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Helmut Caspar

Ein Haus und drei Jubiläen – Berliner Münzkabinett würdigte Erivan und Helga Haub-Stiftung

Kürzlich fand im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel eine eindrucksvolle Feier anlässlich eines dreifachen Jubiläums statt. Das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz erinnerte an 300 Jahre Mittelaltersammlung, an 120 Jahre Bode-Museum und an 20 Jahre Erivan und Helga Haub-Stiftung. Der Direktor des Münzkabinetts, Bernhard Weisser, zog eine erfreuliche Bilanz der Arbeit in den vergangenen Jahrzehnte und dankte insbesondere Helga Haub und ihrem 2018 verstorbenen Mann Erivan Haub für ihre großzügige Unterstützung der Arbeit dieser Sammlung.


Unvergessen ist der Besucherandrang vor dem Bode-Museum. Viele Gäste hatten 2004 die einmalige Gelegenheit, auch einen Blick in den 50 Meter langen Tresor zu tun, in dem über eine halbe Million Münzen, Medaillen und andere Objekte sicher verwahrt werden und der Forschung und Lehre zur Verfügung stehen. Fotos: Caspar.


Das Berliner Münzkabinett gewann vor 20 Jahren in Erivan und Helga Haub zwei wichtige Förderer. Bernhard Weisser stellte Schenkungen wie den Berliner Goldgulden des brandenburgischen Kurfürsten Joachim I. von 1518 und, ganz aktuell mit großem Beifall bedacht, einen dem Kabinett geschenkten Taler des Grafen Jobst Nikolaus II. von Hohenzollern-Hechingen aus dem Jahr 1544 vor.

„Die Erivan und Helga Haub-Stiftung ist seit 20 Jahren mit allen Aktivitäten und Erfolgen des Münzkabinetts verbunden. Sie besteht aus einem Stiftungsvermögen, aus dessen Erträgnissen Erwerbungen getätigt werden können. Darüber hinaus hat das Ehepaar Haub viele Einzelschenkungen vorgenommen, die sich mittlerweile zu einem hohen Wert summieren“,

sagte Bernhard Weisser in der Feierstunde. Eine bedeutende Schenkung war 2014 der älteste datierte Goldgulden von Berlin aus dem Jahr 1518 anlässlich des Abschieds von Bernd Kluge als Direktor des Münzkabinetts.


Das Berliner Münzkabinett gewann vor 20 Jahren in Erivan und Helga Haub (Bildmitte mit Bernhard Weisser und Antje Scherner) zwei wichtige Freunde und Förderer. In seiner Rede in der Basilika des Bode-Museum hob Bernhard Weisser die Verdienste der Mäzene um das Kabinett hervor. Foto: Caspar.


Große Verdienste erwarb sich die Erivan und Helga Haub-Stiftung auch um den Interaktiven Münzkatalog des Münzkabinetts (IKMK). Bernhard Weisser erinnerte daran, dass Helga Haub die Förderung den Onlinekatalog des Münzkabinetts zu ihrem „Baby“ gemacht hat. Sie stellte ihm erhebliche Mittel zur Verfügung und tut es weiter. Am 20. Mai 2007, dem Internationalen Museumstag, wurde die Datensammlung in einem internationalen Kolloquium der Öffentlichkeit übergeben.

„Seitdem feiern wir stets am 20. Mai Geburtstag. Aus dem Baby ist ein veritabler Teenager geworden. Derzeit sind über 31 Institutionen und mehr als 40 Sammlungen an ihm beteiligt. Wir haben inzwischen fast 140.000 Objekte erfasst. Die IKMK-Familie wächst weiter, und es gibt einen Kreis von Wohlgesonnenen um uns herum, zu dem Sie alle gehören, die sie heute mit uns feiern. Dafür bin ich, dafür sind wir zutiefst dankbar“,

sagte Weisser.


Einer der Förderer des Berliner Münzkabinetts ist der Osnabrücker Münzhändler Fritz Rudolf Künker, hier im Gespräch mit Bernd Kluge. Der frühere Kabinettsdirektor und Ehrenmitglied der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin widmet sich in seinem „Unruhestand“ ganz der Erforschung der Münzen des Ostfränkischen Reichs aus der Zeit nach Karl dem Großen. Foto: Caspar.


Die Wiedereröffnung des Münzkabinetts nach sechsjähriger sanierungsbedingter Schließung fiel 2004 mit dem hundertjährigen Jubiläum des nach Plänen von Ernst von Ihne erbauten und 1956 nach dem berühmten Museumsdirektor Wilhelm von Bode benannten Bode-Museums zusammen. 1904 als Kaiser Friedrich-Museum im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und den „Spitzen des Reichs“ feierlich eröffnet, ist es eine viel besuchte Heimstatt der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst sowie des Münzkabinetts. Dieses erhielt 1724, vor nunmehr 300 Jahren, den Grundstock seiner weltweit einmaligen Mittelaltersammlung, die heute rund 66.000 Stücke enthält.


Das Münzkabinett verdankt Erivan und Helga Haub bedeutende Schenkungen wie den seltenen Berliner Goldgulden des brandenburgischen Kurfürsten Joachim I. von 1518. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18217328.


Wie Christian Stoess (Kurator des Münzkabinetts) in der Feierstunde berichtete, legte Johannes Rau, seines Zeichens Propst an der Berliner Nikolaikirche, den Grundstock für die Mittelaltersammlung, als er seine 1500 „Blechmünzen“der Akademie der Wissenschaften überließ. Für Johannes Rau waren die Denare und Brakteaten wichtige Quellen für die Historie und gut geeignet, die Genealogie mittelalterlicher Herrscher zu dokumentieren und wichtige Erkenntnisse über die Landesgeschichte zu gewinnen. Bis heute haben viele Generationen an dieser Sammlung weiter gearbeitet, sie ausgebaut, verbessert und wissenschaftlich erschlossen, sagte Stoess und nannte bedeutende Sammler von Johann Carl Wilhelm Moehsen bis Hermann Dannenberg.


Im Verlauf der vom Streichorchester der Neuen Philharmonie und der Sängerin Alexandra Kreutz musikalisch umrahmten Festveranstaltung richteten Karsten Dahmen (Münzkabinett), Gero Dimter (Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und Antje Scherner (Direktorin der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst im Bode-Museum) den Blick zurück auf geleistete Arbeit und nach vorn auf Projekte, Ausstellungen und andere Vorhaben. Trotz angespannter Haushaltslage stehen im Münzkabinett weder die Forschung noch die Ausstellungsarbeit still. Schon jetzt bereiten sich die Staatlichen Museen auf die Zweihundertjahrfeier der Eröffnung von Schinkels Altem Museum am Lustgarten 2030 und zwei Jahre später auf den Abschluss der Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im Pergamonmuseum vor. Im Münzkabinett werden mit Unterstützung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin verschiedene Bestandsgruppen untersucht sowie Ausstellungen und Publikationen erarbeitet.


Helmut Caspar

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