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Michael Kurt Sonntag

Die weiblichen Liberty-Allegorien auf US-Goldmünzen

Nun hatte man in den Vereinigten Staaten von Amerika zwischen 1795 und 1933 bereits unzählige weibliche Liberty-Allegorien auf Goldmünzen verewigt, allerdings nie auf einer Goldmünze im Feingewicht von einer Unze. Die schwersten Goldmünzen auf denen die Lady Liberty, wie die Freiheits-Allegorie liebevoll genannt wurde, in der besagten Periode erschien, waren nämlich die 20-Dollar-Goldstücke, die man von 1849 bis 1933 herausbrachte. Diese bestanden aus 900er Gold und wogen 33,436 g Rauh- und 30,0924 g Feingewicht bei einem Durchmesser von 34 mm. Bis zum Gewicht von einer Unze fein (31,1035 g) fehlte diesen Goldstücken also noch exakt 1,0111 g.

Als man 2009 daran schritt, eine Liberty-Allegorie auf einer Unze Feingold zu verewigen, war dies aber nicht dem Wunsch geschuldet, hierdurch eine moderne Barrenmünze zu schaffen, wie man dies bereits 1986 mit der Einführung des Gold-Eagle gemacht hatte. Vielmehr sollte damit bewiesen werden, dass man nun endlich in der Lage war, den Double Eagle (das 20-Dollar-Goldstück) von 1907, des Münzdesigners Augustus Saint-Gaudens, auch in ultrahohem Relief zu prägen. Saint-Gaudens hatte zwar ein paar 20-Dollar-Münzen seines Double Eagles in ultrahohem Relief fertigbekommen, doch eignete sich sein extrem hohes Relief nicht für eine umfangreiche Prägung für den regulären Zahlungsverkehr. Der Grund: Die Herstellung der Stempel war noch nicht so ausgeklügelt wie heute und auch das Gold war in der gesetzlich vorgeschriebenen 900er Legierung zu spröde bzw. nicht weich genug für die ultrahohe Reliefprägung. Deshalb führte man in der Folge die 20-Dollarstücke mit deutlich niedrigerem Relief aus. Dadurch dass man die Münzrohlinge der 2009er Prägung nun aber aus 999,9er Feingold gefertigt, die Stärke der Münze auf 4 mm erhöht und den Durchmesser auf 27 mm reduziert hatte, war es endlich möglich geworden, die ultrahohe Reliefprägung erfolgreich umzusetzen. Doch hatte man bei diesen Parametern eine Unze Feingold eingesetzt.

20 Dollars, 2009, Gold 999,9/1000, 1 Unze Feingewicht, Ø 27 mm, Rand: E PLURIBUS UNUM, Auflage: 114.427 in unc., Münzstätte West Point. [Bildquelle: US-Mint].

Weil dieses Liberty-Design von Saint-Gaudens aber schon von 1907 bis 1933 im regulären Zahlungsverkehr erschienen war und auch die Liberty-Darstellung der 1986 eingeführten Eagle-Goldbarrenmünze auf dasselbe Vorderseiten-Design Saint-Gaudens zurückging, wagte sich die US-Mint 2015 schließlich an eine völlig neue, bis dahin noch nie gesehene Freiheitsallegorie. Den Ausschlag dazu hatten Gespräche mit dem „Citizens Coinage Advisary Committee“ (dem Münzberatungskommittee der Bürger, kurz CCAC) gegeben, in denen jenes der Münzstätte eine moderne Darstellung der Liberty empfahl, welche die Diversität der Nation wiederspiegeln sollte. „The CCAC recommended a modern view of Liberty that reflects the nation´s diversity.“ (R. S. Yeoman et al. (Hrsg.): The Official Red Book. A Guide Book of United States Coins, Pelham 2018, S. 383). Was dabei herauskam, war eine 100-Dollar-Goldmünze im Feingewicht von einer Unze in hohem Relief, die vorderseitig eine beinahe Ganzkörperdarstellung der Lady Liberty zeigt, die antikisch gewandet ist, einen Lorbeerkranz auf dem Haupt und in ihrer Rechten eine brennende Fackel trägt sowie in ihrer Linken eine US-Fahne hält. Der Adler der Rückseite scheint zumindest ein Stück weit von dem der 20-Dollar-Münze inspiriert, hält aber im Gegensatz zu jenem einen Lorbeerzweig in seinen Fängen und fliegt nicht vor aufgehender Sonne im Hintergrund. Außerdem nennt dieses Goldstück Feingewicht und Feingehalt, was es wiederum zu einer echten Goldbarrenmünze (bullion coin) macht.


100 Dollars, 2015, Gold 999,9/1000, 1 Unze Feingewicht, Ø 30,6 mm, Rand geriffelt, Auflage: 49.325 in unc., Münzstätte West Point. [Bildquelle: US-Mint].

Zwei Jahre später, zur 225. Gründungsfeier der US-Mint, prägte die Münzstätte allerdings neue, eigens dafür hergestellte 100-Dollar-Goldstücke. Doch anders als auf der Goldmünze von 2015, auf der die Liberty-Allegorie noch die Gesichtszüge einer jungen weißen Amerikanerin trägt, sind die Gesichtszüge der nun nach links blickenden Lady Liberty, die einer jungen schwarzen Amerikanerin.

100 Dollars, 2017, Gold 999,9/1000, 1 Unze Feingewicht, Ø 30,6 mm, Rand: 225th ANNIVERSARY U.S. MINT, Auflage: 27.365 in unc., Münzstätte West Point. [Bildquelle: US-Mint].

Dies bedeutete ein absolutes Novum in der US-Münzgeschichte, da die Freiheits-Allegorie bis dahin noch nie die Züge einer Afroamerikanerin aufwies. Der Adler der Rückseite ist ebenfalls eine komplette Münzneuschöpfung. Weil die Münze vorderseitig aber das Jubiläumsdatum 1792-2017 trägt und auf dem Rand eine anlassbezogene Beschriftung aufweist, handelt es sich in diesem Fall nicht um eine simple Goldbarrenmünze mit Liberty-Motiv, sondern um eine solche mit Gedenkcharakter.


Der von der CCAC angeregten Idee, der Diversität der Nation Rechnung zu tragen, folgte man auch 2019 wieder, als die US-Mint eine neue 100-Dollar-Goldmünze prägte, die wiederum ein völlig neues, andersartiges junges Liberty-Gesicht transportierte.

100 Dollars, 2019, Gold 999,9/1000, 1 Unze Feingewicht, Ø 30,6 mm, Rand geriffelt, Auflage: max. 50.000 in unc., Münzstätte West Point. [Bildquelle: US-Mint].

Die 13 Licht-Strahlen, die vom Kopf dieser Liberty ausgehen, sollen laut US-Mint den freien und kreativen Geist des amerikanischen Volkes symbolisieren. Es ist dies die bisher letzte 100-Dollar-Goldbarrenmünze in Hochrelief mit weiblicher Liberty-Allegorie. #USA #Goldmünze #Goldbarren #Münze #Liberty #LadyLiberty #USMint #Afroamerikaner #Unze #MichaelKurtSonntag

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