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Dietmar Kreutzer

Ein schwieriges Geschäft: Finanzielle Aspekte der Auswanderung nach Nordamerika im 17. und 18. Jh.


Millionen von Einwanderern: Deutsche Emigranten im Hamburger Hafen. Bildquelle: Wikimedia, Harper’s Weekly.

Die Mehrheit der Arbeiter in den englischen Kolonien Nordamerikas kam aus Europa. Um Arbeitslosigkeit, Armut und Unterdrückung in England und auf dem amerikanischen Kontinent zu entgehen, unterschrieben viele der Auswanderer Verträge, in denen sie sich verpflichteten, als Gegenleistung für die Überfahrt in die Neue Welt fünf bis sieben Jahre lang „sämtliche Arbeiten zu verrichten, die ihnen von ihre Arbeitgeber aufgetragen werden“. Danach sollten sie frei sein und ein eigenes Stück Land erhalten.


Ein Teil dieser Einwanderer, insbesondere die Redemptionisten aus Deutschland, hatte die Möglichkeit, innerhalb eines bestimmten Zeitraums nach der Ankunft in Amerika das Geld für die Überfahrt durch selbstständiges Aushandeln einer derartigen Dienstverpflichtung oder auf andere Weise zu beschaffen. Diese beiden Einwanderergruppen stellten mehr als die Hälfte der Arbeiter in den Kolonien. Die Seereise von Europa aus dauerte meist acht bis zwölf Wochen, wobei die Auswanderer oft wie Vieh in die Schiffe gepackt wurden, so dass viele während der Überfahrt erkrankten und starben. Johannes Gohr, der diese Tortur 1732 überlebt hatte, schrieb dazu später: „Um nicht zu verhungern, mussten wir Ratten und Mäuse essen. Für eine Maus bezahlten wir zwischen 8 Pence und 2 Shillingen, 4 Pence für einen Liter Wasser.“ (Philip S. Foner, Reinhard Schultz, Das andere Amerika, Berlin 1986, S. 27).


Ein Königreich für eine Maus: Halber Penny (Großbritannien, 1730, Kupfer). Bildquelle: Künker, eLive 42, 669.

Wegen des Mangels an Arbeitskräften gab es in den einzelnen Regionen häufig Regelungen zur maximal zulässigen Lohnhöhe. So wurden in Massachusetts zu verschiedenen Zeiten gesetzliche Festsetzungen von Löhnen vorgenommen: „Im Jahre 1633 bestimmte der General Court, dass Carpenter, Maurer, Sägearbeiter, Mäher, Mühlenbauer usw. nicht mehr als 2 Shilling (50 Cents) Tagelohn erhalten dürften, wenn sie sich selbst Kost und Logis hielten, oder 14 Pence ohne Kost und Logis. Der Lohn ungelernter Arbeiter in denselben Gewerben wurde durch den Gemeindekonstabler und zwei Andere festgestellt. Die besten ungelernten Arbeiter hatten 18 Pence, also 37 ½ Cents pro Tag. Ein guter Schneider erhielt 12 Pence, ein schlechterer 8 Pence mit Kost und Logis. Die Arbeitszeit war von Sonnenaufgang bis zu Sonnenuntergang, doch war vorgeschrieben, wie viel Zeit für Essen und Ruhe gebraucht werden konnte. Wer mehr Lohn zahlte oder nahm, wurde mit fünf Shilling bestraft, eine gesetzliche Bestimmung, die später dahin abgeändert wurde, dass nur der Arbeiter, der mehr Lohn nahm, zu bestrafen sei.“ (Aus dem Leben der amerikanischen Arbeiter zur Kolonialzeit, in: Der Pionier, 35. Jahrgang, München 1916, S. 37ff.).


Frühe Kolonialprägungen: Pine Tree Shillings (Massachusetts, 1652, Silber). Bildquelle: Collectors Universe.

Die Kolonisten rechneten vorwiegend in englischen Pfund, Schilling und Pence. Wegen der schlechten Handelsbilanz mit dem englischen Mutterland war Münzgeld jedoch knapp. Zudem litten die Kolonien unter massiver Münzfälschung. Die Gesetzgebende Körperschaft von Massachusetts beschloss daher im Frühjahr 1652, eine eigene Münzstätte einzurichten. „Die ersten Emissionen trugen ein einfaches Gepräge: auf der einen Seite das Monogramm NE und auf der anderen die Münzwertangabe. Aber auch diese Münzen wurden so häufig beschnitten, dass man nach einem Jahr die Ausgabe einstellte und fortan neue Münzen mit beschrifteten Rändern schlug. Das Erstausgabejahr 1652 wurde mehrere Jahre lang den Münzen aufgeprägt, die je nach dem Münzbild als Weiden-, Eichen- oder Pinienmünzen bezeichnet wurden.“ (Elvira und Vladimir Clain-Stefanelli, Das große Buch der Münzen und Medaillen, Augsburfg 1991, S. 117).


Rosa Americana von William Woods: Penny (Großbritannien, 1722, Kupfer). Bildquelle: Collectors Universe.

Auch in Maryland gab es etwas später den Versuch, eigene Münzen herzustellen. Findige Briten suchten ein Geschäftsmodell daraus zu machen. Ein englischer Metallarbeiter namens William Wood etwa besorgte sich 1722 mit List und Tücke ein königliches Patent mithilfe der Herzogin von Kendall: „Seine aus einer Kupferlegierung geschlagenen, sorgfältig gestalteten Münzen zeigen auf den Revers eine wunderschöne geöffnete Rose. Die Kolonisten freilich waren von der Schönheit dieser ‚Rosa Americana‘ wenig angetan: Sie wollten Gold- oder Silbermünzen haben und waren noch nicht bereit, Scheidemünzen zu akzeptieren.“ (Ebenda, S. 117).


Die Siedler, die beim Aufbau der Wirtschaft dringend auf Zahlungsmittel angewiesen waren, erwogen die Ausgabe von Papiergeld: „In Virginia gaben die Siedler Scheine aus, die durch eingelagerte Tabakfässer gedeckt waren. In Massachusetts gründeten sie eine Hypothekenbank, die durch Grundbesitz gedeckte Banknoten emittierte. Anderswo forderten mehrere Siedlerparlamente das Recht, auf Pfund Sterling lautende Banknoten zu emittieren. London verweigerte seine Zustimmung, worauf die britischen Gouverneure ihr Veto einlegten. Im Jahre 1751 verbot das britische Parlament jegliche Papiergeldemission.“ (René Sedillot: Muscheln, Münzen und Papier – Die Geschichte des Geldes; Frankfurt/Main 1992, S. 192).


Fünfundzwanzig Jahre später kam es zum Unabhängigkeitskrieg. Eine der Forderungen der Revolutionäre: eine unabhängige Währung.


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