Am 12. Januar 2004 erschien in der Auktion der Classical Numismatic Group, Triton VII, ein bis dahin unbekannter Goldstater des Königs Euagoras II. von Salamis (361-351 v. Chr.). Dieser zeigt auf seiner Vorderseite einen auf einer Grundlinie nach links stehenden Löwen, der seinen Vorderkörper so abgesenkt hat, als würde er an etwas nagen, das er mit seiner linken Vorderpranke festhält. Auf seiner Kruppe steht zudem ein Adler mit geschlossenen Flügeln und zurückgewandtem Kopf. Die Rückseite schmückt ein Bogenschütze mit einem kurzen ärmellosen Gewand und einem geschultertem Köcher. Links davon im Münzfeld findet sich das griechische Buchstabenkürzel EYA für Euagoras.
Dieser auf 20.000 US-Dollar geschätze Stater wurde in der erwähnten Auktion für 26.000 US-Dollar zugeschlagen.
Als die Numismatikerin Evangéline Markou ihr Standardwerk „L´or des rois de Chypre“ (Das Gold der Könige von Zypern) 2011 veröffentlichte, kam es allerdings zu einer bösen Überraschung. Hierin erschien der eingangs erwähnte Goldstater nämlich im Fälschungsteil des Kataloges (vgl. Seite 314, III, des erwähnten Buches). Die einzigen Goldstatere, die sie in ihrem Werk als echt anerkannte, waren die fünf motivgleichen bereits bekannten Münzen, die vorderseitig ebenfalls einen Löwen mit Adler zeigen, rückseitig aber das Porträt der Aphrodite mit Mauerkrone entweder nach links oder nach rechts gewandt tragen.
Es war nun aber nicht der fehlende Stern zwischen Löwe und Adler auf der Vorderseite des Goldstaters auf der ersten Abbildung, der Markou dazu bewog, an der Echtheit der Münze zu zweifeln, sondern die Rückseite mit dem Bogenschützen, den sie als Herakles interpretierte. Dann stellte sie aber fest, dass Herakles wiederum auf allen zypriotischen Münzen das Löwenfell trage, bloß auf dem neu entdeckten Goldstater nicht. Zudem hielt sie die Falten seiner Tunika für zu gut definiert.
Am 5. Januar 2016 bot das eingangs erwähnte Auktionshaus Classical Numismatic Group, Triton XIX, diesen einzigartigen Goldstater, der in der Zwischenzeit wieder bei ihm gelandet war, erneut in seiner Auktion an und erklärte im dazugehörigen Auktionskatalog u. a.: „E. Markou, in her book on the gold coinage of Cyprus, condemned this coin based on the iconography of the reverse. However, that determination was predicated on the assumption that the figure represented Herakles, which it clearly does not. In private correspondace with Markou, she agreed that the type more likely represented Artemis or Apollo, but still rejects this iconography on a Cypriot coin.“ [In ihrem Buch über die Goldmünzen von Zypern, verurteilte E. Markou diese Münze auf der Grundlage ihrer Rückseitenikonografie. Allerdings gründete ihre Entscheidung auf der Annahme, die Figur stelle Herakles dar, was sie ganz klar nicht tut. Im privaten Briefwechsel mit Markou, stimmte sie zu, dass der Typ wohl eher Artemis oder Apollo darstelle, lehnt diese Ikonografie auf einer zypriotischen Münze aber immer noch ab. (Übersetzung: Michael Kurt Sonntag)] Ferner weist das Auktionshaus daraufhin, dass eine bogenschießende Artemis oder ein bogenschießender Apollon auf griechischen Münzen nichts ungewöhnliches sei, auch wenn dies für zypriotische Münzen einzigartig sein dürfte und sagt wörtlich: „The coin is clearly of ancient manufacture, and genuine in all respects.“ [Die Münze ist eindeutig von antiker Herstellung und echt in jederlei Hinsicht. (Übersetzung: Michael Kurt Sonntag)] Den Numismatikern des Auktionshauses zufolge stand dieser Stater ohne Stern zwischen Löwe und Adler sowie mit Artemis oder Apollon auf der Rückseite wohl am Anfang der Goldstaterprägung Euagoras´ II.
Der nunmehr auf 30.000 US-Dollar geschätze einzigartige Goldstater wurde in der zuletzt angesprochenen Auktion für 55.000 US-Dollar zugeschlagen. #Antike #ClassicalNumismaticGroup #Stater #Goldstater #KönigEuagorasII #Salamis #EvangélineMarkou #Auktion #Münzauktion #USDollar #MichaelKurtSonntag
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