle: MDC Monaco, Auction 1, Lot 830.
Die in Monaco geprägten Goldmünzen ähnelten den französischen. Offizielles Zahlungsmittel waren sie nur im Fürstentum. Aufgrund ihres Goldanteiles wurden sie aber praktisch überall in Europa akzeptiert. Die 35.000 Exemplare der goldenen „Hunderter“, die von 1882 bis 1886 erschienen, zeigen ein Porträt von Fürst Karl III. Zwischen 1891 und 1904 sind weitere 105.000 Stück mit dem Porträt von Fürst Albert I. geprägt worden. Auch sie entstanden auf Initiative des Casinos, das sie vor allem für das Glücksspiel einsetzte. Die Aufsehen erregenden Münzen des Zwergstaates waren aber auch anderweitig begehrt. In der Times of Philadelphia war im Dezember 1895 zu lesen, dass Hunderte von Besuchern sie als Souvenirs mit nach Hause nahmen. Sie konnten sich es leisten:
„Denn ob Sommer oder Winter, die illustren Gäste kommen tausendfach. Baron de Rothschild und Jacques Offenbach sind unter den ersten, gefolgt vom König Griechenlands, Kaiser Franz-Joseph, Russlands Großherzögen, die nur mit Gold spielen, sowie Kaiserin Eugenie.“ (5)
100 Francs (Monaco, 1891, 900er Gold, 32,2 Gramm, 35 mm) – Bildquelle: Soler y Llach, art and antiques auctions, Lot 898.
In jüngster Zeit wurden monegassische Münzen als einfache Umlaufmünzen wie auch als goldene und silberne „Proben“ in großer Stückzahl gefertigt. Bedeutende französische Medailleure arbeiteten regelmäßig an den Entwürfen. Die Goldmünzen mit dem Porträt von Karl III. entwarf Hubert Ponscarme, der einst die Stilrichtung „Art nouveau“ in die Medaillenkunst trug. Die Münzen mit dem Porträt von Albert I. stammen von dem ebenso namhaften Oscar Roty. Das beeindruckende 100-Francs-Stück aus dem Jahr 1950 mit dem Reitersiegel des Admirals Rainier Grimaldi auf der Rückseite gestaltete der große Pierre Turin, der Art decó in die Medaillenkunst brachte.
100 Francs (Monaco, 1950, Essai, 900er Gold, 25,5 Gramm, 30 mm) – Bildquelle: NumisCorner.
Dietmar Kreutzer
Quellenangaben:
Bettina Grosse de Cosnac: Die Grimaldis – Geschichte und Gegenwart der Fürstenfamilie von Monaco; Bergisch Gladbach 2007, S. 15.
Ebenda.
Ebenda, S. 42.
Dietmar Kreutzer: „Rien ne va plus!“; in: MünzenRevue, Heft 12/2014, S. 27.
Grosse de Cosnac, S. 74f.
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